Die finanzielle Gesundheit als Basis - ein Tips Talk mit Stefanie Christina Huber
LINZ/OÖ. Stefanie Christina Huber, Generaldirektorin der Sparkasse Oberösterreich und Präsidentin des Österreichischen Sparkassenverbandes, spricht im Tips Talk über turbulente Zeiten, ihre Zuversicht, und warum das persönliche Miteinander wichtig ist.
Tips: Wir leben in turbulenten Zeiten, die wirtschaftliche Lage ist herausfordernd, das Budgetdefizit unerwartet groß. Wie spiegelt sich dieses Bild im Bankenalltag wider?
Stefanie Christina Huber: Wir sehen im Moment ein ganz differenziertes Bild. Auf der einen Seite haben wir die großen Insolvenzen, auf der anderen Seite gibt es aber ganz viele Unternehmen, die schon die letzten Jahre daran gearbeitet haben, sich selbst zu transformieren – die durch die Digitalisierung noch effizienter wurden und sich autark aufstellten, um von einzelnen Schwankungen nicht so stark abhängig zu sein. Zuversicht ist immer angebracht. Wir begleiten ja unsere Unternehmen und auch unsere Privatkundinnen und -kunden nicht nur bei Sonnenschein, sondern natürlich auch dann, wenn es einmal darum geht, ein Geschäftsmodell in die Zukunft zu führen, wo man weiß, da zwickt es vielleicht da oder dort, aber der Zukunftsplan ist durchwegs wieder sehr positiv.
Die viel kritisierte KIM-Verordnung wird Mitte des Jahres auslaufen. Was bedeutet das konkret für künftige Wohnbaukredite?
Wir als Sparkassenfamilie haben bei der Kreditvergabe schon immer darauf geachtet, dass die Leistbarkeit gegeben ist. Daher haben wir diese Vorschriften nie verstanden. Wir wollen nicht nur einen Kredit vergeben, sondern jemandem einen Wohnraum finanzieren, der leistbar sein und bleiben soll. Mit der KIM-Verordnung gibt es nur rot oder grün, keine Stufen dazwischen. Mit dem Auslaufen der Verordnung können wir wieder individuelle Situationen, die zukünftigen Entwicklungen eines Familieneinkommens oder eines Einzeleinkommens in unsere Entscheidungen einbeziehen.
Wie schätzen Sie die weitere Zinsentwicklung ein?
Im Moment ist im Markt auf Basis der Wirtschaftsdaten eingepreist, dass es noch weitere Zinssenkungen geben wird, in etwa ein Prozent im Jahr 2025.
In der EU existieren zahlreiche Vorschriften, einige davon hat die bisherige Regierung freiwillig übererfüllt. Was erwarten Sie von einer zukünftigen Regierung?
Wir erwarten, dass die Dinge schnell und klar geregelt werden. In der Vergangenheit wurden wir oft lange im Ungewissen gelassen, worauf wir uns einstellen müssen. Und wenn von der Entbürokratisierung gesprochen wird: Was wir gerne einmal hätten, wäre eine Regulierungspause, um mit dem zu arbeiten, was vorhanden ist. Das Thema der Finanzbildung muss in Angriff genommen werden. Wir fühlen uns als Bank verantwortlich, haben Wissensvermittler, die von den Schulen gebucht werden können, und unterstützen Projekte wie „Umgang mit Geld“ der Tips-Spitzenschulen. Aber es sollte sich auch der Staat in der Grundbildung der Menschen dafür verantwortlich fühlen, dass Finanzbildung ein wesentlicher Aspekt ist. Es ist uns auch wichtig, dass der Kapitalmarkt gestärkt wird, weil das ganz stark mit den Pensionen und der Pensionsvorsorge zusammenhängt. Es gibt viel zu tun, und ich glaube, man muss weg vom parteipolitischen Denken und langfristige Maßnahmen planen. Ein Budgetdefizit kommt nicht von heute auf morgen, sondern meistens aus einem strukturellen Defizit heraus.
Im Gespräch ist auch immer wieder eine Bankensteuer, die es in vielen EU-Ländern gibt.
Tatsache ist, dass wir eine Bankenabgabe haben: Wir zahlen eine Stabilitätsabgabe und Steuerabgaben wie jedes andere Unternehmen. Man tut ja immer so, als hätten wir das in Österreich nicht. Aber wenn man jetzt beginnen will, Gewinne abzuschöpfen, dann sind wir natürlich fernab von dem, was wir jetzt unter einem Wirtschaftssystem, einer Marktwirtschaft verstehen. Banken, die Gewinne machen und Eigenkapital aufbauen können, sind die Säule einer tragfähigen Wirtschaft.
Sie betonen oft, dass Ihnen die Nähe zum Kunden sehr wichtig ist. Wie funktioniert das im Einklang mit der digitalen Transformation?
Wir sind der Meinung, dass man vom persönlichen Miteinander lebt und auch Geschäfte so gemacht werden sollen, dass man die Beziehung zu den Menschen spürt. Es gibt immer das Streben, neue Technologien zum Kundennutzen zu verwenden. Das kann einmal sein, interne Prozesse effizienter zu gestalten, um für den Kunden schnellere Entscheidungen treffen zu können oder dem Kunden mehr Zeit widmen zu können. Wir nutzen neue Technologien zum Beispiel für die Wissensbildung, indem wir unser Finanzwissen in ein Large Language Model geben, um den Kunden die Möglichkeit zu geben, rund um die Uhr darauf zuzugreifen. Eine wesentliche Maßnahme für Kundennähe ist unser 360-Grad-Blick, mit dem wir die Bedürfnisse unserer Kunden in der Gesamtheit erfassen.
Wie darf man sich das vorstellen?
In einem persönlichen Gespräch wird die finanzielle Gesundheit gecheckt, ähnlich wie bei einem Fitnesscheck. Ein Angebot für Männer und Frauen, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern. Wir wünschen uns alle lebenslange Beziehungen, die Realität ist eine andere. Weshalb man die eigene finanzielle Gesundheit immer auf eigene Füße stellen sollte und nicht den Partner oder die Partnerin als finanzielle Vorsorge für die Zukunft oder die Pension sehen.
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