Mittwoch 12. März 2025
KW 11


Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen

Anna Fessler, 29.12.2022 15:06

LINZ. Das Zitat von Anton Bruckner meinte der Komponist zwar nicht als Rat an Architekten, doch müssen Großprojekte wie etwa die „Tanzenden Türme“ oder der „Weinturm“ einen langen Prozess durchlaufen, bevor sie zur Umsetzung gelangen können. Dazu gehört auch die Zustimmung des Linzer Gestaltungsbeirats. Das Expertengremium behandelt Projekte, die eine besondere Bedeutung für das Stadtbild haben sowie sehr große Bauvorhaben. Im Jahr 2022 diskutierte der Beirat 22 Vorhaben.

Das Hochhaus "Weinturm" wurde stark überarbeitet und bekam grünes Licht im Gestaltungsbeirat. (Foto: arinco/asynkron)
  1 / 4   Das Hochhaus "Weinturm" wurde stark überarbeitet und bekam grünes Licht im Gestaltungsbeirat. (Foto: arinco/asynkron)

Insgesamt behandelte der Gestaltungsbeirat in fünf Sitzungen 30 Projekte, wovon er 13 positiv beurteilte, die somit eingereicht werden können. Manche wurden aufgrund einer Wiedervorlage mehrmals behandelt, somit waren es 22 verschiedene Projekte.

Dynatrace-Firmenzentrale: viel diskutiert, nicht nur im Beirat

Ein Großprojekt, das nicht nur im Beirat, sondern auch öffentlich viel diskutiert wurde ist die Lindemayrstraße 10. Der Software-Hersteller Dynatrace wollte hier ursprünglich ein Hochhaus als Firmenzentrale errichten. Diese Pläne wurden nach Empfehlungen des Gremiums umfassend überarbeitet. Zudem hatte sich eine Bürgerinitiative über das Projekt beschwert. Das geplante 17-stöckige Hochhaus wurde auf sieben Stockwerke reduziert, die Parkgarage sollte ursprünglich sieben Geschoße aufweisen, die neuen Pläne sehen vier vor. Dem überarbeiteten Projekt erteilte der Gestaltungsbeirat grünes Licht, Ende 2025 soll das Gebäude fertiggestellt sein. Die Initiative „Nachbarschaft 25er Turm“ sieht die Entwicklung im Viertel kritisch: Bevor man große Firmen ansiedeln lasse, müsse ein Verkehrskonzept umgesetzt werden. Dass es entlang der „Digitalen Meile“ eine Verkehrslösung braucht, sieht auch der Verkehrsreferent Vizebürgermeister Martin Hajart. Dafür brauche man aber auch die notwendigen finanziellen Mittel.

„Weinturm“ in stark veränderter Form

Ein Projekt, das seit Bekanntwerden für Aufregung sorgte war der sogenannte „Weinturm“ in der Kaarstraße 11. Manche Anrainer befürchteten Verkehrsprobleme und waren wenig erfreut über die geplanten 25 Stockwerke in der Nachbarschaft. Eine Bürgerinitiative gründete sich gegen das Bauprojekt. Obwohl die Pläne des Architekten Andreas Kleboth vom Gestaltungsbeirat gelobt wurden, konnten diese nicht alle erforderlichen Kriterien erfüllen. Aufgrund mehrerer Faktoren kam der „Weinturm“ in dieser Form nicht zur Umsetzung. Nach starker Überarbeitung und Wiedervorlage durch arinco planung + consulting wurde das Bauvorhaben vom Beirat positiv beurteilt. Geplant ist ein Wohn- und Geschäftshaus, Pflanzentröge an der Fassade tragen zur Begrünung bei und auf dem Dach ist ein Spielplatz vorgesehen.

Neues Domcenter zum 100-jährigen Jubiläum der Domweihe

Die geplante Erweiterung des Mariendoms passierte ebenfalls den Beirat. Das bisherige Domcenter soll in einem breit angelegten Prozess weitergedacht und direkt am Domplatz als „Willkommens-, Kommunikations- und Begegnungsraum“ dienen. Nach der positiven Beurteilung durch das Bundesdenkmalamt und den Gestaltungsbeirat der Stadt Linz ist das Projekt für die weiteren behördlichen Schritte freigegeben. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2024 anvisiert, rechtzeitig zum 100-jährigen Jubiläum der Mariendom-Weihe.

Auch die geplante Sanierung und Aufstockung der Mühlkreisbahnstraße 3 und 3a in Urfahr bekam die Zustimmung der Experten. Bei einem der Gebäude handelt es sich um das historische „Palais Hinsenkamp“ aus dem Jahr 1839.

Schillerpark-Hochhaus war den Experten zu groß dimensioniert

Kein grünes Licht gab es für ein geplantes Hochhaus nahe dem Schillerpark. Hier wurde vom Gremium eine Reduktion der Gebäudehöhe gefordert. Für den Standort gibt es stadtplanerische Vorgaben, dazu liegt ein Bericht der städtebaulichen Kommission vor. In diesem ist festgehalten, dass „an der Ecke Langgasse - Seilerstätte ein zusätzlicher Hochpunkt - angelehnt an die Feuermauer des ‚Imperial‘- Gebäudes und in dessen Höhe mit einer Abtreppung Richtung Langgasse“ denkbar sei. Entschieden wurde für eine Wiedervorlage mit neuem Konzept.

Projektvorhaben müssen eine Reihe an Vorgaben erfüllen

Ab einer gewissen Dimension müssen Hochhäuser in Linz eine zehn Punkte lange Checkliste erfüllen, darunter fällt auch die Verkehrsanbindung über öffentliche Verkehrsmittel, der Mehrwert für die Bevölkerung und Aspekte der Nachhaltigkeit. So muss etwa das Projekt der „Tanzenden Türme“ überarbeitet und erneut dem Gestaltungsbeirat vorgelegt werden, da es unter anderem nicht alle Punkte auf der Liste erfüllen konnte. Die drei Hochhäuser mit einer Höhe von 100 Metern, 80 Metern und 60 Metern erhielten keine Zustimmung der Experten. Es fehle ein detailliertes Freiraumkonzept, wichtige Überprüfungen und Stellungnahmen seien noch offen und das Linzer Modell zur Forcierung des geförderten Wohnbaus muss beim neuen Entwurf Berücksichtigung finden. Auch fehlte aus Sicht des Beirats ein zeitgemäßes Mobilitäts- und Gesamtenergiekonzept.

„Kritischer Blick auf das Stadtbild prägende Projekte“

Stadtrat Dietmar Prammer (SPÖ) sieht diese beiden Beispiele (Hochhaus Schillerpark und Tanzende Türme) als Zeichen dafür, dass „die Stadt proaktiv Richtlinien und Rahmenbedingungen für eine künftige, urbane Entwicklung geschaffen hat“. Mit dem Gestaltungsbeirat habe man ein qualitätsvolles Instrument, „das einen kritischen Blick auf das Stadtbild prägende Projekte wirft und fachkundig beurteilt.“ Das Gremium setzt sich aus vier Experten zusammen, die Mitgliedschaft im Beirat dauert zwei Jahre. Die Architektin Kathrin Gimmel und der Architekt Rüdiger Lainer sind seit diesem Jahr neu im Gestaltungsbeirat, dem weiters der Architekt Markus Kaplan und der Vorsitzende Architekt Albert Wimmer angehören.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden

Antworten
Victoria C.
Victoria C.
18.01.2023 18:16

Anwohner Kaarstraße

Warum werden die Anwohner nicht gefragt bevor so etwas beschlossen wird? Das direkt an mein Schlafzimmer und meinen Balkon ein riesiger Neubaukomplex darangebaut wird interessiert wohl keinen... Die Anwohner und Bewohner der Kaarstaße 9 werden erheblich darunter leiden- Baustellenlärm, Schmutz, Staub, Verkehrssituation usw. Auch unsere Sonneneinstrahlung in die Räume und den Balkon wird dadurch kaputt gemacht. Warum dürfen wir die Bewohner dieser Stadt nicht mit entscheiden??? Immerhin finanzieren wir das alles mit unseren Steuern!!!!