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Finanzierung, verbindliche Patientenlenkung: Gesundheitspolitik tagte in Linz

Tips Logo Karin Seyringer, 16.10.2024 20:16

Ö/LINZ. Stärkerer Fokus und mehr Tempo beim Thema Gesundheitssystem fordern die Gesundheitsreferenten der Bundesländer von der künftigen Bundesregierung. Unter dem Vorsitz von Oberösterreich tagten sie am Mittwoch in Linz am MED-Campus der Johannes Kepler Uni, gemeinsam mit Gesundheitsminister Johannes Rauch. Die Themen reichen von der Finanzierung bis zur Forderung nach einer verbindlichen Patientenlenkung.

  1 / 2   Salzburgs Gesundheits-Landesrätin Daniela Gutschi, Oberösterreichs Gesundheits-Landesrätin, LH-Stellvertreterin Christine Haberlander und Gesundheitsminister Johannes Rauch (v. l.) (Foto: Land OÖ/Denise Stinglmayr)

„Wir haben unterschiedlichste Themenbereiche beleuchtet und diskutiert“, so die Gastgeberin der Konferenz, Gesundheits-Landesrätin, LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP). Besonders erfreut zeigte sie sich darüber, dass die Beschlüsse am Mittwoch über alle vertretenen Fraktionen hinweg (ÖVP, SPÖ und FPÖ) einstimmig gefallen sind, darunter auch ein Beschluss zum Thema Impfen. „Ich danke den Kolleginnen und Kollegen für das aufeinander zugehen, das Gemeinsame in den Mittelpunkt zu stellen.“

Forderungs-Katalog an künftige Bundesregierung

Gemeinsam wurde ein Forderungs-Katalog an die künftige Bundesregierung aufgestellt, mit fünf Themen, mit denen sich diese noch stärker befassen und rasch umsetzen müsse. Die Länder seien bereit, Tempo zu machen, so der Tenor.  

  • Finanzielle Ausstattung, „damit die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems dauerhaft gesichert ist, damit die Länder, Gemeinden, aber auch die Sozialversicherungen ihren Aufgaben gerecht werden können“, so Haberlander.
  • Effiziente Ressourcenverwaltung: „Wir treten für eine verbindliche Patientenlenkung ein. Doppeluntersuchungen, Fehlzuweisungen, vermeidbare Konsultationen binden die Ressourcen unserer Mitarbeiter in den Krankenhäusern, aber auch in den niedergelassenen Ordinationen“, so Haberlander. Wie eine verbindliche Lenkung aussehen könnte: Hier sei auch die neue Bundesregierung gefordert, sich das zu überlegen. Es brauche einen Art „Lotsensystem“ durchs Gesundheitswesen, „damit die Patienten zur richtigen Zeit an die richtige Stelle kommen, und gleichzeitig die Mitarbeiter mehr Zeit und Ressourcen haben, sich auch um die Patienten zu kümmern.“ Gesundheitsminister Rauch: „Zwei Drittel der Patienten gehören nicht in Spitalsambulanzen. Dafür braucht es den Ausbau des niedergelassenen Bereichs. Das heißt: Der erste Weg ist zu 1450, dort bekomme ich im besten Fall einen Termin im niedergelassenen Bereich oder einem Primärversorgungszentrum, und erst dann gehe ich in die Spitalsambulanz.“
  • Digitalisierung: „Wir erleben, dass die Menschen viel weiter sind als das Gesundheitssystem. Wir sind es gewohnt, dass Daten geschickt werden. Unsere Krankenhäuser haben hier oft noch unsichtbare Mauern, die den Datenaustausch nicht zulassen. Wir bekennen uns ganz klar zum Grundsatz ‚digital vor ambulant, vor stationär‘“, erläutert die oö. Gesundheits-Landesrätin.
  • Gesundheitsförderung und Prävention: „Wesentlich ist der Fokus, was kann man tun, um die gesunden Lebensjahre zu verlängern, die Gesundheit zu bewahren.“
  • Schutzimpfungen: „Wir bekennen uns dazu, dass die Schutzimpfungen eine Pflichtleistung der Sozialversicherungen werden sollen. Es gibt keine wirksamere Prävention als eine Impfung“, ist Haberlander überzeugt. In OÖ etwa zahlt das Land jährlich rund sechs Millionen Euro dazu, die Sozialversicherung soll sich laut Forderung aber gänzlich finanziell darum kümmern.

Auch digitale Mediennutzung als Thema

Nicht nur in den Bereich Gesundheit, auch in den Bildungsbereich fällt das Thema der digitalen Medien, was ebenfalls am Mittwoch angesprochen wurde. Laut aktueller Studie in Oberösterreich verbringen die 6- bis 10-Jährigen durchschnittlich 45 Minuten am Tag nur mit Online-Spielen. Dazu kommt noch vieles mehr an Medien- und Internetzeit täglich. Die Studie weist zudem auf steigende negative Gefühle nach dem Konsum digitaler Medien und steigende psychische Probleme hin. „Deswegen haben wir auch beschlossen, dass man bundesweit eine Strategie entwickeln muss, wie mit digitalen Medien umzugehen ist“, so Haberlander.

Gesundheitskompetenz wird eingefordert

Am Podium vor Presse nach der Konferenz war auch die Salzburger Landesrätin Daniela Gutschi, in Salzburg wird die Konferenz das nächste Mal stattfinden. Mit großer Einigkeit seien die wichtigen Themen diskutiert worden, unterstreicht auch sie. „Für das Thema Gesundheit zuständig zu sein, ist eine noble, aber auch eine der herausforderndsten Aufgaben“, verweist sie vor allem auf die demografische Entwicklung mit immer älter werdender Gesellschaft einerseits und immer weniger Fachkräften auf der anderen Seite.

Beim Thema Prävention erweitert sie um das Thema Gesundheitskompetenz: „Wir wissen, dass in den letzten Jahren hier sehr viel Wissen in der Bevölkerung verloren gegangen ist.“ Als Beispiel nennt sie ein Kind mit Fieber, wo Eltern, anstatt auf Hausmittel zurückzugreifen, die Rettung rufen oder in die Spitalsambulanz kommen würden. „Und da müssen wir ansetzen.“

Beim Thema Personal verweist Gutschi darauf, dass es neben digitalen Helfern auch verstärkt nötig sei, Menschen in Ausbildung zu bringen und zusätzliches Personal aus Drittländern nach Österreich zu holen. Daher hat die Konferenz auch beschlossen, dass Nostrifikationen rascher ermöglicht werden müssen.

Rauch: „Geht nur gemeinsam“

Stattgefunden hat die Konferenz in Linz im JKU Med Space. Rauch: „Dieser Standort steht symbolisch für das österreichische Gesundheitssystem. Was hier geleistet wird, ist Spitzenmedizin. Wir haben eine hervorragende Versorgung in Österreich, die kostet Geld“, verweist er auf die Budgeterhöhungen im letzten Jahr. „Das sind Investitionen und keine Kosten. Ich möchte das ausdrücklich betonen.“

Sein Appell: „Es geht nur gemeinsam.“ Mit Bundesländern, Sozialversicherungen und Bund. Unterschiedlich finanzierte Systeme dürften nicht in Konkurrenz stehen. Der niedergelassene Bereich müsse ausgebaut werden, damit die Spitalsambulanzen nicht überlastet sind. „Wir haben im Gesundheitssystem Verbesserungsbedarf, das ist unbestritten. Es wird nur gehen, wenn alle Beteiligten gemeinsam an einem Strang ziehen.“


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