#notyourfault: Kampagne gegen K.O.-Tropfen startet in Linz
LINZ. Nach dem erschreckenden Fall „Gisèle Pélicot“ in Frankreich steht einmal mehr der Einsatz von K.O.-Tropfen im medialen Fokus. Opfer können sich oft „Ratschläge“ wie „Hättest du auf dein Glas aufgepasst“ anhören und verspüren Scham, nach so einem Vorfall. Diese Aussagen würden völlig in die falsche Richtung gehen, so Stadträtin Eva Schobesberger, die nun mit dem Verein „FIFTITU%“ eine neue Awareness-Kampagne gegen K.O.-Tropfen ins Leben ruft.
Nach den „16 Tagen gegen Gewalt gegen Frauen“ wird nun mit der Kampagne „SO WHAT?! #notyourfault“ gestartet, denn, so Schobesberger (Grüne): Gewaltschutz muss ein ganzjähriges, gesellschaftliches An-liegen für alle sein!
K.O.-Tropfen werden oftmals heimlich in Clubs oder bei Partys in Getränke gemischt. Da diese geschmacks- und geruchsneutral sind, bemerkt man sie beim Trinken nicht. Mit den Tropfen werden Opfer wehrlos gemacht, denn besonders mit Alkohol ist ihre Wirkung unkalkulierbar und manchmal sogar lebensgefährlich.
Ziel der Täter ist in den meisten Fällen, die Opfer zu vergewaltigen oder auszurauben. Nach dem Erwachen können sich die Betroffenen oft an nichts mehr erinnern. Ein Fall, der in den vergangenen Monaten international für Schlagzeilen sorgte, ist der Prozess um Dominique Pelicot, der seine Frau mit Drogen betäubt und diese von fremden Männern vergewaltigen lassen haben soll.
Vorwürfe an die falschen Personen
Betroffene bekommen oft Aussagen, wie „Hättest du auf dein Glas aufgepasst“ oder „Warum hast du dich auch von einer fremden Person auf ein Getränk einladen lassen“, zu hören. Hier fange das gesellschaftliche Problem bereits an, so Stadträtin Schobesberger, die Schuld werde den falschen Personen zugeschoben: „Jeder einzelne Vorwurf an Betroffene verkennt die Ursachen von Gewalt und schützt damit indirekt die Täter. Diese Dynamik muss durchbrochen werden. Die Scham muss die Seite wechseln, wie Gisèle Pelicot sagt. Männer müssen Verantwortung für Männergewalt übernehmen.“
Die Kampagne richtet sich zum einen an Betroffene von der Verabreichung von K.O.-Tropfen und sendet eine klare Botschaft: „Ihr seid nicht schuld!“ Zum anderen sollen aber auch die Gesellschaft sensibilisiert und Vorurteile hinterfragt werden.
Umsetzung der Kampagne
Umgesetzt wurde die Kampagne vom Verein „FIFTITU% – Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich“. Eingesetzt werden vor allem auffällige Plakate. Vorurteile wie „Du bist ohne Begleitung nach Hause gegangen“ werden mit der Phrase „SO WHAT?!“ (zu Deutsch: „NA UND?!“) übermalt. Das Statement „#notyourfault“ verdeutlicht, dass die Schuld nicht bei den Betroffenen gesucht werden darf, sondern bei den Tätern.
Auf den Plakaten sind zudem Informationen zu Hilfsangeboten zu finden, etwa Hotlines oder Beratungsstellen. Die Kampagne wird in verschiedenen Sprachen umgesetzt, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Außerdem soll mit Schulen, Jugendzentren und Vereinen zusammengearbeitet werden, um die Botschaft zu verbreiten.
Was, wenn es passiert ist
Wenn der Verdacht besteht, dass einem K.O.-Tropfen verabreicht wurden, ist es wichtig, sofort eine ärztliche Behandlung oder ein Krankenhaus aufzusuchen - auch, wenn dies oft schwer fällt. K.O.-Tropfen sind nur maximal sechs bis zwölf Stunden im Urin und im Blut nachweisbar. Dies ist aber essenziell für eine strafrechtliche Verfolgung des Täters. Zudem können Beratungsstellen aufgesucht werden, etwa das Autonome Frauenzentrum.
Als K.O.-Mittel können verschiedene Substanzen zum Einsatz kommen, etwa folgende: GHB und GBL (auch bekannt als „Liquid Ecstasy“, „Liquid E“, „Liquid X“ oder „G“). GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) ist eine Droge, die dem Suchtmittelgesetz unterstellt ist. Besitz, Verkauf und Weitergabe sind verboten. GHB gibt es als Salz und in farbloser flüssiger Form. Die Substanz hat einen salzigen bis seifigen Geschmack.
Weitere Maßnahmen
Seit 2014 finden bereits Workshops in Schulen statt, um junge Frauen über den Einsatz und die Wirkung von K.O.-Tropfen aufzuklären. Im Schuljahr 2023 / 2024 etwa wurden zehn Workshops mit circa 140 Teilnehmerinnen durchgeführt.
Auch die Kampagne „Luisa ist da!“ wird seit Herbst 2024 in der Gastronomie umgesetzt. Mit der Frage „Ist Luisa da?“ können sich Frauen an das Personal wenden, um sich damit aus brenzligen Situationen zu befreien.
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