100.000 Kilometer durch Amerika: Begegnung mit Indianern, Bären und Mafia
MICHELDORF. Mit ihrem Geländeauto, einem Boot, auf Pferden und zu Fuß bereisten Ursula Forster und Oskar Lehner aus Micheldorf in den vergangenen drei Jahren entlegene Gebiete Nord- und Südamerikas.

In der Pension erfüllte sich Oskar Lehner seinen Kindheitstraum, die gesamte Panamericana zu fahren. Am 18. Dezember 2016 startete der Abenteurer seine Reise in Uruguay – nachdem er sein Auto, einen Toyota Landcruiser, mit einem Container dorthin verschiffen hat lassen. Vom südlichsten Punkt Südamerikas (Feuerland) fuhr der Abenteurer rund 100.000 Kilometer bis nach Alaska – mit ein paar Ruhepausen in Österreich. Eine davon nützte er für einen Vortrag in Micheldorf und traf dort seine Jugendbekanntschaft Ursula Forster. Das Paar hat sich neu verliebt und seit 2018 entdecken sie gemeinsam die Welt.
Loslassen von vielen Dingen
„Ich bin in Arequipa, Peru, dazugestoßen. Das Leben auf drei Quadratmetern im Auto war für mich ein Hammer. Ich habe das Loslassen von vielen Dingen gelernt und gemerkt, dass ich nicht so viel zum Leben brauche“, erzählt die Micheldorferin. Die meiste Zeit schlief das Paar in seinem Auto. „Es war unsere Wohlfühlhöhle, unser Rückzugsort“, betont Ursula Forster: „Nur in den großen Städten schliefen wir aus Sicherheitsgründen in Hotels. Zudem wussten wir immer, wo wir die nächste Nacht verbringen und haben darauf geachtet, den sicheren Ort noch vor Dunkelheit zu erreichen, damit wir nicht überfallen werden oder das Auto gestohlen wird.“
Begegnung mit der Maffia
Mexiko ist eines der gefährlichsten Länder der Welt. Es herrscht Kriminalität zwischen den Banden. Auch der Maffia sind die Abenteurer aus Micheldorf begegnet. „Am einzigen Platz mit Wifi waren alle versammelt: Militär, Polizisten, Maffia, die Gemeindevertreter und die Kinder. Wir waren seit langem die ersten Touristen im Ort und haben bewusst vielen Leuten erzählt, dass wir nur in die Berge reiten wollen – dann vertrauten sie uns“, berichten Forster und Lehner.
Offen und gastfreundlich
Generell haben die Micheldorfer nur positive Erfahrungen mit den Menschen gemacht. „Die Leute waren extrem interessiert an uns, offenherzig und wir wurden oft eingeladen. Es war eine Ehre für sie, wenn man sich als Ausländer dazugesellt hat,“ so Oskar Lehner, der sehr gut Spanisch spricht. „Es war eine Bereicherung auf beiden Seiten und es sind viele Freundschaften entstanden“, ergänzt seine Partnerin: “Die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen hat mich beeindruckt. Die Begegnungen mit den Menschen waren herzöffnend.“ Lehner kam durch diese Begegnungen auch zum Nachdenken: „Alle die anders ausschauen und anders sprechen werden in Österreich als Gefahr und Bedrohung gesehen. Die zunehmende Fremdenfeindlichkeit die wir haben, ist mir durch das Reisen noch unverständlicher geworden und das schmerzt mich noch mehr. Wir hatten so viele wunderschöne Erlebnisse. Es öffnet den eigenen Horizont immens.“
Zu Gast bei den Indianern und Cowboys in Mexiko
Die Abenteurer haben bei Indianern gewohnt, die selbst hungern mussten und sind in 14 Tagen 400 Kilometer mit Cowboys vom Copper Canyon nach Chihuahua geritten. „Wir waren die ersten Europäer, die das gemacht haben, darüber hat sogar eine lokale Zeitung berichtet“, schmunzelt Lehner.
Verloren in der Wildnis
Nicht nur die Fahrt auf gefährlichen Straßen, das Schlafen zwischen Schlangen und Kaimanen oder das Baden gemeinsam mit Piranhas im Amazonas – auch sportlich erlebten die Micheldorfer einiges. Oskar Lehner erzählt: „Wir haben lange Reittouren unternommen, Berge bis 6.000 Meter bestiegen, waren tauchen und Kajak fahren.“ Und in Canada ist das Paar fast verloren gegangen. „Wir waren zu zweit ganz alleine in der Wildnis. Die zehn Kilometer wollten wir in drei Stunden gehen, daraus sind zwei Tage geworden. In der Nähe vom arktischen Ozean war der Boden sehr weich und man sinkt tief ein – das ist mit 30 Kilo Gepäck schwierig. Wir sind fast dehydriert und hatten kein Essen mehr. Die Navigationsgeräte hatten keinen Strom und der Kompass hat so nah beim magnetischen Nordpol nicht funktioniert. Es war dramatisch“, berichten die Abenteurer.
Beziehung ist gewachsen
„Wenn die Nerven blank liegen, muss man schauen, dass man nicht in eine persönliche Krise kommt. Da muss man zusammenhalten. Unsere Beziehung ist dadurch gewachsen und stärker geworden“, sind sich Ursula Forster und Oskar Lehner einig: „Man ist überrascht, was man alles aushält, das war auch eine mentale Stärke.“
Aug in Aug mit dem Bär
In Alaska campten die Micheldorfer direkt am Bären-Trail. Mitten in der Nacht ist plötzlich ein Grizzli-Bär mit zwei kleinen Bärenkindern vorbeigegangen, hat sich einen Lachs geholt und war wieder weg. „Da stockt dir momentan der Atem. Wir wurden aber vor dem Betreten des Nationalparks geschult, dass man sich möglichst groß machen muss. Für einen möglichen Angriff hatten wir auch einen Bären-Spray dabei“, erklärt das Paar.
Müde von vielen Eindrücken
Zuletzt waren Forster und Lehner 14 Monate durchgehend auf Reise. Die vielen Eindrücke machten das Paar verständlicherweise sehr müde. „Wir haben sehr viele unterschiedliche Kulturen kennengelernt. Es war eine Überflutung von Eindrücken. Mir hat es geholfen, einen Reiseblog zu führen, um Erlebtes abzuschließen und offen für Neues zu sein“, erklärt Oskar Lehner, der schätzt, dass rund 150.000 Fotos entstanden sind. Ursula Forster macht auch anderen Mut: „Reisen ist auch finanziell machbar. Wir haben teilweise sehr junge Leute getroffen, die reisen.“ Über die nächste Reise denkt das Paar bereits nach.
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20.03.2020 06:12
Beautiful travels
I am so glad to have met you both during your great journey! Happy for you that you made it home safely after fulfilling a part of your life long dreams. Thank you again so much for sharing your beautiful journey!