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Eishockey: Verzichtserklärung sorgt für Aufruhr

Victoria Preining, 14.09.2021 16:51

ÖSTERREICH/LINZ. In einem Statement der Eishockeyspieler*innen Union kritisiert diese die in dem Corona-Regulativ enthaltene Verzichtserklärung, die von der Liga in Covid-Fragen vorgesehen wird. Mittlerweile haben auch Liga-Vertreter auf die Kritik reagiert.

 (Foto: Wodicka)
(Foto: Wodicka)

Der Vorwurf der Gewerkschaft: Die ICEHL habe sich ohne Einbezug der Gewerkschaft ein Covid-Regulativ verpasst, das einen völligen Haftungsverzicht der Spieler gegenüber der Liga in Covid-Fragen vorsehe. „Das kommt einer Blanko-Unterschrift gleich“, zeigte sich etwa der Vorsitzende Sascha Tomanek verärgert. Denn dies bedeute, dass, selbst wenn die Liga vorsätzlich oder grob fahrlässig an einer Corona-Erkrankung eines Spielers Schuld tragen würde, diese keine Verantwortung dafür übernehme. „Das nächste Mal müssen die Spieler mit einem Mannschaftsbus fahren, der von einem betrunkenen Busfahrer gelenkt wird und sollen aber beim Einsteigen schon unterschreiben, dass sie bei einem Unfall auf alle Entschädigungen verzichten“, so Tomanek in einem drastischen Vergleich. Tomanek begründe daher die Empfehlung der Gewerkschaft, den Verzicht keinesfalls zu unterschreiben.

„Wir haben diesen Passus auch unseren Kollegen aus der NHLPA (Gewerkschaft der NHL) vorgelegt. Diese hat soeben selbst ein Covid-Präventions-Konzept gemeinsam mit der NHL ausgehandelt. Die umgehende Antwort lautete, dass es so etwas in der NHL nicht gibt“, fügt der stellvertretende Vorsitzende Patrick Harand in der Aussendung an.

Spieler sollen bei Unterschrift unter Druck gesetzt worden sein

In dem Schreiben wird außerdem kritisiert, dass einzelne Vereinsmanager bereits Druck auf die Spieler ausgeübt hätten, eben diese Verzichtserklärung zu unterzeichnen. Würden diese das nicht tun, könne man nicht an der Liga teilnehmen und müsse alle Verträge ohne Entschädigungszahlungen sofort aufkündigen. Dies sei laut der Gewerkschaft juristisch aber völlig verfehlt. Spieler seien weiters mit vermeintlichen Falschaussagen wie „Alle anderen haben auch unterschrieben“ zusätzlich zu einer Unterschrift gedrängt worden sein.

„Allerdings funktioniert das im Jahr 2021 nicht mehr, denn die mittlerweile über 200 Mitglieder der UNION sind bestens vernetzt und stehen in ständigem Austausch“, betont Vorstandsmitglied Reinhard Divis. Somit würden die Spieler auch wissen, dass bei vier großen österreichischen Teams eben diese Verzichtserklärungen noch fast vollständig ausstehen würden. „Wir haben die Liga mehrmals kontaktiert, haben bereits vor zwei Wochen einen Kompromiss vorgeschlagen. Sie sollten die Worte sofern die Liga daran kein Verschulden trifft einfügen“ erklärt Sascha Tomanek. Dies sei vom Präsidium rund um Jochen Pildner-Steinburg, Karl Safron, Dieter Knoll und Franz Kalle aber abgelehnt worden.

„Bereits am vergangenen Samstag wurde das AlpsHL-Team der Steel Wings Linz mit einem schriftlichen Ultimatum wenige Stunden vor Spielbeginn in Asiago aufgefordert, die Verzichtserklärungen zu unterschreiben, andernfalls der sofortige Liga-Ausschluss die Folge wäre. Ein wirtschaftliches Risiko, das die Oberösterreicher nicht eingehen konnten. Denn bis zur gerichtlichen Bestätigung der Sittenwidrigkeit der Vereinbarung hätten die Linzer nicht spielen können“, heißt es in der Aussendung weiters. Harand fügt darin auch noch an: „Wir hoffen sehr, dass die Liga ihr Festhalten an der von mehreren Seiten bereits als sittenwidrig beurteilten Klausel nochmals überdenkt. Das Letzte, das wir als Vertreter der Spieler wollen, ist, dass es ihnen verboten wird, ihrem Sport nachzugehen.“

Liga-Vertreter reagieren verwundert

Die von der Gewerkschaft erhoffte Einsicht gab es bei der heutigen Pressekonferenz zum Liga-Start jedoch nicht von deren Vertretern. Vielmehr reagierten diese in ihren kurzen Statements dazu mit Verwunderung. „Das umfangreiche Sicherheitskonzept der bet-at-home ICE Hockey League, welches gemeinsam mit dem österreichischen Sportministerium entwickelt wurde, deckt alle Eventualitäten ab und ist bis ins kleinste Detail definiert. Bereits in der vergangenen Saison hat sich das höchst sorgfältig erstellte Konzept - basierend auf den Säulen Prävention, Sicherheit sowie Fansicherheit - bewährt. Inhaltlich hat sich im Vergleich zur Vorsaison nichts geändert“, so etwa Pildner-Steinburg. „Das übergeordnete Ziel ist, mit diesem Konzept nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Spieler bestmöglich zu schützen. Die sind für uns das wichtigste Kapital.“ Dass das Thema von der Spielergewerkschaft in dieser Form aufgegriffen werde, sei für die Liga „absolut nicht nachvollziehbar.“

.„Unsere Spieler mussten in der Champions Hockey League Papiere unterschreiben, die deutlich strenger waren als jene der bet-at-home ICE Hockey League. So etwas ist mittlerweile gang und gäbe und wird beispielsweise in vergleichbarer Art in der DEL praktiziert. Die bet-at-home ICE Hockey League und alle Vereine betreiben einen massiven Aufwand, um das Umfeld so sicher wie möglich zu gestalten. So muss auch ein Arzt für jeden Spieler vor allen Begegnungen eine „Fit-to-Play“-Liste unterschreiben. Ich muss den Hut ziehen, was Liga und Vereine in der Phase leisten“, äußerte sich dann auch noch Oliver Pilloni, General Manager des EC-KAC zur Vorgehensweise der Gewerkschaft.

Gewerkschaft kontert

Das Argument, dass man die Verzichtserklärungen auch im Vorjahr (übrigens zwei Monate vor Gründung der Gewerkschaft) unterschrieben habe, lässt die Spielergewerkschaft indes nicht gelten und reagiert via Twitter: „Aber auch, dass sie 2020 akzeptiert wurden, ändert nichts daran, dass wir sie heuer erstmals sehen & in dieser Form als sittenwidrig bewerten müssen.“


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