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Erinnerung und Mahnung: Ein Tag im Zeichen der Menschenhatz

Gerlinde Riegler-Aspelmayr, 29.10.2024 11:55

SCHWERTBERG. Unermüdlich hält Zeitzeugin Anna Hackl öffentlich die Erinnerung an die auch als „Hasenjagd“ bekannte erschütternde Menschenhatz des Jahres 1945 hoch. Nun bekam sie tatkräftige Unterstützung von einem überparteilichen Schwertberger Personenkomitee. Dieses organisierte für 10. November eine Gedenkveranstaltung mit mehreren bewegenden Programmpunkten.

  1 / 2   Die 4a-Klasse der Mittelschule Schwertberg gestaltete einen Beitrag für den 10. November. (Foto: Gerlinde Riegler-Aspelmayr)

Dass die beiden bereits dem Tode geweihten KZ-Häftlinge Michail Rybtschinskij und Nikolai Cemkaloim im Februar 1945 nach tagelanger Flucht vor den Nazis den Mut hatten, beim Haus der Familie Langthaler (heute Hackl) in Winden zu klopfen, hat mit einem großen steinernen Kreuz zu tun, das an die Stadltür des Hofes gelehnt stand. „In einem Haus, vor dem ein Kreuz steht, werden wohl keine Nazis wohnen“, dachten sich die beiden geflohenen KZ-Gefangenen und sie sollten recht behalten. Anna Hackls Mutter nahm sie mit offenen Armen auf, versteckte sie und rettete ihnen somit das Leben.

Genau vor diesem Kreuz, das seit vielen Jahren im Garten der Familie Hackl in Winden aufgestellt ist, wird die 93-jährige Zeitzeugin am 10. November um 15 Uhr den Teilnehmern einer Gedenkwanderung von ihren bewegenden Erinnerungen berichten.

Der Besuch bei Anna Hackl ist einer von mehreren Programmpunkten, die eine überparteiliche Schwertberger Arbeitsgruppe organisiert hat und die im Sinne der zeitlos gültigen Botschaften „Wehret den Anfängen!“ und „Niemals vergessen!“ das Gedenken an die Mühlviertler Hasenjagd hochhalten will.

Videobeitrag von Schülern

Beginnen wird der Gedenknachmittag um 13 Uhr mit einer öffentlichen Veranstaltung in der örtlichen Mittelschule. Auf Initiative der Schwertbergerin Julia Beyerl und unter Anleitung durch die Pädagogen Julia Lengauer und Thomas Wöckinger hat die 4a-Klasse in den letzten Wochen einen berührenden Video-Beitrag erarbeitet. Die Jugendlichen hatten sich im Unterricht intensiv mit der Menschenhatz beschäftigt und sich mit der Sicht von Opfern, Tätern, Widerständigen, Mitläufern und Beobachtern auseinandergesetzt.

Im Erdgeschoss der Schule ist auch eine Wanderausstellung zur „Mühlviertler Hasenjagd“ zu sehen, die Schüler der Mittelschule St. Georgen an der Gusen zusammengestellt haben.

Eröffnung des Mahnmals

Um 14 Uhr wird am Schwertberger Marktplatz das renovierte und verlegte Mahnmal zur Menschenhatz eröffnet. Das Mahnmal war vor fast 30 Jahren an einer eher ungünstigen Stelle positioniert worden und fast in Vergessenheit geraten. „Nun wurde es saniert und erhält den würdigen Platz, den es verdient. Nämlich direkt am Marktplatz, wo sich auch Gruppen und Schulklassen direkt davor versammeln und der traurigen Ereignisse des Jahres 1945, die sich auch auf Schwertberger Boden abspielten, gedenken können“, sagt Bürgermeister Max Oberleitner.

Shuttledienst bereitgestellt

Nach der Mahnmaleröffnung geht es ab 14.40 Uhr hinauf nach Winden zum eingangs beschriebenen Zeitzeugen-Gespräch mit Anna Hackl. Wer nicht zu Fuß gehen möchte, kann einen Shuttledienst in Anspruch nehmen, den die Gemeinde zur Verfügung stellt (Anmeldung: sekretariat@bewusstseinsregion.at oder 0699 16886513). Jene, die selbst mit dem Auto fahren, werden gebeten, beim Zeughaus Winden zu parken.

Um 16 Uhr gibt es im Pfarrheim nochmals die Möglichkeit zum Austausch und Reflektieren. Die Pfarre sorgt gegen Spenden für Speis und Trank.

Menschenrechtesymposium

Thematisch eingebettet sind die Schwertberger Gedenkveranstaltungen am 10. November in das 8. Internationale Menschenrechtesymposium, das die Bewusstseinsregion Mautausen-Gusen-St. Georgen von 7. bis 10. November veranstaltet. Infos zu allen Programmpunkten: www.menschenrechtesymposium.at


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