LINZ/OÖ. Der Vorstoß von AMS-Vorstand Johannes Kopf, wonach arbeitslose Menschen nicht mehr zum AMS-Bezug dazuverdienen dürfen sollten, sorgt in Oberösterreich für Diskussionen.

475 Euro im Monat können Arbeitslose derzeit dazuverdienen, die geplante Neuaufstellung der Arbeitsmarktpolitik im Herbst könnte aber ein Aus oder eine Einschränkung für diese Möglichkeit bringen. Dafür sprach sich Arbeitsmarktservice-Vorstand Johannes Kopf im Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“ am Donnerstag aus.
WKOÖ-Präsidentin Hummer: „Nebenjobs von Arbeitslosen sind unfair“
WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer begrüßt Vorstoß von AMS-Chef Kopf. „Es ist seit Langem ein Ärgernis und führt beinahe täglich zu massiven Beschwerden von WKOÖ-Mitgliedsbetrieben, die händeringend Arbeitskräfte suchen: Beschäftigungslose, die Arbeitslosengeld beziehen und darüber hinaus noch geringfügig arbeiten, erzielen häufig ein Einkommen, das die Aufnahme eines regulären Jobs schlicht nicht mehr lukrativ macht. Wird noch zusätzlich gepfuscht, lohnt sich Arbeit in der freien Wirtschaft noch weniger.“
Ein unhaltbarer - aber gesetzlich leider gedeckter - Zustand, den die WKO Oberösterreich in der Vergangenheit immer wieder aufgezeigt habe. „Verhindert er doch mögliche Beschäftigung bzw. verlängert er Arbeitslosigkeit unnötig, was in Zeiten des akuten Arbeits- und Fachkräftemangels ein absolutes No-Go ist.“
AK-Präsident Kalliauer: „Geringfügiger Zuverdienst ist oft lebensnotwendig“
AK-Präsident Johann Kalliauer ist nicht dieser Meinung: „Diese Maßnahme würde die Lage der arbeitslosen Menschen in Österreich stark verschlechtern, denn das Arbeitslosengeld allein ist viel zu gering und es gibt in Summe viel zu wenige Jobs. Vor allem Ältere, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder schwierigeren Lebenssituationen haben derzeit kaum Perspektiven. Diesen Menschen das Leben noch schwerer machen zu wollen, grenzt an Verhöhnung.“
Durchschnittlich erhalten arbeitslose Menschen in Oberösterreich vom AMS rund 1.000 Euro netto, zwölfmal pro Jahr. Frauen bekommen mit 880 Euro sogar noch deutlich weniger Arbeitslosengeld. Wer Notstandshilfe bezieht, erhält lediglich 890 Euro netto monatlich - Frauen erhalten wiederum nur 800 Euro. Arbeitslose Menschen können dazu bis zu 475,86 Euro im Monat in Form einer geringfügigen Arbeit dazu verdienen.
„Dies ist für arbeitslose Menschen oft die einzige Möglichkeit, über die Runden zu kommen, da ihr Arbeitslosengeld-Bezug viel zu gering ist. Über 50 % der ganzjährigen Arbeitslosen sind armutsgefährdet. Darüber hinaus betrifft dies auch viele Frauen, die aufgrund von mangelnder Kinderbetreuung oder regionaler Mobilität nur wenig passende Jobangebote finden – aber trotzdem laufende Kosten bewältigen müssen“, so Kalliauer.
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