Klaus Luger: „Stelzer verlässt den gemeinsamen Weg“
LINZ. Mit dem Wort „Enttäuschung“ reagierte der Linzer Bürgermeister Klaus Luger auf den Vorstoß des oberösterreichischen Landeshauptmanns, Quarantänen für Covid-Infizierte auszusetzen. „Stelzer verlässt den gemeinsamen Weg. Das ist nicht gut für Oberösterreich.“
Es sei sachlich nicht nachvollziehbar, wenn in Zeiten täglicher Höchstzahlen an Neuinfektionen jemand fordere, Testungen auszusetzen und sogar Quarantäneverfügungen auszusetzen. Damit rede man dem Kurs des britischen Premiers Boris Johnson das Wort, der bekanntlich im Frühjahr 2020 den skurrilen Vorschlag einer „Durchseuchung der Bevölkerung“ einbrachte. Dies sei, so Luger, ein Bruch Stelzers mit der bisherigen Politik einer gemeinsam abgestimmten Strategie gegen die Covid-Pandemie. „Das ist nicht gut für Oberösterreich“, bringt der Linzer Bürgermeister seine Position auf den Punkt.
Gesundheitswesen bereits wieder unter Druck
Schon in der Vergangenheit habe es Diskussionen zwischen Land und Städtebund, dessen Präsident Luger ist, im Hinblick auf kostenlose CR-Tests gegeben. Das Linzer Stadtoberhaupt bekennt sich weiterhin dazu, diese Tests als Teil des Kampfes gegen die Pandemie fortzuführen. Die Kosten seien im Vergleich zum gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schaden zu vernachlässigen. Mit einer täglichen Rekordbelegung der sogenannten „Normalbetten“ in Oberösterreichs Spitälern käme das Gesundheitswesen bereits wieder unter Druck. In einer solchen Situation sei es skurril, das Testen infrage zu stellen.
Noch befremdlicher empfindet Luger Stelzers Forderung nach einem Quarantäne-Ende für Infizierte. Die aktuellen Regelungen gehörten adaptiert und nachvollziehbarer gestaltet. Konkret fordert Luger verpflichtende Freitestungen, unabhängig von der Dauer der Infektion. Derzeit sei es Infizierten nach 10 Tagen gestattet, wieder am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilzunehmen, unabhängig davon, ob sie weiterhin ansteckend seien oder nicht.
„Anstatt zu kapitulieren, Tests herunter zu fahren und Quarantänen abzuschaffen, wäre es sinnvoll, ein ordentliches Quarantäne- und Testmanagement auf Landesebene zu installieren. Wenngleich das Geld kostet, ist es gesundheitspolitisch die einzige sinnvolle Variante. Das scheint jedoch Landeshauptmann Stelzer abgeschrieben zu haben“, resümiert Bürgermeister Luger.
„Nicht gut für Oberösterreich“
Befragt über die Hintergründe von Stelzers neuem Covid-Schlinger-Kurs meint Luger: „Die Motive dürften eher im Politischen liegen. Zum einen könnte es eine Loyalitätsbezeugung Richtung Bundes-ÖVP sein, zum anderen vielleicht auch eine Stärkung der Koalition mit der FPÖ auf Landesebene beabsichtigt sein. Beides ist ja politisch legitim. Fakt ist jedoch, dass dieser Alleingang nicht gut für Oberösterreich ist, da nun auch Stelzer dem Druck von Impfgegnern und Covid-Demonstranten nachzugeben scheint.“
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