Straßennamen in Linz: Handbuch enthüllt die dunklen Kapitel der Stadt

Anna Fessler, 26.11.2024 15:42

LINZ. Das Archiv der Stadt Linz legt ein Handbuch über die derzeit 1210 Linzer Straßennamen und ihre Herkunft vor. Vergangenes Jahr wurden vier Linzer Straßen umbenannt, nachdem eine Historikerkommission deren Namensgeber als besonders problematisch eingestuft hatte.

Das Archiv der Stadt Linz hat ein Verzeichnis über die Geschichte und Entwicklung der Linzer Straßennamen herausgegeben. V.r.n.l.: geschäftsführender Vizebürgermeister Dietmar Prammer, Stadträtin Eva Schobesberger, Walter Schuster, Leiter des Archivs der Stadt Linz, Cornelia Daurer und Johannes Kaska (beide Archiv der Stadt Linz) (Foto: Stadt Linz)

Den Porscheweg, die Gföllnerstraße, die Pfitznerstraße sowie den Reslweg gibt es nicht mehr. Denn im Jahr 2019 beschloss der Gemeinderat der Stadt Linz, alle Verkehrsflächen durch eine Expertenkommission untersuchen zu lassen. Die Namensgeber der genannten Straßen bzw. Wege wurden dabei als besonders problematisch eingestuft, sie waren entweder radikale Antisemiten und NS-Propagandisten bzw. Antidemokraten oder im Fall von Ferdinand Porsche aktive Förderer von Zwangsarbeit durch Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.

Handbuch über alle Straßennamen

Der ausführliche Bericht der Kommission wurde bereits online veröffentlicht, nun legt das Archiv der Stadt Linz ein Handbuch über die Linzer Straßennamen vor. Kern des Buches ist eine alphabetische Übersicht über alle Straßen und Plätze in Linz. Angeführt werden auch alle bekannten historischen, heute nicht mehr genutzten Straßennamen vor. Ergänzt wird das Verzeichnis durch Abbildungen von Kartenmaterial und Ansichten von Straßenzügen.

Stadt Linz will künftig mehr Frauen durch Straßenbenennungen ehren

Bildungs- und Frauenstadträtin Eva Schobesberger freut, dass auch die Benennungen nach Frauen besonders in den Fokus gerückt werden. Als man 1869 die Benennung nach Personen etablierte, waren Frauen aus weiten Teilen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen. Somit finden sich über viele Jahrzehnte kaum Linzer Straßen, die nach Frauen benannt wurden. Die zunehmende Teilhabe der Frauen am öffentlichen Leben im Verlauf des 20. Jahrhunderts, aber auch das steigende Bewusstsein für ihre lange Zeit ignorierten oder übersehenen Leistungen führten später zu vermehrten Straßenbenennungen nach Frauen. Die Stadt Linz hat sich zum Ziel gesetzt, bei der Neu-Benennung von Straßen vorzugsweise Frauennamen zu wählen.

Die Publikation „Straßen und Plätze in Linz. Namen, Entwicklung, Geschichte“ (Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 2024, 321 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Preis: 29 Euro, ISBN 978-3-900388-66-9) ist erhältlich über archiv@mag.linz.at sowie im Buchhandel.