OÖ. Die Coronakrise trifft durch die Bank alle Sektoren der Privatwirtschaft – auch die Industrie. Dies sollte jedoch kein Grund sein Lehrlingsausbildung und Innovation auf die lange Bank zu schieben, warnt auch die Industriellenvereinigung (IV) OÖ.

Die Coronakrise hat weitreichende Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft. Insgesamt wird für das Jahr 2020 ein Rückgang von rund sieben Prozent des Bruttoinlandproduktes erwartet. „Österreich ist eine sehr kleine Volkswirtschaft, die stark mit anderen in Verbindung ist“, erläutert Hanno Lorenz von Agenda Austria im Rahmen von „Industrie im Dialog: Wer von Corona betroffen ist“ der IV OÖ.
Junge besonders betroffen
Besonders betroffen sind dabei die Jungen. Diese sind oft noch nicht so lange bei den Betrieben und daher bei Entlassungen die ersten die gehen müssen. „Das wirkt sich natürlich auch auf die Zukunft der Volkswirtschaft aus.“ Gerade hier müsse auch jetzt dementsprechend investiert werden um ein künftiges Wachstum möglich zu machen und nicht zu verhindern. Diese Gefahr erkennen auch die oberösterreichischen Industriebetriebe. Geht insgesamt die Zahl der Lehrlinge die eingestellt werden um 22 Prozent zurück, sind es in der Sparte Industrie nur vier Prozent, so die WKO.
Lehrlingsausbildung als wichtiger Faktor
„Wir sehen weiterhin einen Fachkräftemangel und setzten die Lehrlingsausbildung weiter fort“, erklärt Robert Horvath, Geschäftsführer der Rübig Gruppe mit Hauptsitz in Marchtrenk. Er ist mit seiner Einschätzung nicht alleine: „Wir halten auch weiter an der Lehrlingsausbildung fest“, so Andreas Fill, Geschäftsführer der in Gurten ansässigen Fill Gesellschaft m.b.H. Dennoch merkt man auch bei der Lehrlingsausbildung die Krise. „Wir haben uns zwischen 25 und 30 eingependelt. Wir fahren auf Niveau der letzten Jahre, aber eigentlich hätten wir aufgestockt“, so starlim//sterner-Geschäftsführer Thomas Bründl. „Was wir gemerkt haben, dass die Eltern sehr verängstigt und vorsichtig waren“, merkt zudem KTM-Vorstandsmitglied Viktor Sigl an.
MINT: Potentiale nützen
„Die Mädchen sind absolut rückläufig in der Bewerbung“, beobachtet Gertrude Schatzdorfer-Wölfel in ihrem Betrieb Schatzdorfer Gerätebau GmbH & Co KG in Zipf. Generell gibt es noch zu wenige Frauen in MINT-Berufen, bestätigt auch Hanno Lorenz. „Es ist sicher auch ein Bereich wo es gilt Frauen weiter zu fördern und Potentiale auszuschöpfen. Da muss sehr viel mehr kommen, als bisher“, sind sich er und Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV OÖ einig.
Digitalisierung als Zukunft
Dies sei auch hinsichtlich der Digitalisierung essentiell. „Wir müssen den Menschen darauf vorbereiten, dass er die Technologie beherrschen kann“, erklärt Alois Ferscha, Vorstand des Instituts für Pervasive Computing der JKU. Denn die Zukunft liege im Einsatz von „Menschen-kompatibler Technologie, die wachstumsfördernd wirken kann“, so der Experte.
Graben zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Bereich
Besonders sichtbar wird durch die Krise zudem der breite Graben zwischen Privatwirtschaft und dem öffentlichen Sektor. Während es für beinahe zwei Millionen Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft und für Tausende Unternehmer und Selbstständige es zu drastischen Einschnitten kommt, bleibt der öffentliche Sektor von der Krise finanziell nahezu unberührt. „Hier muss die Politik Maßnahmen setzen, dass es zu einer zusätzlichen Unterstützung der Menschen im ungeschützten Sektor kommt“, meint der IV OÖ-Geschäftsführer, der hierzu beispielsweise steuerfreie Betriebsprämien für die Zeit nach der Krise zur Diskussion stellt. Des Weiteren fordert Haindl-Grutsch eine Beschläunigung bei Genehmigungsverfahren.
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