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Der Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus wird feierlich eröffnet

Rosina Pixner, 05.05.2017 16:09

RIED. Im Mai 2015 wurde das Haus am Roßmarkt 29 in „Charlotte-Taitl-Haus“ umbenannt. Bereits bei der Benennungsfeier wurde angekündigt, dass die Stadtgemeinde Ried in diesem Haus einen Lern- und Gedenkort errichten werde, der den Opfern von Nationalsozialismus und Faschismus im Bezirk Ried gewidmet ist. Die Eröffnung des Lern- und Gedenkortes Charlotte-Taitl-Haus findet nun am Dienstag, 16. Mai, um 19 Uhr, am Roßmarkt statt, bei Schlechtwetter im Sparkassen-Stadtsaal am Kirchenplatz 13.

Der Lern- und Gedenkort stellt eine Erweiterung der stadtgeschichtlichen Ausstellung des Museums Innviertler Volkskundehaus dar und bietet auch gestalterisch einen hohen Wiedererkennungswert.
Der Lern- und Gedenkort stellt eine Erweiterung der stadtgeschichtlichen Ausstellung des Museums Innviertler Volkskundehaus dar und bietet auch gestalterisch einen hohen Wiedererkennungswert.

Die Initiative für dieses Projekt war von der ARGE Lern- und Gedenkort ausgegangen. Die Grundlage bildete die Publikation „Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis. Widerstand und Verfolgung 1938-1945“ von Gottfried Gansinger, ergänzt durch Forschungen von ARGE-Mitgliedern. Charlotte Taitl steht stellvertretend für die 196 bisher bekannten Opfer von Nationalsozialismus und Faschismus im Bezirk Ried. Den Opfern ihre Namen zurückzugeben und sie so der Vergessenheit zu entreißen war das Ziel.

Räumlich grenzt der Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus an die Stadtbücherei an, durch die die Ausstellung zu deren Öffnungszeiten zugänglich ist. Für Gruppen, die sich außerhalb dieser Öffnungszeiten für einen Besuch anmelden, steht ein eigener Eingang zur Verfügung.

Lern- und Gedenkort

Durch Audiodeskription, Oral-History-Interviews, Gebärdensprache, mittels QR-Code abrufbare Leichter-Lesen-Texte werden neue Technologien zur Informationsgewinnung eingesetzt.

Der Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus ist eine inklusive Ausstellung mit gleichwertigem Informationszugang für alle. Die Biografien der Opfer werden mittels Audiodeskription und oral history Interviews von Angehörigen und Zeitzeugen akustisch erfahrbar gemacht und bieten allen Besuchern einen Mehrwert an Informationszugang. Die akustische Biografieschiene ist mittels Einhandhörer abrufbar. Ausgewählte Fotos, Abbildungen und Dokumente sowohl der Biografiestelen als auch der Infobox werden taktil umgesetzt.

Die Hauptschwerpunkte der Ausstellung sind in Gebärdensprache und Easy to read Texte übersetzt und mittels QR Code abrufbar. Die Inhalte der Infobox werden mittels RFID Chips und einem ausleihbaren Auslesegerät akustisch für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen zugänglich gemacht. Damit sollen erstmalig auch neue Technologien zur Informationsgewinnung in einer Ausstellung eingesetzt werden.

Eröffnung

Eröffnet wird die Ausstellung am Dienstag, 16. Mai, um 19 Uhr am Roßmarkt 29

Biografie

Charlotte Taitl (geboren am 15. Mai 1896 in Thomasroith/Ottnang – gestorben 16. Oktober 1944 Auschwitz) übersiedelte mit ihrem Mann Josef Taitl nach ihrer Heirat 1919 nach Ried. Sie betrieben einen Leder- und Altwarenhandel. Weil Charlotte Taitl Jüdin war, erzwangen die Konkurrenten die Schließung des Geschäfts – ab 1943 durfte nur noch der Altwarenhandel weitergeführt werden. Mit ihrem Mann und ihrer Tochter Gertrude wohnte Charlotte Taitl bis zu ihrer Verhaftung im Haus Roßmarkt 29. Nach der Teilnahme an der Feier ihrer eigenen Silberhochzeit mit Freunden im benachbarten Gasthaus, wurde sie wegen des „Umgangs mit Deutschblütigen“ denunziert und am 16. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet.


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