Wiener Kaffeehäuser: Das zweite Wohnzimmer der Stadt bleibt lebendig
WIEN. Die Wiener Kaffeehäuser sind weit mehr als nur Orte, an denen man Kaffee trinkt – sie sind ein Stück lebendige Kulturgeschichte. Seit dem 17. Jahrhundert prägen sie die Stadt und bieten den Wienern einen Rückzugsort, ein „zweites Wohnzimmer“. Doch wie steht es um diese Tradition heute? Eine aktuelle Studie zeigt, warum das Kaffeehaus auch 2024 noch nichts von seinem Charme und seiner Bedeutung verloren hat.
Die Wiener Kaffeehauskultur, 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, gilt seit jeher als Synonym für Gemütlichkeit, Begegnung und eine besondere Atmosphäre. Doch wie steht es um diese Institution im Jahr 2024? Eine aktuelle Studie der Fachgruppe der Kaffeehäuser und der KMU Forschung Austria liefert interessante Einblicke in die Bedeutung der Kaffeehäuser für die Wiener von heute.
Trotz moderner Alternativen bleibt das Wiener Kaffeehaus seiner Rolle als Ort der Entschleunigung und Geselligkeit treu. Rund 70 Prozent der Befragten geben an, dass sie das Kaffeehaus bevorzugt nutzen, um Zeit mit Freunden oder der Familie zu verbringen. Für 61 Prozent steht das Genießen eines Kaffees – oder eines anderen Heißgetränks – im Vordergrund. Und 38 Prozent suchen das Café gezielt auf, um zu entspannen. Diese Zahlen zeigen, dass die Grundfunktion des Kaffeehauses, die sich über die Jahrhunderte hinweg entwickelt hat, unverändert bleibt.
Besonders auffällig ist, dass die Tradition des Kaffeehausbesuchs tief in der Wiener Bevölkerung verwurzelt ist: Ein Drittel der Befragten geht mindestens einmal pro Woche in eines der vielen Cafés der Stadt. Weitere 25 Prozent besuchen ihr Lieblingslokal sogar mehrmals im Monat. Und die ganz treuen Seelen? Zwei Prozent der Wiener statten den Kaffeehäusern täglich einen Besuch ab, was etwa 32.000 Kaffeehausbesuchen pro Tag entspricht. Die Rolle des Kaffeehauses als „verlängertes Wohnzimmer“ hat also nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt.
Was kostet der Genuss?
Die Wiener Melange, der Klassiker unter den Heißgetränken, ist nach wie vor das meistbestellte Getränk in den Kaffeehäusern. Preislich liegt sie in 54 Prozent der Fälle zwischen 3 und 3,99 Euro, während knapp 30 Prozent der Befragten einen leicht höheren Preis von 4 bis 4,99 Euro angeben. Auch günstigere Angebote sind zu finden: Etwa 13 Prozent der Wiener zahlen für ihre Melange weniger als 3 Euro.
Doch zum Kaffee gehört oft auch etwas Süßes. Kuchen und Torten führen die Liste der beliebtesten Speisen in den Kaffeehäusern an, 57 Prozent der Gäste gönnen sich diese Leckereien. Das Frühstück in seinen vielfältigen Varianten wird von 42 Prozent der Befragten bevorzugt, dicht gefolgt von kleinen Snacks (41 Prozent). Ein Drittel nutzt das Kaffeehaus zudem für ein gemütliches Mittagessen.
Die Ausgaben pro Besuch bleiben dabei überschaubar: Knapp 30 Prozent der Gäste zahlen weniger als zehn Euro für ihren Kaffeehausaufenthalt, weitere 43 Prozent geben maximal 15 Euro aus. Und ein weiteres Detail unterstreicht die hohe Wertschätzung der Gäste: Die Mehrheit zeigt sich großzügig beim Trinkgeld, wobei etwa die Hälfte der Befragten mindestens 10 Prozent der Rechnungssumme zusätzlich hinterlässt.
Ein fester Bestandteil der Wiener Identität
Die Ergebnisse der Kaffeehausstudie 2024 zeigen, dass die Wiener Kaffeehauskultur nach wie vor lebendig ist. Das Café bleibt für viele Wiener ein unverzichtbarer Rückzugsort, eine Oase der Gemütlichkeit und ein Ort der Begegnung. Ob bei einer Melange, einem Stück Kuchen oder dem gemütlichen Frühstück – das Wiener Kaffeehaus hat seinen besonderen Charme und seine Bedeutung für die Stadtbewohner bis heute bewahrt. Und damit scheint sicher: Das Kaffeehaus bleibt auch in Zukunft das „zweite Wohnzimmer“ der Wiener.
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