Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

AK OÖ warnt vor steigender Armutsgefahr trotz Vollzeitarbeit

Baumgartner Anna, 18.09.2025 11:32

OÖ/LINZ. In Österreich reicht das Einkommen aus Vollzeitarbeit für rund 120.000 Menschen nicht zum Leben, wie die Arbeiterkammer OÖ betont. Das zeige eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index. Während 61 Prozent der Beschäftigten mit ihrem Einkommen zufrieden sind, schaffen es sechs Prozent trotz Vollzeitjob nicht über die Runden. Besonders betroffen seien Personen mit Pflichtschulabschluss, Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Beschäftigte im Tourismus.

„Wenn die Erwerbsarbeit keinen sicheren Lebensunterhalt bietet, wird das tägliche Leben zur Herausforderung“, sagt AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl. (Foto: Volker Weihbold)

Die Daten verdeutlichen, dass finanzielle Unsicherheit direkte Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden hat. Wer kaum mit dem Einkommen auskommt, „leidet häufiger unter Stress und bewertet die eigene Gesundheit schlechter“. Auch die Zukunftsperspektiven sind gedämpft: Nur ein Drittel der Beschäftigten glaubt, später mit der Pension gut über die Runden zu kommen.

Bildung, Branche und Geschlecht als zentrale Faktoren

Die Einkommenszufriedenheit hängt stark mit dem Bildungsgrad zusammen, wie die Auwertung darlegt. Während insgesamt 61 Prozent zufrieden sind, trifft dies nur auf 50 Prozent jener mit maximal Pflichtschulabschluss zu. Wer über höhere Bildung verfügt, erreicht mit 62 Prozent deutlich bessere Werte.

Auch die Branche macht einen Unterschied: In der öffentlichen Verwaltung sind demnach 69 Prozent zufrieden, in der Industrie 63 Prozent, im Tourismus jedoch nur 45 Prozent.

Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen ebenfalls ein Gefälle: Männer sind zu 63 Prozent zufrieden, Frauen zu 57 Prozent. Besonders groß ist der Unterschied bei Menschen mit Migrationshintergrund: 56 Prozent der Männer, aber nur 47 Prozent der Frauen äußern sich zufrieden.

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten (54 Prozent) gibt an, mit dem Einkommen gut auszukommen. Für 40 Prozent reicht es nur knapp, sechs Prozent schaffen es nicht über die Runden. Überdurchschnittlich betroffen sind Hilfsarbeiter und Beschäftigte im Tourismus. Frauen sind häufiger von finanziellen Engpässen betroffen als Männer.

„Das tägliche Leben zur Herausforderung“

Besonders besorgniserregend ist die Gruppe der Working Poor. Junge Beschäftigte zwischen 16 und 25 Jahren, Personen mit maximal Pflichtschulabschluss und Menschen mit Migrationshintergrund müssen trotz Vollzeitarbeit oft mehrere Tätigkeiten gleichzeitig ausüben. „Wenn die Erwerbsarbeit keinen sicheren Lebensunterhalt bietet, wird das tägliche Leben zur Herausforderung“, sagt AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl.

AK Oberösterreich fordert Maßnahmen

Die Arbeiterkammer Oberösterreich drängt auf politische Schritte, um die Lage zu verbessern. Gefordert werden:

  • Wirksame Inflationsbekämpfung bei Energie, Mieten und Lebensmitteln.
  • Rechtsanspruch auf Qualifizierung und Schaffung eines umfassenden Qualifizierungsgeldes, das arbeitssuchenden und weiterbildungswilligen Arbeitnehmer:innen auch länger dauernde Aus- und Weiterbildungen ermöglicht.
  • Kostenfreies Nachholen von Lehrabschlüssen sowie Übernahme der Kosten für am zweiten Bildungsweg anfallende Prüfungsgebühren.
  • Kostenlose, qualitätsgesicherte Kompetenzfeststellung und bundesweite Umsetzung des erfolgreichen Sozialpartner-Modells „Du kannst was!“ zur Anerkennung von im Berufsleben erworbenen Kompetenzen auf einen Lehrabschluss.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden