Musikvereine voller Tatendrang: „Pausiert haben wir lange genug“
PATTIGHAM/RIED. Vor wenigen Tagen ist Roland Fellner, Obmann des MV Pattigham, einstimmig als Obmann des Bezirksblasmusikverbandes wiedergewählt worden. Tips sprach mit ihm über die Situation der Musikvereine im Bezirk.
In den 36 Gemeinden des Bezirkes gibt es 38 Musikvereine mit rund 2.000 aktiven Musikerinnen und Musikern. Dazu kommen etwa 800 Jungmusiker in Ausbildung, die kurz vor ihrem Eintritt in die jeweiligen Kapellen stehen.
Tips:Wie haben die Musikvereine Corona bis jetzt überstanden?
Fellner: Überraschend gut. Es gab nicht so viele Austritte wie befürchtet. Mit zugewiesenen Sitzen und Kontaktaufzeichnung sind auch Proben möglich. Das größte Problem derzeit ist die 2G-Regel. Dadurch sind etliche Musiker von den Proben ausgeschlossen. Das ist schade, aber wir hoffen, dass mit weiteren Lockerungen am 19. Februar Proben mit 3G möglich werden.
Tips: Gab es im zweiten Jahr der Pandemie eine Art Gewöhnung oder wurde es noch schwerer?
Fellner: Die Anfragen, wie die Verordnungen zu interpretieren sind, wurden deutlich weniger. Am Anfang haben noch viele Vereine nach Schlupflöchern gesucht. Mittlerweile haben sie sich mit den Vorschriften abgefunden und ich muss sagen, dass sie sich vorbildlich daran halten.
Das größte Thema waren kirchliche Veranstaltungen; bei Begräbnissen war das manchmal unwürdig. Die Vorschriften waren oft schwer verständlich, aber auch das hat sich mittlerweile gelegt.
Tips: Was waren die größten Herausforderungen?
Fellner: Am Anfang waren die Vereine fast überfordert von den 14-täglichen Verordnungen. Es gab immer etwas Neues – dürfen bis zu zehn Personen musizieren oder 25, wie groß müssen die Abstände sein. Der OÖ. Blasmusikverband hat uns Vereine allerdings immer top informiert. Man muss auch daran denken, dass die Vereinsfunktionäre das alles neben der Arbeit machen. Das sind ja keine Juristen. Ich glaube, sie haben das toll gemeistert – das sieht man auch daran, dass wir im Bezirk keinen Cluster ausgelöst haben.
Tips: Wie konnte der Probenbetrieb aufrecht gehalten werden?
Fellner: Es waren alle superkreativ. Viele haben Videos produziert, zuhause und einzeln, und diese mit der Software zusammengeführt. Es gab viele Einzelproben oder Proben für einzelne Register.
Viele kreative Köpfe haben ihre Ideen – zum Beispiel Workshops zur Instrumentenpflege – an andere Vereine weitergegeben. Bei uns, im Musikverein Pattigham, haben wir jeden Freitag ein Zoom-Meeting abgehalten. Dort haben wir uns Stücke aus den Konzertwertungen angehört und darüber diskutiert. Ich habe auch an Kinder Themen ausgegeben, die sie dann mit ihren Ideen bearbeiten sollten. Mir ging es vor allem darum, den Freitag, an dem wir sonst geprobt haben, als „Tag der Musik“ zu behalten, damit die Musik Teil des Lebens bleibt. Jetzt, wo wieder mehr geht, sind die meisten Musiker sofort wieder dabei. Ein paar fehlen noch, weil sie Angst vor einer Ansteckung haben, aber die große Befürchtung, dass es viele Austritte geben wird, hat sich nicht bewahrheitet.
Tips: Wie steht es mit der Motivation von Funktionären und Musikern?
Fellner: Ich glaube gut, weil wir immer Ziele vorgegeben und diese auch angepasst haben. Wir haben immer noch Hoffnung, dass das Bezirksmusikfest in Weilbach stattfinden kann. Die Herbstwertungen haben wir vorverlegt, damit wir nicht in die Zeit fallen, in der womöglich die Verordnungen wieder straffer werden. Unsere Generalversammlung mit 180 Leuten habe ich auch deswegen jetzt gemacht, um zu demonstrieren, was möglich ist, wenn man mit dem Krisenstab zusammenarbeitet – und das ist einiges. Das haben auch andere Vereine gesehen.
Tips: Wie sehen die Zukunftspläne bezüglich Veranstaltungen aus?
Fellner: Pausiert haben wir lange genug. Neben den normalen Frühjahrskonzerten hoffen wir auf das Bezirksblasmusikfest mit Marschwertung in Weilbach vom 17. bis 19. Juni, das wir schon zweimal verschieben mussten. Am 2. April findet der Bewerb „Musik in kleinen Gruppen“ statt. Für die Verteilung der Leistungsabzeichen in der Jahnturnhalle haben wir einen Plan A und einen Plan B. Im Sommer wird es mehrere Platzkonzerte in Ried geben. Das hat Bezirkskapellmeister Stefan Unterberger mit der Rieder Kulturamtsleiterin Sieglinde Frohmann vereinbart.
Tips: Was ist mit dem Nachwuchs?
Fellner: Die Jugendreferenten in den Vereinen leisten hervorragende Arbeit. Die 800 jungen Musiker in Ausbildung kommen ja nicht von selbst. Es gibt zwar einzelne Register, wo man mehr Leute brauchen könnte, aber meistens kommt es mehr auf ein Vorbild im Musikverein oder im Bekanntenkreis an als auf das Instrument. In den Musikschulen gab es Unterricht – zwar nicht in Ensembles, aber einzeln. Das Erlernen eines Instrumentes ist immer noch attraktiv.
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