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Chinas E-Auto-Offensive: Wie BYD & Co. Europas Automarkt aufrollen – und heimische Hersteller ins Schleudern bringen

Tips Logo Thomas Leitner, 25.04.2025 06:10

WELT. Während deutsche Hersteller mit Absatzrückgängen kämpfen, überrollen chinesische E-Autos den europäischen Markt. Wie günstige Preise und staatliche Subventionen die Spielregeln verändern – eine Analyse der stillen Revolution.

Chinesische Elektroautos erobern Europa Foto: stock.adobe.com/Franchesko Mirroni)
  1 / 2   Chinesische Elektroautos erobern Europa Foto: stock.adobe.com/Franchesko Mirroni)

Die Zahlen sind alarmierend: Chinesische Autohersteller legten im März 2025 in Europa um 78 Prozent zu, während VW, Mercedes und BMW im Heimatmarkt China bis zu 17 Prozent Absatz verlieren. Ein Wechselspiel, das die globale Automobilindustrie auf den Kopf stellt – und Europas Hersteller in eine Zwickmühle treibt.

BYD: Vom Batteriehersteller zum Global Player

Der chinesische Marktführer BYD verkaufte im Januar 310.790 E-Autos weltweit – ein Plus von 44,9 Prozent. In Europa setzt das Unternehmen auf aggressive Preispolitik: Der BYD Dolphin startet bei 29.000 Euro, der Seal unterbietet mit 45.000 Euro direkte Konkurrenten wie das Tesla Model 3. „Die Kombination aus niedrigen Produktionskosten und staatlicher Förderung macht chinesische Hersteller unschlagbar“, erklärt ein Brancheninsider.

Europas Dilemma: Zwischen Protektionismus und Technologiedefizit

Die EU reagierte 2024 mit Sonderzöllen auf chinesische E-Autos, doch die Strategie zeigt Schwächen: Hersteller wie BYD umgehen die Barrieren durch Fertigungsstätten in Ungarn, während europäische Konzerne in China weiterhin auf schrumpfende Marktanteile blicken. Gleichzeitig fehlt es an bezahlbaren Modellen: VWs ID.2all (geplant ab 25.000 Euro) kommt erst 2026 – zu spät, um mit BYDs Dolphin gleichzuziehen.

Die Tesla-Paradoxie: Ein Pionier verliert den Anschluss

Tesla, einst Vorreiter der E-Mobilität, verzeichnete im März 26 Prozent Rückgang in Europa. Grund ist neben dem Model-Y-Facelift auch die Konkurrenz durch preiswertere chinesische Alternativen. Während Elon Musks Unternehmen mit sinkenden Margen kämpft, setzen Hersteller wie XPeng und NIO auf Premium-Features zu Mittelklassepreisen – etwa Wechselakkus oder Lidar-Sensoren.

Die Geister, die sie riefen: Wie deutsche Hersteller sich selbst sabotieren

„Wir haben die E-Mobilität verschlafen“, räumt ein VW-Manager hinter vorgehaltener Hand ein. Tatsächlich investierten deutsche Konzerne jahrelang in Verbrenner-Plattformen, während China staatliche Subventionen in Höhe von 100 Milliarden Euro in E-Technologien pumpte. Das Ergebnis: Jedes zweite in China verkaufte Auto ist elektrisch – in Deutschland liegt die Quote bei mageren 17 Prozent.

Zukunftsszenario: Wird Europa zum Absatzmarkt zweiter Klasse?

Aktuelle Prognosen zeigen ein düsteres Bild:

  • Bis 2030 könnten chinesische Hersteller 25 Prozent des europäischen E-Auto-Markts kontrollieren.
  • Deutsche OEMs verlieren in China weiter an Boden – allein BMWs Absatz sank im Q1 2025 um 17 Prozent.
  • Politische Gegenmaßnahmen wie die „Critical Raw Materials Act“-Regulierung kommen zu spät, um Lieferketten abzusichern.

Was kommt als Nächstes?

Die Auto Shanghai 2025 gibt einen Vorgeschmack: Autonomes Fahren, Festkörperbatterien und KI-gesteuerte Fabriken setzen neue Maßstäbe. Für europäische Hersteller bleibt nur ein Ausweg: Allianzen mit Tech-Konzernen – oder das Risiko, im Rückspiegel von BYD zu verschwinden.


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