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Kritik an Bildungskarenz - Reform wird gefordert

Tips Logo Karin Seyringer, 08.05.2023 17:18

OÖ/Ö. Der Rechnungshof Österreich empfiehlt, die gesetzliche Bestimmungen zur Bildungskarenz zu überarbeiten und sieht im Ende April veröffentlichten Bericht „Bildungskarenz“ einigen Reformbedarf. Wirtschaftskammer OÖ-Präsidentin Doris Hummer sieht sich in der Kritik bestätigt. Die aktuellen Auswüchse, die es bei der Bildungskarenz gebe, seien nicht im Sinne des Erfinders.

WK OÖ-Präsidentin Doris Hummer schließt sich der Rechnungshof-Kritik zur Bildungskarenz an. (Foto: Volker Weihbold)

Die schon längere Kritik der Wirtschaftskammer (WK) OÖ: Die Bildungskarenz würde zu häufig nicht zur praxisorientierten Weiterbildung für den Arbeitsmarkt, sondern immer wieder als persönliche „Auszeit“ zur Vertiefung sehr individueller Bildungsinteressen genutzt. „Im Prinzip kann man heute während einer Bildungskarenz (vom AMS in Höhe des Arbeitslosengeldes finanziert) tun und lassen, was man will, was gerade in Zeiten des akuten Fach- und Arbeitskräftemangels ein unhaltbarer Zustand ist“, so die Kritik seitens der WK OÖ.

Gerne an Elternkarenz angeschlossen

Auch der Rechnungshof verlangt eine Fokussierung der Bildungskarenz auf arbeitsmarktrelevante Bildungsinhalte. Die Bildungskarenz sei laut dem Rechnungshof nämlich nicht nur beliebt und teuer (seit 2010 hat sich die Zahl der Teilnehmer verdoppelt und die Ausgaben haben sich verdreifacht), sondern werde immer öfter zur „Verlängerung der Baby-Pause“ genutzt. Vom Rechnungshof heißt es: „Ab 2017 wurde die Bildungskarenz zunehmend an die Elternkarenz angeschlossen. Am Markt traten verstärkt Kursanbieter auf, die unter dem Slogan 'Baby-Pause-Verlängern' mit der finanziellen Unterstützung aus öffentlichen Mitteln warben.“

Hummer: „Nicht im Sinne des Erfinders“

„Alles nicht im Sinne der Erfinder der Bildungskarenz, denen es 1998 um die konkrete Möglichkeit zur Aus- und Weiterbildung zwecks Verbesserung der persönlichen arbeitsmarktpolitischen Chancen gegangen ist. Es ist daher umso erfreulicher, dass der Rechnungshof hier den gleichen Reformbedarf wie die Wirtschaftskammer sieht und eine rasche Überarbeitung der Bildungskarenz fordert“, so WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer zur Kritik des höchsten Kontrollorgans der Republik.

Inhalte mit Effekt: Reformforderungen

„Um das angepeilte Ziel zu erreichen, muss bei der Bildungskarenz an mehreren Schrauben gedreht werden“, so Hummer. „In erster Linie geht es um die konkreten Weiterbildungsinhalte, die künftig einen nachweisbaren arbeitsmarktpolitischen Effekt haben müssen. Das könnte etwa das AMS vorweg überprüfen. In kurs- und vorlesungsfreien Zeiten, wie etwa im Sommer, sollte der Bezug des Weiterbildungsgeldes unterbrochen werden. Das ist bisher nicht der Fall. Und grundsätzlich sollten künftig höhere Anforderungen für den zu erbringenden Qualifizierungsnachweis gelten“, fordert sie.

Die weiteren Forderungen: Es sei sicherzustellen, dass mehr Niedrigqualifizierte und ältere Personen Bildungskarenz in Anspruch nehmen. Derzeit sind es laut Rechnungshof eher die ohnehin schon gut Qualifizierten. „Ebenso sollte eine Inanspruchnahme der Bildungskarenz unmittelbar nach der Elternkarenz künftig nur mehr unter sehr restriktiven und bedarfsorientierten Kriterien erlaubt sein“, so Hummer.

Generell sei es zielführender, das Angebot der arbeitsmarktnahen AMS-Schulungsförderung „Qualifizierungsförderung für Beschäftigte“ (QBN) massiv und auch auf höher qualifizierte Personen auszubauen, anstatt hohe Fördersummen für arbeitsmarktferne und wenig bedarfsorientierte Bildungskarenzen auszuschütten, wird vorgeschlagen.

„Bildungskarenz ist per se keine schlechte Sache, wenn Betroffene und die Wirtschaft nachhaltig von ihr profitieren. In Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels sollten wir es uns aber nicht mehr länger leisten, dringend benötigten Arbeitskräften eine Bildungskarenz von bis zu einem Jahre zu ermöglichen, die diesen Namen schon längst nicht mehr verdient“, unterstützt Doris Hummer die vom Rechnungshof angeregte, rasche Reform


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