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Das Urteil ist gefallen: LASK-Kicker Jerome Boateng kommt mit Minimalstrafe davon

Nora Heindl, 19.07.2024 12:31

LINZ. Das Urteil ist gefallen: Das Landgericht München hat den Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft und mittlerweile LASK-Kicker Jerome Boateng wegen vorsätzlicher Körperverletzung schuldig gesprochen. Der 35-Jährige kommt jedoch mit einer Minimalstrafe davon.

LASK-Kicker Jerome Boateng wurde schuldig gesprochen. (Foto: GEPA pictures/ Christian Moser)
LASK-Kicker Jerome Boateng wurde schuldig gesprochen. (Foto: GEPA pictures/ Christian Moser)

Boateng erhielt eine Geldstrafe in Höhe von 200.000 Euro (40 Tagessätze á 5.000 Euro) - aber unter Vorbehalt. Sprich, er muss die Strafe erst zahlen, wenn er sich binnen eines Jahres erneut etwas zu schulden kommen lässt. Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich 1,12 Millionen Euro gefordert. Zahlen muss er - so die Bewährungsauflage - binnen sechs Monaten 50.000 Euro an einen Kinder- und Jugendhilfe-Verein sowie 50.000 Euro an das Haunersche Kinderspital spenden.

Jérôme Boateng: „Ich bin unendlich erleichtert, dass dieser jahrelange Albtraum nun endet. Das ist vor allem für meine Kinder wichtig. Jetzt möchte ich mich auf die Familie und den Fußball konzentrieren.“

Dem Profifußballer wurde zur Last gelegt, 2018 seine ehemalige Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder im Karibik-Urlaub attackiert zu haben. Die Staatsanwaltschaft warf ihm deshalb schwere/gefährliche vorsätzliche Körperverletzung und Beleidung vor.

Richterin Susanne Hemmerich kam zu dem Schluss, „dass von dem Vorwurf des notorischen Frauenschlägers nichts übrig geblieben ist“. Die Anklagepunkte zur schweren vorsätzlichen gefährlichen Körperverletzung wurden fallengelassen, Boateng nur wegen einfacher Körperverletzung verurteilt. Er gilt nach dem Urteil als nicht vorbestraft.

Boatengs Strafverteidiger Leonard Walischewski (Kanzlei Wannemacher & Partner, München): „Heute, nach fast sechs Jahren, ist Herrn Boateng endlich Gerechtigkeit widerfahren. Ich schließe mich den Worten der Vorsitzenden Richterin an: Selten ist ein Angeklagter länger durch die Mühlen der Justiz gedreht und von den Medien so massiv vorverurteilt worden. Dieses Verhalten insbesondere der Nebenklage, aber auch der Staatsanwaltschaft und einiger Medien hat zu extremen Belastungen im Privatleben von Herrn Boateng und seiner Kinder geführt. Dazu kommen noch enorme wirtschaftliche Schäden.“

Das Urteil - 40 Tagessätze - entspreche dem üblichen Strafmaß und sei angemessen. Walischewski weiter: „Wir gehen jetzt davon aus, dass die Staatsanwaltschaft Wort hält und das Ermittlungsverfahren umgehend einstellt. Es ist im Prozess sehr deutlich geworden, dass die wüsten Anschuldigungen, Herr Boateng würde Frauen schlagen, haltlos und damit samt und sonders unwahr sind.“

LASK hält an Boateng fest

Apropos Fußball: Ein paar Tage vor dem Urteil hatte LASK-Geschäftsführer Siegmund Gruber erstmals ausführlich Stellung zu Boateng bezogen. Dabei verkündete Gruber auch: „Solange das Gericht daher keine Strafe ausspricht, die Herrn Boateng die Berufsausübung verunmöglicht, wird er bei uns Fußball spielen und seinem Beruf nachgehen. Daran wird bei uns auch nicht gerüttelt.“

Dabei scheint es auch zu bleiben, wie ein Statement des LASK nach der Urteilsverkündung unterstreicht: „Nach der Verwarnung und der unmissverständlichen Begründung des Gerichts ist alles gesagt und der Fall für uns somit endgültig erledigt.“

Kritik aus der Politik

Die Grünen Linz-Stadträtin Eva Schobesberger meldet sich auf ihrer Facebook-Seite zu Wort: „Jérôme Boateng ist schuldig. Er wurde jetzt zum 3. Mal schuldig gesprochen, wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Er wurde zum 3. Mal schuldig gesprochen, weil er gegen seine (Ex)Partnerin Gewalt ausgeübt hat. Was macht der LASK? Geschäftsführer Gruber hat im Vorfeld ausrichten lassen, dass er auch bei einer Verurteilung weiter für den LASK spielen wird. Offenbar ist es aus Sicht des LASK nicht so schlimm, wenn jemand gewalttätig ist, wenn jemanden gegen Frauen Gewalt ausübt. Das ist inakzeptabel! Fußballspieler sind Vorbilder.“

Kritik kommt auch von den Neos. Georg Redlhammer, Neos Linz-Fraktionsvorsitzender: „Die Fußballer der Stadt Linz sind Vorbilder für unsere Kinder und Jugendlichen, weit über die Stadtgrenzen hinaus. Sie wollen mal so sein, wie ihre Stars. Jetzt spielt ein verurteilter Gewalttäter für den LASK. Die Stadt Linz fördert den LASK mit 240.000 Euro pro Jahr. Wir fordern keine weiteren Förderzusagen der Stadt an den LASK. Wir können uns nicht in das Geschäft des LASK einmischen, auch nicht in Sponsorenverträge. Aber wir dürfen einen Verein nicht mit Steuergeldern stützen, der Gewalt gegen Frauen gut heißt. Bei Gewalt gegen Frauen gibt es kein schwarz und weiß. Das ist nur schwarz!“

NEOS-Klubobmann und Landessprecher Felix Eypeltauer: „Ein Fußballverein hat eine enorme Vorbildfunktion, besonders für Kinder und Jugendliche. Der bisherige Umgang des LASK mit den schwerwiegenden Vorwürfen gegen Jérôme Boateng steht im krassen Gegensatz zur klaren Haltung anderer Vereine und wird der Verantwortung dieses wichtigen Vereins nicht gerecht. Spätestens jetzt braucht es vom LASK eine unmissverständliche Positionierung gegen männliche Gewalt an Frauen. Ob man einen verurteilten Gewalttäter in den eigenen Reihen haben möchte, muss sich der LASK selbst gut überlegen.“


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