Industriellenvereinigung OÖ: Hälfte der Erwerbstätigen kann sich laut Studie Mehrarbeit vorstellen
OÖ/LINZ. Die Hälfte der Erwerbstätigen kann sich Mehrarbeit vorstellen, ein Viertel der Teilzeitbeschäftigten würde die Arbeitszeit sogar auf Vollzeit verdoppeln, zeigt eine aktuelle Studie der Spectra Marktforschung im Auftrag der Industriellenvereinigung (IV) OÖ. Die Studie wurde beim Format „Industrie im Dialog“ präsentiert.
Ziel der Studie war es unter anderem, detaillierte Informationen über Arbeitszeitgewohnheiten und die Bereitschaft zur Mehrarbeit in Oberösterreich zu erfassen.
Die Umfrageergebnisse zeigen laut Stephan Duttenhöfer, Geschäftsführer der Linzer Spectra Marktforschung, dass Potenzial für Mehrarbeit vorhanden ist: 52 Prozent der erwerbstätigen Oberösterreicher können sich demnach grundsätzlich vorstellen, mehr zu arbeiten, wenn ihnen dafür ein entsprechend höheres Gehalt angeboten würde.
- 53 Prozent der Vollzeitkräfte sind bereit, ihre Arbeitszeit zu erhöhen
- bei den Teilzeitbeschäftigten trifft dies auf 48 Prozent zu
Im Schnitt 8,5 Stunden pro Woche mehr
Die durchschnittlich angegebene zusätzliche Arbeitszeit liegt bei 8,5 Stunden pro Woche. Vollzeitkräfte sehen ein Potenzial für bis zu 7,4 Stunden mehr Arbeit, Teilzeitkräfte 11,6 Stunden möglich.
Rund die Hälfte derjenigen, die Mehrarbeit befürworten, sieht eine Erhöhung von bis zu fünf Stunden pro Woche als realistisch an.
Besonders bemerkenswert laut Studienautoren: fast ein Viertel der Teilzeitbeschäftigten (23 Prozent) gibt an, sich eine Aufstockung von 20 Stunden pro Woche vorstellen zu können, was einer Umstellung von Teilzeit auf Vollzeit gleichkäme.
Motivationen für Mehrarbeit
Die stärkste Motivation für Mehrarbeit ist für 93 Prozent der Befragten ein höheres Einkommen.
- Besonders steuerlich begünstigte Auszahlung von Mehrarbeit wirke anziehend. 86 Prozent der Befragten sehen darin einen entscheidenden Vorteil.
- Eine höhere Pension ist für 78 Prozent ein Motivationsfaktor.
- Für über die Hälfte (56 Prozent) wäre auch die Umwandlung der Mehrarbeit in Urlaubstage ein Beweggrund für Mehrarbeit.
- 53 Prozent nennen mehr Verantwortung in der Tätigkeit
- 52 Prozent nennen beruflichen Aufstieg als Motiv
Barrieren für Mehrarbeit
Auf der anderen Seite zeigt die Umfrage vor allem zwei deutliche Barrieren für Mehrarbeit auf: Fast die Hälfte (46 Prozent) derjenigen, die keine Mehrarbeit leisten möchten, gibt an, dass ihnen die Freizeit wichtiger ist als die Arbeit. Als zweitwichtigster Grund wird „Mehrarbeit lohnt sich nicht“ genannt. Fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten (elf Prozent) sowie Pflegeaufgaben (vier Prozent) sind weitere Gründe, die von Frauen (16 Prozent bzw. 7 Prozent) erwartungsgemäß stärker betont werden.
IV fordert: steuerliche Anreize fördern
Anhand der Umfrageergebnisse zieht Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV OÖ den Schluss, dass es steuerliche Anreize für Mehrarbeit geben müsse: „Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass eine signifikante Bereitschaft zur Mehrarbeit besteht, die durch steuerliche Anreize gefördert werden muss. Um Österreich wieder von der Freizeit- zur Leistungsgesellschaft zu machen, muss sich Mehrarbeit auch finanziell wieder viel stärker lohnen. Die nächste Bundesregierung ist am Zug, diese Einstellungen mit einem Standortrettungspaket in die Tat umzusetzen.“
„Industrie im Dialog“
Die Umfrageergebnisse wurden auch beim Format „Industrie im Dialog“ präsentiert, zu dem die IV OÖ in regelmäßigen Abständen laden.
Gastgeber Haindl-Grutsch verwies dabei darauf, dass in Österreich seit Jahren eine Arbeitszeitverkürzung im Gang sei. „Es arbeiten in Österreich immer mehr Menschen immer kürzer.“ Österreich und Deutschland entwickle sich zur Freizeitgesellschaft. Beim Thema Teilzeit sei zwar die Kinderbetreuung Thema, „aber wir sehen, dass auch bei kinderlosen Paaren die Teilzeit ausgeprägt ist.“
Zudem verwies er auf die steuerliche Belastung. „Erhöhen Sie in Österreich die Arbeitszeit um 50 Prozent, also von 20 auf 30 Stunden, bekommen Sie nur ein Drittel mehr Geld“, nennt er ein Beispiel.
Diskutiert wurden die Umfrageergebnisse und die aktuelle wirtschaftliche in Österreich und vor allem in Oberösterreich vom Vizepräsidenten der IV OÖ Thomas Bründl (starlim Spritzguss GmbH), Robert Zeillinger, Vorstand der SKF Österreich AG, Stephan Duttenhöfer, Geschäftsführer der Linzer Spectra Marktforschung sowie Gastgeber, IV OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch.
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23.09.2024 14:03
Welche Studie und wie durchgeführt
Für mich klingt das etwas komisch wenn eine Studie den aktuellen Umfragen widerspricht. Die meisten Menschen wollen eine ArbeitszeitVERKÜRZUNG und nicht mehr arbeiten, darum würde mich interessieren welche studie das genau ist, wie sie durchgeführt worden ist und wie viele da mitgemacht/ geantwortet haben. Nichts gegen Studien, aber bitte auch anführen welche es ist. Eine grobe beschreibung weist noch nicht auf Glaubwürdigkeit hin.
23.09.2024 14:03
Welche Studie und wie durchgeführt
Für mich klingt das etwas komisch wenn eine Studie den aktuellen Umfragen widerspricht. Die meisten Menschen wollen eine ArbeitszeitVERKÜRZUNG und nicht mehr arbeiten, darum würde mich interessieren welche studie das genau ist, wie sie durchgeführt worden ist und wie viele da mitgemacht/ geantwortet haben. Nichts gegen Studien, aber bitte auch anführen welche es ist. Eine grobe beschreibung weist noch nicht auf Glaubwürdigkeit hin.