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Vom Pilotprojekt zum sozialen Frühwarnsystem: Sozialarbeit im Kindergarten

Anna Fessler, 19.01.2023 16:52

LINZ. In insgesamt sechs Kindergärten gibt es das städtische Angebot der Sozialarbeit. 2017 startete das Pilotprojekt, das Angebot wird seither gut angenommen.

Kindergarten-Sozialarbeit in Linz: Vier Expertinnen an sechs Standorten mit über 800 Kindergarten- und Krabbelstubenplätzen. (Foto: Animaflora PicsStock/stock.adobe.com)

Die Sozialarbeit im Kindergarten leiste einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Kinder, sagt Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing. Zudem werden damit Kindergartenpädagogen und Eltern unterstützt. Vier Expertinnen sind in den Stadtteilen Neue Heimat, grüne Mitte, Franckviertel, Ebelsberg, Kleinmünchen und im Neustadtviertel im Einsatz.

Frühes Eingreifen bei Problemen

Die zusätzlich qualifizierten Sozialarbeiterinnen sind Ansprechpartner vor Ort im Kindergarten und können bei Bedarf weitere, spezialisierte Beratungsstellen empfehlen – falls notwendig. Das Projekt habe den Vorteil, dass die Kinder einerseits dort erreicht werden, wo sie viel Zeit verbringen und dass es als „soziales Frühwarnsystem“ funktioniere, sagt Hörzing. Je früher man eingreife, desto kürzer sei auch der Zeitraum, in dem Unterstützung benötigt werde. Im vergangenen Kindergartenjahr wurden 183 Kinder und deren Familien betreut, davon benötigten nur zwanzig Familien eine längerfristige Unterstützung über sechs Monate hinaus.

Gründe für Bedarf: Trennung, Überforderung, Gewalt, Sucht

Einige Beispiele aus der Praxis zeigen, welche Gründe es für einen Bedarf an einer Betreuung durch die Sozialarbeiterinnen gibt: Die Eltern sind erschöpft. Hinzu kommen Belastungen wie Konflikte in der Partnerschaft, Trennung und eine angespannte Finanzsituation. Dies wirkt sich auf das Verhalten der Eltern und auch auf das des Kindes aus. Oder: Ein Kind fällt im Kindergarten auf, weil es sich nicht an Regeln halten kann, nicht ruhig sitzen kann und eine niedrige Frustrationstoleranz hat. In einem Fall hatte ein Vater Schwierigkeiten bei der Verabschiedung im Kindergarten, es fiel ihm schwer, das Kind loszulassen. Die Gründe für den Einsatz von Sozialarbeit im Kindergarten sind aber sehr vielfältig, auch Gewalt in der Familie oder Suchtkrankheiten der Erziehungsperson gehören dazu.

Hören, ohne zu werten

„In allen Fällen versuchen unseren Expertinnen mit den Beteiligten zu sprechen, um sich ein umfassendes Bild zu machen. Kindergartensozialarbeit hört zu, ohne zu werten. Die Sorgen werden benannt und ernstgenommen, um in weiterer Folge gemeinsam Handlungsalternativen zu finden. Dazu gehört es auch, Fehlentwicklungen zu erkennen und anzusprechen, passende Hilfsangebote zu empfehlen und im Einzelfall auch zu Einrichtungen zu begleiten“, erklärt Hörzing.

Sozialarbeit im Kindergarten wird weiter ausgebaut

Bei der überwiegenden Mehrheit der rund 180 betreuten Kinder sei bereits nach kurzer Betreuungszeit eine deutliche Verbesserung des Problems erzielt worden. Der Ausbau der Kindergartensozialhilfe ist auch im Linzer Sozialprogramm verankert: derzeit ist eine neue Vollzeitstelle ausgeschrieben. Seit 2019/2020 werden zwei Mal jährlich Pädagogen aus den betreuten Kindergärten von den Sozialarbeiterinnen geschult, um auch mit schwer erreichbaren Eltern einen vertrauensvollen Kontakt aufbauen zu können. Die Nachfrage seitens der Kindergärten an diesem Schulungsprogramm ist hoch.


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