AK: Mehrheit der Beschäftigten arbeitet auch wenn sie krank ist
OÖ. 53 Prozent der Beschäftigten arbeiten in der Corona-Pandemie auch wenn sie krank sind. Das ist das Ergebnis des Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ). Besonders betroffen sind Pflegekräfte, 30- bis 39-Jährige, Frauen und Beschäftigte im Homeoffice. Was die Gründe dafür sind und wie dieser Entwicklung entgegengetreten werden soll, berichtete die AK OÖ in einer Pressekonferenz am Freitag, 9. April.

Der Anteil der Beschäftigten, die trotz Krankheit arbeiten, sei hoch wie nie zuvor, hält die AK OÖ fest. Im ersten Quartal 2021 gaben 53 Prozent der Beschäftigten in Österreich beim Arbeitsklima Index an, gearbeitet zu haben, obwohl sie krank waren. Im vergangenen Jahr waren es noch drei Prozentpunkte weniger, 2019 nur 39 Prozent, die trotz Krankheit arbeiteten. Befragt werden jährlich mehr als 4.000 Personen (in insgesamt vierteljährlichen Umfragen), die repräsentativ für alle Arbeitnehmer in Österreich sind. Beschäftigte, die krank arbeiten, berichten häufig von Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Kreuzschmerzen sowie Schlafstörungen und Erschöpfung.
Präsentismus nicht in allen Gruppen gleich stark ausgeprägt
Laut AK OÖ sei Präsentismus vor allem in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen, bei Frauen und bei Beschäftigten im Homeoffice ausgeprägt. Weitere Einflussfaktoren sind Zeit- und Arbeitsdruck. Die häufigsten Gründe, krank zu arbeiten, seien das Pflichtgefühl in Bezug auf die Arbeitskollegen sowie die Angst, dass Arbeit sonst liegen bleiben würde. Diese Angst treibt in erster Linie Beschäftigte im Homeoffice an. Unterschiede gebe es aber auch je nach Berufsgruppe, berichtet die AK OÖ. Seit Beginn der Corona-Pandemie habe Präsentismus am stärksten bei Pflegekräften zugenommen. Gingen 2019 noch 45 Prozent von ihnen krank zur Arbeit, waren es in den vergangenen Monaten bereits 71 Prozent. Dahinter folgen Lehrkräfte, Sachbearbeitende, öffentliche Angestellte und Angestellte im Einzelhandel.
Wer krank arbeitet, tat das zu einem Drittel an drei bis fünf Tagen im vergangenen halben Jahr. Bei einem Viertel der Befragten waren es aber auch sechs bis 14 Tage. Das könne auf Dauer nicht gut gehen, warnt AK OÖ Präsident Johann Kalliauer: „Wenn mehr als die Hälfte sagt, im vergangenen Jahr auch krank gearbeitet zu haben, dann läuft gewaltig etwas schief. Die Unternehmen müssen die Belastungen minimieren und die Arbeitszeiten reduzieren. Das kann auf Dauer nicht gut gehen“.
Kalliauer: „Körperliche und psychische Belastungen am Arbeitsplatz minimieren“
Im Detail sollten die Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass Beschäftigte gar nicht erst krank werden. Das bedeute sowohl körperliche und psychische Belastungen zu minimieren als auch überlange Arbeitszeiten zu reduzieren. „Das geht am besten, wenn man die Arbeit auf mehr Köpfe verteilt. Mehr Personal heißt auch, dass die Beschäftigten weniger Druck haben, aus Pflichtgefühl und Rücksicht unbedingt krank zur Arbeit gehen zu müssen“, führt Kalliauer aus. Darüber hinaus brauche es einen besonderen Kündigungsschutz im Krankheitsfall. Arbeitgeber sollten beweisen müssen, dass eine Kündigung nicht wegen der Erkrankung erfolgte. Wer unter steigendem Zeitdruck, schlechten Gesundheitsbedingungen und permanentem Arbeitsdruck leide, sei insgesamt weniger zufrieden im Beruf und Leben, gibt Kalliauer abschließend zu bedenken. Darunter seien vor allem Beschäftigte in prekären Jobs in der Reinigung, am Bau sowie im Handel
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