Michael Hayböck: "An das Ende meiner Karriere habe ich nie gedacht"
KIRCHBERG-THENING. Der Skispringer Michael Hayböck arbeitet derzeit nach einer Bandscheiben-Operation an seinem Comeback. Mit Tips hat er über die Operation, das Training und seinen Comeback-Wunsch gesprochen. Ob Kinder für ihn bereits ein Thema sind, wie er sich die Zukunft nach seiner Sportkarriere vorstellt und ob er bereits an ein Karriereende denkt, das hat er auch verraten.
Tips: Wie geht es dir aktuell?
Michael Hayböck: Ja danke mir geht es gut, es passt eigentlich alles. Es hat keine Rückfälle mehr gegeben, hab genau wie es der Arzt prognostiziert hat, alles nach Plan machen können und bin schlussendlich heute zum ersten Mal wieder auf der Schanze gewesen.
Tips: Das heißt, du bist schon wieder schmerzfrei und darfst schon wieder alles machen?
Hayböck: Schmerzfrei war ich eigentlich gleich nach der Operation. Was aber war, dass die Nerven vorallem im linken Fuß ausgestrahlt haben, weil sie doch relativ geschädigt waren. Ich merke auch heute noch bei gewissen Bewegungen die Nerven. Ich konnte mich auch nicht auf die Zehen stellen. Das entwickelt sich jetzt langsam dazu, aber ich hab im Training die Freigabe für alles.
Tips: Wie war es heute (8. Dezember: Anmerkung der Redaktion) auf der Schanze?
Hayböck: Ja gut, ich hab mich natürlich richtig gefreut drauf. Jetzt bin ich zum Fernsehprofi geworden was Skispringen betrifft, jetzt hab ich es schon fast nicht mehr erwarten können, dass ich selber wieder darf. Im Trockentraining hatte ich jetzt keine Probleme mehr. Ich war guter Dinge und schlussendlich habe ich jetzt die Bestätigung bekommen, dass jetzt auch wirklich alles passt.
Tips: Reden wir mal über Hinzenbach und die Tage danach.
Hayböck: Ja es ist im Endeffekt alles schnell gegangen. In Klingenthal hab ich das erste Mal gemerkt, dass irgendwie etwas komisch ist. Ich hatte ein Nervenziehen und bei gewisse Bewegungen hab ich Nervenschmerzen bekommen. Wie ich wieder daheim war, konnte ich weder sitzen, noch liegen, noch stehen. Am Sonntag habe ich im Krankenhaus eine Magnetresonanztomographie gemacht und dann ist ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert worden. Einen Tag darauf hat mich mein Bruder nach Innsbruck zu Dr. Gabl gefahren, weil er Experte auf diesem Gebiet ist. Dr. Gabl hat dann noch ein paar Tests gemacht, hat sich die Bilder angeschaut und dann gesagt, ich solle das gleich operieren. Vier Stunden später bin ich operiert worden, so schnell ist es dann gegangen.
Tips: Wie hast du dir die drei Wochen vertrieben? Bist du doch ein Mensch, der ständig in Bewegung ist.
Hayböck: Ja das war dann schon ein wenig zach. Im Krankenhaus war es zum Aushalten, da bin ich gut umsorgt worden. Ich bin es gewohnt, dass ich zu Hause etwas mache und auch Sport mache. Der Sport war zehn Minuten spazieren gehen und dann war ich tot, weil einfach noch nicht mehr gegangen ist. Die restliche Zeit einfach rumzuliegen war dann schon ein wenig mühsam. Die Zeit habe ich mir vertrieben mit fernsehen, Netflix hab ich ziemlich durchgeschaut (beide lachen) und ich war auch froh dass ich mein Fernstudium habe. Ich studiere seit eineinhalb Jahren nebenbei ein bisschen. Da habe ich etwas weitergebracht, also die Zeit schon auch sinnvoll genutzt. Jetzt wo ich gewusst habe, ich darf sportmäßig noch nichts machen, war für mich klar, dass ich nicht versuche zu früh etwas zu machen, sondern geduldig zu sein in der Zeit.
Tips: Verfolgst du überhaupt aktuell die Springen, kannst du sie derzeit anschauen?
Hayböck: Jetzt in diesem Fall schon, voll entspannt. Es war zum Beispiel letztes Jahr ganz was anderes wie ich wegen Corona in Quarantäne gesessen bin. Nach dem Weltcupauftakt bin ich eigentlich gut gehüpft und dann musste ich zwei Wochenenden hintereinander zuschauen daheim. Da bin ich voll auf Nadeln gesessen. Jetzt ist es aber eine ganz andere Situation, weil ich weiß, ich hab jetzt eine Operation gehabt und es geht körperlich gerade nicht. Da bin ich zu einem Fan geworden, der auch zu Hause vor dem Fernseher sitzt und sich das in Ruhe anschaut, natürlich schon genau und auch mit Blick wie die Leute springen und dem Material.
Tips: Darf ich fragen was genau bei der Operation gemacht worden ist? Hast du jetzt in der Zeit an ein Karriereende gedacht?
Hayböck: An ein Karriereende habe ich nie gedacht, weil auch der Arzt gleich gesagt hat, wenn alles gut läuft, kann ich in acht Wochen wieder Skispringen. Was gemacht worden ist: hinten bei der Wirbelsäule bin ich aufgeschnitten worden, das was raus gestanden ist bei den Bandscheiben und gedrückt hat, ist weggeschnitten worden, das der Nervenkanal wieder frei ist und dann wieder zugemacht. Es war auch danach nicht irgendwie dass etwas weh getan hätte. Diese Schwachstelle werde ich jetzt zukünftig auch forcieren müssen, dass das möglichst gut trainiert ist und möglichst nie auf die Bandscheiben drückt und das weiter geschädigt werden könnte. Da muss ich sicher dahinter sein, aber grundsätzlich ist alles möglich.
Tips: Hätte man das noch therapieren können?
Hayböck: Glaub ich nicht, ich sag jetzt mal so: ein Bandscheibenvorfall kommt jetzt nicht von heute auf morgen, es war sicher schon länger. Dass es so akut wird, da hat es dann irgendeinen Auslöser noch gegeben wo ich nicht genau weiß, woher oder was das war. Im Endeffekt ist jetzt die Hoffnung groß, dass ich von den Rückenproblemen, die ich jetzt gehabt habe die letzten Jahre, eine Ruhe habe.
Tips: Wie schaut dein Trainingsalltag aus, wie hat sich das Training bisher entwickelt?
Hayböck: Das Training hat sich ziemlich verändert in der letzten Zeit. Die ersten drei Wochen durfte ich nur spazierengehen. Dann hat es angefangen, dass ich unter professioneller Aufsicht leichtes Rumpftraining machen durfte. Seit zweieinhalb, drei Wochen circa geht im Training wieder so ziemlich alles.
Tips: Wo stehst du aktuell? Bist du komplett im Plan? Oder soll der Verlauf schneller gehen?
Hayböck: Ich bin auf jeden Fall komplett im Plan. Dr. Gabl hat einen optimalen Plan ausgegeben und eigentlich genau nach dem ist immer alles gegangen.
Tips: Hast du einen Plan wann du dein Comeback geben wirst?
Hayböck: Mein Wunsch wär, dass ich irgendwann nächstes Jahr, wenn die österreichischen Bewerbe sind, Innsbruck und Bischofshofen um den Dreh herum, wieder einsteigen kann. Voraussetzung dafür ist, dass bis dahin weiterhin alles perfekt läuft, körperlich weiter bergauf geht und dass sich nicht weiter noch einmal irgendwo Baustellen auftun. Und ich sage es ist realistisch mit ein bisschen Vorbehalt.
Tips: Hast du irgendein Highlight welches du erreichen willst in der kommenden Saison?
Hayböck: Es ist aktuell nicht so präsent, wie wenn ich jetzt nichts gehabt hätte und ich immer topfit gewesen wäre. So verschieben sich die Prioritäten doch ein bisschen. Aber ich sage, dass Olympia sicher ein großes Ziel ist, das ist nicht gelogen. Das ist nach wie vor präsent und auch realistisch. Es sind jetzt doch noch zwei Monate bis dorthin, da kann noch einiges passieren. Aber ich sehe es ein bisschen anders, als es vielleicht sonst wäre, weil die Umstände einfach andere sind. Und ich einfach froh bin, dass es jetzt schon wieder so gut geht und ich schon wieder Skispringen darf. Skifliegen hab ich auch im Hinterkopf, da ich letztes Jahr bei der Skiflug-WM Vierter geworden bin, ich das normalerweise nicht so schlecht kann und das ist noch einmal ein Monat später. Das heißt noch mal mehr Zeit für mich. Das hab ich schon auch im Kopf.
Tips: Du bist ja jetzt in ein Haus gezogen, schon eingelebt?
Hayböck: Jaja voll, wir genießen es sehr. Vor allem in den Zeiten wie es jetzt immer war mit Lockdown hin und her und oft wo du gezwungen warst, jetzt einmal öfter zu Hause zu sein als dir lieb ist, haben wir es umso mehr genossen. Genau den richtigen Moment erwischt, dass es auch zu Hause irrsinnig gut auszuhalten ist.
Tips: Und wie viele Kinderzimmer sind da jetzt vorhanden?
Hayböck: (Lacht) Zwei wären es. Ich mein, ich bin jetzt auch schon dreißig und man macht sich natürlich auch über das Gedanken. Es ist sicher ein Wunsch für die Zukunft, aber jetzt noch nicht gleich spruchreif.
Tips: Du studierst aktuell Bauingenieurwesen, ist das das was du später mal machen möchtest?
Hayböck: Ja es ist schon so, dass mir das irrsinnig daugt. Es war lang Pilot und fliegen so der Wunschgedanke. Das habe ich aber beschlossen, das eher beim einem Hobby zu lassen. Wie man jetzt sieht ist das eine Branche, die nicht zukunftssicher ist und man ist wieder viel unterwegs. Das Bauingenieurwesen ist dadurch entstanden, dass ich selber Haus gebaut habe und mich das immer schon ein wenig interessiert hat.
Tips: Denkst du bereits ans Aufhören und hast du Pläne wie lange du noch springen wirst?
Hayböck: Ans Aufhören denke ich nicht, nein. Nicht einmal jetzt wo ich eine Operation gehabt habe und ich nicht gewusst habe was passiert, war das Thema. Logisch ist und das gehört vielleicht nicht als 20-Jähriger, aber als 30-Jähriger in gewisser Weise schon dazu, dass man sich Gedanken macht, was später einmal auf einen zukommt. Es ist auch gut, dass man eine Perspektive hat, dann übt sich der Sport auch nochmal leichter aus. Aber das Weitere werde ich dann sehen. Hängt natürlich auch davon ab, wie lange bin ich fit und wie lange es mir noch Spaß macht. Ich würde mir wünschen, wenn ich noch mehrere Jahre gesund bin, oder jetzt wieder in dem Fall wieder, das noch der ein oder andere Erfolg hinzu kommt. Ich bin auf jeden Fall schwerst motiviert und trau es mir auf jeden Fall zu, dass es auch noch für ganz vorne reicht, weil das ist sicher Grundvoraussetzung.
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