Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Vom Leidenden am Krankenbett bis zur Weltmeisterschaft im Triathlon

Alexander Kobler, 01.10.2019 09:53

LOCHEN. Robert Schimmerl aus Lochen betreibt Triathlon aus Leidenschaft. Als er in Jugendtagen wegen anhaltender, chronischer Rückenschmerzen von den Ärzten in Aussicht gestellt bekam, fast gänzlich auf Sport verzichten zu müssen, begann er sein Leben komplett zu ändern. Nach dem neuerlichen Rückschlag einer Nierenkolik und eines Kreuzbandrisses hat sich der 41-Jährige mit der Teilnahme an der Triathlon-Weltmeisterschaft nun einen Kindheitstraum erfüllt.

  1 / 5   Der Lochner Robert Schimmerl (Mitte), hier mit zwei Startern aus Mexiko, erfüllte sich mit dem Start bei der Triathlon-Weltmeisterschaft einen Kindheitstraum. Fotos: Privat

Das Leben hielt für den Lochner Robert Schimmerl bereits einige Prüfungen und Schicksalsschläge bereit. Einige Wendungen hat es in seiner Vita schon gegeben. Seinen Kampfes- und Lebensmut hat sich der 41-Jährige aber nie nehmen lassen und sich nach gesundheitlichen Rückschlägen immer wieder zurückgekämpft. Nach einer Nierenkolik mit Mitte 30 war er ans Krankenbett gefesselt und schaffte kaum den Weg vom Bett bis zur Türe. Ende August erfüllte er sich mit der Teilnahme an der Triathlon-Weltmeisterschaft nun einen Kindheitstraum.

Ursprünglich hat Schimmerl Tischler gelernt, ist in einer kleinen Landwirtschaft in Lochen groß geworden und wollte Bauer werden. Mit 16 Jahren begannen aber immer schlimmer werdende Rückenschmerzen und er konnte auch seinen Beruf nicht mehr ausüben. „Bewegung war für mich immer schon wichtig. Mit knapp 20 bekam ich aber vom Arzt die Diagnose, dass ich künftig auf vieles verzichten und viele Einschränkungen in Kauf nehmen müsste. Damit wollte ich mich aber nicht abfinden“, erzählt Schimmerl.

Gesundheitliche Probleme führten zu Berufswechsel

Durch den örtlichen Fußballverein, für den er selbst lange aktiv war, ist er zu dieser Zeit auf den Beruf des Masseurs gestoßen. Weil ihn dieser immer mehr begeisterte und in seinem Heimatort in Lochen ein neues Zentrum für Sporttherapie geplant war, wagte er sich in die Selbstständigkeit und machte zehn Jahre lang Aus- und Weiterbildungen zum Sporttherapeuten und Sportmasseur. Heute führt er in Lochen seit Jahren erfolgreich die Praxis „STEP“ und hat sich als Therapeut, Betreuer und zum Teil auch Seelendoktor für seine Patienten längst über die Bezirks- und Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht.

Nierenkolik als Tiefpunkt und Neuanfang

Zwischendurch folgte aber mit 34 Jahren der nächste schwere, gesundheitliche Rückschlag in Schimmerls Leben. Er erlitt eine Nierenkolik, hatte aufgrund von Calciummangel große Probleme mit dem Herzen und konnte zu dieser Zeit nicht mal mehr richtig gehen. „Aus dieser Todesangst heraus habe ich begonnen, mir wieder neue Ziele zu setzen und angefangen, mehr auf mich selbst zu achten“, schildert der Lochner. Er wurde Mitglied im Triathlonverein Mattigtal und begann mit der kräftezehrenden Kombination aus Schwimmen, Radfahren und Laufen. Nach seiner Kolik lernte Schimmerl, der zwei Kinder aus einer früheren Beziehung hat, auch seine Partnerin kennen, die ihn neuen Lebensmut schöpfen ließ.

Schimmerl lernte, körperliche Defizite immer mehr zu kompensieren

 Der 41-Jährige, der sich selbst als sehr sentimental und emotional beschreibt, konnte durch seine eigene langjährige berufliche Erfahrung in der Leistungsdiagnostik die Zusammenhänge seiner eigenen Defizite erkennen und sie immer mehr kompensieren. Nach jahrelangem Training, vielen Wettkämpfen und einem angepassten Ernährungsplan wollte er sich in diesem Jahr an die Königsdisziplin im Triathlon, den Ironman, wagen. Im Februar folgte aber mit dem Riss des Kreuz- und Seitenbands im Knie beim Skifahren der nächste gesundheitliche Rückschlag. Aber Robert Schimmerl gab wieder nicht auf und flog ohne Operation nur vier Tage später ins Trainingslager nach Lanzarote. Er schaffte es, sein Knie stabil und schmerzfrei zu bekommen und ging bereits Anfang Mai beim Braunauer Sprint-Triathlon wieder an den Start. „Bei den Rennen schaue ich immer nur auf mich und vergleiche mich nicht mit den anderen. Solange ich mit mir selbst zufrieden bin, ist alles gut. Den Sport habe ich immer nur als Hobby gesehen“, erklärt er.

WM-Teilnahme war Erfüllung eines Kindheitstraumes

Mehr oder weniger zufällig qualifizierte sich Schimmerl durch weitere Rennen im Juni für die Sprintdistanz der Triathlon-Weltmeisterschaft in der Schweiz. Am 31. August war es soweit und der Lochner stand tatsächlich beim Rennen in Lausanne am Start. Am Ende belegte er in seiner Altersklasse den 111. Platz, aber die Platzierung war für ihn letztlich zweitrangig. „Die eigentliche Weltmeisterschaft ist meine Gesundheit.“ Mit der Halbdistanz und dem Ironman hat er sich bereits die nächsten sportlichen Ziele für die kommenden Jahre gesetzt.

Arbeit als Motivationscoach

Schimmerl hält heute auch Vorträge zum Thema Motivation und will sich dahingehend noch weiterbilden. „Man sollte sich niemals klein machen, den Dingen stellen und sich etwas zutrauen, dann ist fast alles möglich“, erklärt er seine Lebensphilosophie.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden