Zahnärztemangel im Bezirk Ried steigt deutlich
BEZIRK RIED. Gerade in ländlichen Regionen wie im Bezirk Ried wird die kassenärztliche Versorgung immer mehr zum Problemfall. Das gilt nicht nur für Allgemeinmediziner, sondern zunehmend auch für Fachärzte wie etwa Zahnärzte. In den kommenden Jahren könnte sich die Situation aufgrund von anstehenden Pensionierungen sogar noch weiter verschlechtern.
Tips hat dazu beim Vizepräsident der Österreichischen Zahnärztekammer Günter Gottfried nachgefragt, der einen Überblick über die Lage im Bezirk und im Bund gibt. Im Bezirk Ried gibt es derzeit 29 aktive Zahnärzte, allerdings sind acht von ihnen, die mit einem Kassenvertrag ausgestattet sind, zwischen 60 und 70 Jahre alt und stehen damit schon vor der baldigen Pensionierung. Eine Kassenstelle ist nicht besetzt, hier läuft gerade der Ausschreibungsprozess. Bis Ende 2025 soll diese besetzt werden. „Seit Jahren wird das zahnmedizinische Kassensystem kaputtgespart, weshalb viele junge Kollegen den Eintritt ins solidarische Gesundheitssystem meiden und es vorziehen, auf Wahlzahnarztbasis zu arbeiten“, erklärt Gottfried das Dilemma.
Etablierte Kassenärzte verlassen das System
„Andererseits legen auch viele etablierte Kassenzahnärzte ihre Verträge zurück und verlassen das System. Viele Kassenleistungen sind derart schlecht honoriert, dass sie nicht mehr kostendeckend erbracht werden können“, führte der Vizepräsident der Zahnärztekammer weiter aus. Gottfried fürchtet, dass das öffentliche Gesundheitssystem in naher Zukunft endgültig kippen könnte, wenn nicht schnell richtungsweisende Entscheidungen zur Stärkung getroffen werden. Dazu brauche es seiner Meinung nach die Kooperation aller Stakeholder im Gesundheitsbereich. Nur so könne das kassenärztliche System in Zukunft wieder attraktiv gestaltet werden.
Maßnahmenpaket entwickelt
Die Österreichische Zahnärztekammer hat ein Maßnahmenpaket zusammengestellt, um die Übernahme eines zahnärztlichen Kassenvertrags wieder erstrebenswert zu machen. Laut eigenen Umfragen wäre unter diesen Umständen die Hälfte der Wahlzahnärzte bereit, wieder ins solidarische Gesundheitssystem einzusteigen. Zu den Forderungen der Kammer zählen unter anderem eine Senkung der Einkommenssteuer für Kassenleistungen im niedergelassenen zahnärztlichen Bereich oder die Anhebung der zahnärztlichen Kassentarife durch die Sozialversicherungsträger. Weiters wird eine partnerschaftliche Lösung des Amalgamverbots, das am 1. Januar 2025 in Kraft treten wird, gefordert. Außerdem werden etwa auch mehr Studienplätze für Zahnmedizin und die sofortige Wiedereinführung der Inländerquote beim Zugang zum Zahnmedizin-Studium an den staatlichen Universitäten gefordert. Für Gottfried wäre auch eine Stundung der Pensionsversicherungsbeiträge für Zahnärzte denkbar, die über ihr Pensionsantrittsalter hinaus weiterarbeiten wollen.
Dringender Handlungsbedarf
Gottfried bekräftigt, dass die Zahnärztekammer dringenden Handlungsbedarf ortet und im Sinne der Versorgungssicherheit mehr gesundheitspolitische Dynamik einfordert. Schließlich liege die Zuständigkeit für die Invertragnahme einer ausreichenden Anzahl von Vertragszahnärzten zur Sicherstellung des niederschwelligen Zugangs zum Gesundheitssystem nach der einseitigen Aufkündigung der Sozialpartnerschaft durch die Sozialversicherungsträger allein auf deren Seite.
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