LINZ. Bei der Linzer Lehrlingsmesse präsentierten sich mit insgesamt 62 Ausbildungsbetrieben so viele wie nie zuvor. Der Lehrlingsmarkt weist in den letzten Jahren eine rückläufige Tendenz auf, somit gewinnen Veranstaltungen wie diese an Bedeutung.
Mit Ende Oktober waren in Linz 342 Lehrstellen dem AMS als ab sofort zu besetzen gemeldet. Dem gegenüber steht die Zahl von aktuell 98 Lehrstellensuchenden.
Lehrlingsmesse mit Berufen zum Angreifen und Erleben
Mit der Linzer Lehrlingsmesse bündeln das AMS, die WKO Linz-Stadt, Business Upper Austria und das Wirtschaftsressort der Stadt Linz ihre Kräfte. Gemeinsam wurde für die duale Ausbildung - die Theorie und Praxis verbindet - geworben. Neben Informationen bot die Messe auch Aktivitäten und „Berufe zum Angreifen und Erleben“. Die jungen Interessierten konnten etwa mechanische und elektrische Probierstücke fertigen, Geschicklichkeitsspiele probieren oder mit einer Virtual-Reality-Brille einen Einblick in verschiedene Berufswelten erhalten.
Persönliche Begegnung
Der Obmann der WKO Linz-Stadt, Klaus Schobesberger, sieht persönliche Begegnung nach wie vor als besten Weg, „jungen Menschen in diesen herausfordernden Zeiten Perspektiven zu vermitteln und den Ausstellern die Möglichkeit zu geben sich zu präsentieren“. Es werde für Linz als Wirtschaftsstandort immer wichtiger, dass keine falschen Bildungs- und Berufsentscheidungen getroffen werden, meint Schobesberger mit Blick auf den demographischen Wandel.
Lehrlingsmarkt rückläufig
Bürgermeister und Wirtschaftsreferent der Stadt Linz Klaus Luger machte sich ebenfalls vor Ort ein Bild. Während die Stadt Linz jahrelang für die Wirtschaft Lehrlinge ausgebildet habe, sei vor zwei Jahren ein Strategiewandel erfolgt: aufgrund der bevorstehenden Pensionierungswelle bildet der Magistrat heute vor allem für den eigenen Bedarf aus. Auch wenn Linz mit 4100 Lehrlingen und 700 Ausbildungsbetrieben im Jahr 2021 den höchsten Anteil in Oberösterreich habe, sei der Lehrlingsmarkt dennoch rückläufig, „Lehrlings- und Lehrbetriebsmessen rücken umso stärker in den Fokus“, so Luger.
Hemmschwellen abbauen
Elisabeth Wolfsegger, Leiterin des AMS Linz meint, man müsse Jugendlichen klar machen, „dass Arbeit sinnstiftend sein kann, Spaß machen kann“. Dabei sei es besonders von Vorteil, wenn potenzielle Lehrlinge mit Lehrlingen ins Gespräch kommen können, da hier die Hemmschwelle für ein zwangloses Gespräch über die persönlichen Erfahrungen im entsprechenden Betrieb niedriger sei. Mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern, nehme in der Beratung einen hohen Stellenwert ein.
Die Berufswünsche der Jugendlichen
Bei den männlichen Jugendlichen, die aktuell als lehrstellensuchend vorgemerkt sind, nimmt als Berufswunsch eine Arbeit als Mechaniker den ersten Platz ein, bei den Mädchen der Verkauf. Interessensmeldungen von Mädchen für eine Ausbildung in technischen Berufen sind in Summe an einer Hand abzählbar. Zudem zeigt eine Studie der FH OÖ Campus Steyr auf, welche Erwartungen 14- bis 24-jährige an ihre Arbeitgeber stellen: Fair behandelt werden und sich im Team wohlzufühlen steht an oberster Stelle. Auch interessante Arbeitsenthalte nehmen eine zentrale Rolle bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber ein.
Hohe Nachfrage nach Fachkräften
Einen weiteren Trend zeigt Christian Altmann, Prokurist der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria auf: Fachkräfte mit Lehrabschluss würden zu den am stärksten nachgefragten Personen am Arbeitsmarkt zählen. „Die aktuelle Auswertung des Fachkräftemonitors für Oberösterreich prognostiziert, dass im Jahr 2030 rund 333.000 Menschen mit Lehrabschluss nachgefragt werden. Dem steht aber nur ein voraussichtliches Angebot von 255.000 Menschen gegenüber.“ Überdurchschnittlich hoch sei der Nachfrageüberschuss im Handel, der Industrie, im Gewerbe und Handwerk sowie in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft.
Das interaktive Lehrstellen-Infoboard der WKOÖ und des Landes Oberösterreich soll beim Finden einer passenden Lehrstelle unterstützen, und ist eine der zentralen Maßnahmen zur Gewinnung von dringend benötigtem Fachkräftenachwuchs.
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