OÖ. Das Zusammenleben in der Klasse kann für einige Schüler zur Tortur werden, etwa wenn gemobbt werden. Wie Betroffene, Eltern und auch Lehrer mit solchen Situationen umgehen sollen und welche Hilfe sich bietet:
„Die Schule ist ein Ort des Lernens – nicht nur in Bezug auf verschiedene Unterrichtsfächer, sondern auch im sozialen Bereich“, sagt Markus Schreiner, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Fachgruppen-Stellvertreter für Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Ärztekammer für Oberösterreich. Denn die Kinder und Jugendlichen lernen dort, wie das Zusammenleben unterschiedlichster Menschen funktioniert, wie Konflikte gewaltfrei bewältigt werden können, wie man für sich und andere einsteht.
Leider kommt es dabei immer wieder zu Mobbing. Darunter versteht man eine systematische soziale Ausgrenzung. Betroffene werden über einen längeren Zeitraum beleidigt, beschimpft, ausgeschlossen, ignoriert oder auch körperlich angegriffen.
Mobbing-Opfer leiden still
Mobbing ist jedoch nicht immer leicht zu erkennen. Denn die Täter führen ihre Handlungen oft verdeckt durch, während die Betroffenen im Stillen darunter leiden.
Mobbing ist keinesfalls zu verharmlosen, „denn die Folgen sind für Betroffene oft schwerwiegend“, sagt Schreiner. Damit wird ihr Selbstwert geschwächt, sie fühlen sich hilflos und einsam. Oft kommt es bei Betroffenen zu einem Leistungsabfall, Konzentrationsschwierigkeiten, Angst vor dem Schulbesuch, aber auch zu körperlichen Symptomen, wie etwa Schlafstörungen oder Kopfschmerzen.
„Mobbing kann jeden treffen. Deshalb ist es wichtig, Kinder und Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren, um in einem Mobbingfall rasch zu reagieren. Viele Mobbing-Opfer schweigen, da sie sich schämen, gemobbt zu werden. Oft haben sie auch Angst, dass ihnen nicht geglaubt wird und sie nicht ernst genommen werden“, erklärt Schreiner.
Was man als Elternteil tun kann
Eltern sollten sich Zeit für ihr Kind nehmen und Interesse zeigen. „Führen Sie regelmäßig Gespräche, hören Sie gut zu und nehmen Sie die Ängste und Sorgen ihres Kindes ernst“, rät Schreiner. Berichtet das Kind von Mobbinghandlungen, sollte als nächstes mit den Lehrern gesprochen und die Vorfälle thematisiert werden.
Selbst mit dem Täter in Kontakt zu treten, sollten die Eltern aber vermeiden. Dies erhöht meist den Druck auf die Mobbing-Betroffenen. Auch von einer Kontaktaufnahme zu den Eltern des Täters ist abzuraten, da auch dies meist zu einer Verschärfung der Situation führt. Die Schulen selbst kooperieren mit Betreuungslehrern sowie Schul-Sozialarbeitern der Schulpsychologie. Zusammen sollte an fallspezifischen und allgemeinen Lösungen gearbeitet werden.
Eine außerschulische Einrichtung, die im Fall von Mobbing unterstützen kann, ist die Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ. Diese bietet neben Workshops für Kinder und Jugendliche zum Thema Mobbing auch Beratung und Begleitung von Mobbingopfern und deren Eltern an. Auch Fortbildungen zum Thema Mobbing- und Gewaltprävention für Lehrerinnen Lehrer können über die KIJA OÖ gebucht werden.
Zur Homepage der Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ: https://www.kija-ooe.at/index.htm
„Es ist wichtig das Thema Mobbing mit Kindern und Jugendlichen laufend zu thematisieren und sie dafür zu sensibilisieren. Nur durch eine gezielte Auseinandersetzung mit Prävention, möglichen Interventionen und Maßnahmen in Bezug aus Mobbing ist, können Mobbingfälle reduziert werden“, sagt Schreiner.
Cybermobbing
Besonders markant für junge Menschen ist die persönliche Verunglimpfung im Internet. Das sogenannte Cybermobbing (Beschimpfen, Bedrohen, Veröffentlichen von peinlichen Bildern oder Videos und der Verbreitung von Gerüchten im Internet) ist ein wachsendes Problem. Denn direkt schützen kann man sich nur sehr schlecht. In erster Linie durch das Blockieren von Mobbern und dadurch, mit welchen Texten oder Fotos man etwa Social-Media-Kanäle speist.
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