Voestalpine am Weg zur grünen Stahlproduktion „voll im Plan“
LINZ. Die Industrie muss sich für die Transformation zu umweltverträglicher Produktion rüsten. Besonders die Stahlproduktion ist betroffen, was nicht immer friktionsfrei verläuft. Zuletzt stand beim deutschen Industrieriesen Thyssen-Krupp laut Medien ein Projekt für „grünen Stahl“ auf der Kippe. Konsequenter und erfolgreicher verfolgt die voestalpine seine Strategie, bis 2050 CO₂-neutral Stahl zu produzieren. „Wir sind voll im Plan“, betont Voest-Chef Herbert Eibensteiner im Tips-Gespräch.
Laut eigenen Angaben ist die voestalpine Qualitäts- und Technologieführer bei grünem Stahl. Bis 2029 will man 30 Prozent an CO₂-Emissionen gegenüber 2019 durch grünstrombetriebene Elektrolichtbogenofen-Technologie einsparen. Die Auswirkungen sind enorm: Diese Einsparung entspricht fast fünf Prozent der jährlichen CO₂-Emissionen Österreichs.
„Die Bedeutung reicht weit über unseren Konzern hinaus – greentec steel ist das größte Klimaschutzprogramm in Österreich“, so voestalpine-Vorstandschef Eibensteiner.
2022 der Startschuss
Im Jahr 2022 beschloss der Aufsichtsrat das Transformationsprojekt „greentec steel“. Seitdem wurde einiges investiert und ist auch schon viel passiert. Schon 2023 fielen die Spatenstiche für die Elektrolichtbogenöfen in Linz und im steirischen Donawitz. Ein Investitionsvolumen von 1,5 Milliarden Euro wurde für die beiden Projekte veranschlagt. Für 2027 ist die Inbetriebnahme von jeweils einem Elektrolichtbogenofen an den beiden Standorten geplant, dann sollen auch zwei bisher genutzte kohlebasierte Hochöfen stillgelegt werden. Produziert werden sollen dann 2,5 Millionen Tonnen C02-reduzierter Stahl jährlich, 1,6 Millionen Tonnen davon in Linz.
Die nächste große Investition ist dann ab 2030 geplant: Ein zweiter Elektroofen soll in der Landeshauptstadt gebaut werden. Dies soll ermöglichen, dass erneut Hochöfen in Linz bzw. Donawitz stillgelegt werden.
Die Vorteile der Elektroöfen
Im Gegensatz zum bisherigen LD-Verfahren (Linz-Donawitz-Verfahren), bei dem Kohle und Koks als Reduktionsmittel verwendet werden, kann der Elektrolichtbogenofen ohne fossile Energieträger betrieben werden. Hergestellt wird HBI – Hot Briquetted Iron, das ist poröser Eisenschwamm, der zu Briketts gepresst wird – im sogenannten Direktreduktionsprozess. Dabei wird Eisenerz statt mit Kohle und Koks unter Einsatz von Erdgas zu Eisen reduziert, wodurch weniger CO₂-Emissionen entstehen.
Nachhaltigkeitsstrategie
Auch insgesamt hat sich die Voest eine Nachhaltigkeitsstrategie verordnet. Diese betrifft sämtliche Bereiche und Prozesse des Unternehmens – von der Technologie über die Liefer- und Wertschöpfungskette bis zu den Produkten und Services und soll Leitsätze und Ziele vorgeben, wie Handeln wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltig gestaltet werden kann.
Thematische Schwerpunkte im ökologischen Bereich sind die CO₂-Reduktion sowie die Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft. Dazu werden auch spezielle Forschungsschwerpunkte gesetzt.
Im vorigen Jahr hat die voestalpine als erstes europäisches Stahlunternehmen auch eine erste grüne Anleihe über 500 Millionen platziert. Die Erlöse aus dieser Emission werden zu 100 Prozent zur Finanzierung bzw. Refinanzierung nachhaltiger voestalpine-Projekte, nicht zuletzt des greentec-steel-Vorhabens, verwendet, heißt es vom Konzern. „Wir wollen die voestalpine am Kapitalmarkt verstärkt für nachhaltige Finanzierungen positionieren. Mit dem Green Financing Framework (grüne Finanzierungen, Anm.) bieten wir die Möglichkeit, an unserem Weg zur grünen Stahlproduktion teilhaben zu können“, erklärte Finanzvorstand Gerald Mayer dazu.
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