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Doris Hummer: „Es soll sich wieder auszahlen, Leistung zu erbringen“

Online Redaktion, 31.08.2017 11:51

OÖ. Im Juni trat die ehemalige VP-Landesrätin und heutige Wirtschaftsbundchefin Doris Hummer die Nachfolge von Rudolf Trauner als Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich an. Tips bat die 44-jährige Unternehmerin zum Interview.

WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer im Tips-Interview Foto:  WKOÖ/Robert Maybach
WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer im Tips-Interview Foto: WKOÖ/Robert Maybach

von JOSEF GRUBER

Tips: Wie hat sich der Tagesablauf seit Übernahme der Präsidentschaft geändert?

Doris Hummer: Es hat eine Veränderung gegeben, nur so gravierend, wie man vielleicht glaubt, war sie nicht. Ich war ja vorher schon Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer und jetzt sind einfach zusätzliche Funktionen dazugekommen. Ergänzend dazu, ist mir ganz besonders wichtig – ich bin in erster Linie Unternehmerin und in zweiter Linie Kammerpräsidentin. Man kann nur dann gute Interessenspolitik machen, wenn man selber und persönlich jeden Tag im Geschäft steht.

Tips: Könnten Sie sich einen erneuten Wechsel in die Politik vorstellen?

Hummer: Meistens heißt es ,Vermissen Sie die Landesregierungszeit?“ und da muss ich immer sofort sagen ,Nein, keinen Tag“. Ich hatte vor einem Jahr die Wahl, dass ich wieder zurückwechsle in die Landesregierung und hab mich da ganz bewusst für meine jetzige Funktion entschieden, weil ich damit auch mein eigenes Unternehmen leiten kann. Wenn man sich auf eines verlassen kann bei mir – ich bin konsequent und diese Konsequenz ist mir hier auch wichtig.

Tips: Wie anders sind die Herausforderungen im Vergleich zur Politik?

Hummer: Interessenspolitik ist ein ganz wichtiges Element der Arbeit hier in der Wirtschaftskammer. Neben Service und neben Netzwerken. Das heißt, es ist nicht so anders, weil ich hab“ mich in der Landesregierungszeit ganz intensiv mit Innovationspolitik und mit Bildungspolitik beschäftigt. Das sind auch jetzt unsere Themen, wenn es um die Standortpolitik in Oberösterreich geht. Wenn wir die Fachkräfte nicht mehr haben, wenn wir die jungen Menschen nicht richtig ausbilden, dafür sorgen, dass sie die richtigen Bildungsentscheidungen treffen, dann werden wir als Wirtschaftsstandort in Zukunft keine Chancen haben. Das Gleiche gilt in der Forschung, in der Innovationspolitik: Da greifen die Dinge sehr gut ineinander und da profitiere ich sehr aus dieser Tätigkeit in der Politik.

Tips: Was sind aktuell die größten Herausforderungen für die heimische Wirtschaft?

Hummer: Neben Fachkräftemangel und Arbeitszeitflexibilität geht es vor allem um die Senkung der Abgabenquote, die sich auch Sebastian Kurz vorgenommen hat. Das ist ein ganz wichtiges Thema für unsere Betriebe. Es soll sich wieder auszahlen, Leistung zu erbringen. Eine Überstunde soll sich auszahlen für unsere Mitarbeiter. Sie sagen ganz oft, es zahlt sich nicht aus, weil da zahl“ ich sowieso wieder mehr als die Hälfte an den Vater Staat. Daneben die großen Zukunftsherausforderungen wie Digitalisierung im Innovationsbereich; da wollen wir uns auch so aufstellen, dass die Betriebe bestmöglich begleitet und unterstützt werden.

Tips: Hausintern, in der Organisation in der Wirtschaftskammer wird ja auch an Veränderungsprozessen gearbeitet. Was sind da die Herausforderungen?

Hummer: Das Erste, was wir in Frage stellen ist unsere eigene Struktur. Also unsere Abteilungen unsere Zuteilungen, oder wie die unterschiedlichen Bereiche besetzt sind, arbeiten wir auch weiter mit den richtigen Serviceangeboten für unsere Betriebe und natürlich auch inhaltlich: wo setzen wir Schwerpunkte? Das stellen wir im Moment alles in Frage und sind bei manchen Themen auch zwei Schritte weiter. Mir ist ganz wichtig, die eigene Organisation so zukunftsfit aufzustellen, dass wir auch dann glaubwürdig sind, wenn es darum geht, an die Bundesregierung, an die Landesregierung heranzugehen mit Forderungen und da sind wir wirklich auf einen hervorragenden Weg. Ich freue mich dann schon, wenn ich die ersten Projekte mit Ende des Jahres bzw. mit Anfang nächsten Jahres präsentieren kann, was sich alles in diesem Haus verändert hat.

Tips: Der Zwist mit der Arbeiterkammer ist ja hinlänglich bekannt. Zeichnet sich hier wieder eine Gesprächsbasis ab?

Hummer: Wir sind in Gesprächen, aber wir sind im Moment an einer Weggabelung in Oberösterreich. Entweder schaffen wir es tatsächlich, eine neue Kultur des Miteinanders zu etablieren, wo wir uns auf Augenhöhe begegnen, dann bin ich auch davon überzeugt, dass wir in Zukunft zusammen wieder etwas unternehmen können in diesem Land. Oder wir reduzieren das Miteinander darauf, dass wir nebeneinander agieren an diesem Standort. Ich würde es als vertane Chance sehen, weil ich denke, dass wir gemeinsam mehr bewegen können für unsere Mitglieder.

Tips: Was sagen Sie zur immer wieder auftauchenden Forderung nach Abschaffung der Kammerzwangsmitgliedschaft?

Hummer: Man muss sich bewusst sein, was das eigentlich bedeutet. Die Wirtschaftskammer mit ihrem ganzen Service und Leistungsangebot ist für einen Mitgliedsbeitrag gerade bei den kleinen Betrieben für 35 Euro zu haben. Das Mitglied bekommt jede Rechtsauskunft, jedes Serviceangebot, jeden Kurs, kann das WIFI besuchen usw. Das gibt es dann nicht mehr. Wenn es sozusagen nur noch eine bezahlte Mitgliedschaft gibt, was eine Möglichkeit wäre, gibt es eben dann nur noch für diejenigen, die zahlen, Leistungsangebote.

Tips: Wirtschaftsstandort OÖ – Exportbundesland Nr. 1 – was sind da die Herausforderungen. Nachdem jetzt der Aufschwung da ist, geht es wieder so weiter wie bisher oder warten hier noch Hausaufgaben?

Hummer: Da warten große Aufgaben auf uns. Für uns ist ganz wichtig, dass wir die Zahl der exportierenden Betriebe weiter erhöhen. Jeder zweite Euro – etwas mehr sogar – wir bereits im Ausland verdient. Also jeder zweite Arbeitsplatz bei uns im Land hängt bereits am erfolgreichen Export. Unser Binnenmarkt ist viel zu klein. Dementsprechend ist die ganze Welt bei uns auch Konkurrent und dementsprechend müssen wir hier immer auch ein Stück weit besser sein als die anderen. Sprechen wir von Innovationspolitik, wo wir die Betriebe begleiten; sprechen wir aber auch darüber, dass die Kompetenzen da sind, dass sie auf diesen Auslandsmärkten erfolgreich sein können. Da kommen solchen Faktoren dazu, wie Arbeitszeitflexibilität, weil so viele Feiertage wie bei uns im Land gibt es anderswo auf dieser Welt nicht. Das sind alles Themen, wo wir mit unserem Leistungsangebot die Betriebe unterstützen können, was ich auch als ganz wichtige Aufgabe sehe.

Tips: Auf welchen Zeitraum ist Ihre WKOÖ-Präsidentschaft angelegt – bis zur Pension?

Hummer: Das geht sich gar nicht aus, weil ich gehe mal davon aus, dass ich länger als bis 60 Jahre arbeite und drei Perioden darf man maximal das Präsidentschaftsamt inne haben. Ich erfülle diese Rolle im Moment mit großer Freude und ich werde auch sicher in die nächste Wahl mit meinem Team der Vizepräsidenten marschieren. Aber danach, wenn es dann jüngere und bessere Hände gibt, da bin ich sicher die Letzte, die hier dann nicht rechtzeitig übergibt – darauf kann man sich verlassen.


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