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Elisabeth Mitterbauer zum Internationalen Weltfrauentag: „Wir dürfen nicht aufhören, für unsere Rechte zu kämpfen“

Rosina Pixner, 05.03.2025 07:00

RIED/ALTHEIM. Elisabeth Mitterbauer ist Rechtsanwältin in Ried und lebt mit ihrer Familie in Altheim. Die 49-Jährige engagiert sich für die Rechte der Frauen beim „Frauennetzwerk3“ und bei „Frau für Frau“ in Braunau. Tips sprach mit der Juristin über den Internationalen Frauentag am 8. März und wie sich das Frauenbild in den letzten Jahrzehnten verändert hat.

Elisabeth Mitterbauer ist Rechtsanwältin, Obfrau von Kompetenz-Netzwerk Innviertel und Mitglied bei Frau in der Wirtschaft. (Foto: Berit Helmlinger)
Elisabeth Mitterbauer ist Rechtsanwältin, Obfrau von Kompetenz-Netzwerk Innviertel und Mitglied bei Frau in der Wirtschaft. (Foto: Berit Helmlinger)

Tips:Was bedeutet der Internationale Frauentag für Sie persönlich?

Elisabeth Mitterbauer: Der Internationale Frauentag ist für mich ein extrem wichtiger Tag. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Gleichberechtigung und Emanzipation noch immer nicht selbstverständlich sind, ist es entscheidend, dass wir jährlich daran erinnern. Der Frauentag ist ein Aufruf zur Gleichstellung, sei es beim Einkommen, den Pensionen oder den beruflichen Chancen. Es gibt noch so viel zu tun, und wir dürfen nicht aufhören, für unsere Rechte zu kämpfen.

Die Zahl der Femizide ist letztes Jahr eklatant gestiegen. Wie könnte man Frauen besser schützen?

Die steigenden Zahlen sind erschreckend und zeigen, dass wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten müssen. Beratungsangebote wie „Frau für Frau“ und „Frauennetzwerk3“ sind essenziell, um Frauen niedrigschwellig zu unterstützen. Diese Angebote müssen durch Fördermittel von Land und Bund gesichert werden. Darüber hinaus braucht es mehr Sensibilisierung für das Thema sowie gesetzliche Maßnahmen, die schneller und konsequenter greifen. Besonders in hochkonfliktgeladenen Obsorgeverfahren müssen wir mehr Ressourcen bereitstellen, um Eskalationen zu vermeiden.

Warum sind Sie Rechtsanwältin geworden?

Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, vielleicht liegt das an meinem Sternzeichen Waage. Während meines Studiums musste ich jedoch erkennen, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer dasselbe sind. Das hat mich nicht abgehalten, sondern motiviert, Menschen zu helfen und ihnen das Rechtssystem zu erklären. Zudem arbeite ich sehr gerne mit Menschen.

Welche besonderen Herausforderungen haben Sie als Frau in der Anwaltschaft erlebt?

Als ich vor 25 Jahren meine Konzipiententätigkeit begann, gab es noch wenige Frauen in der Anwaltschaft. Es war schwieriger, sich gegen die männlichen Kollegen durchzusetzen. Dank feministischer Arbeit, auch innerhalb der Rechtsanwaltskammer, hat sich viel verbessert. Trotzdem verschwinden viele junge Kolleginnen irgendwann aus dem Beruf, oft wegen der schwierigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hier setze ich mich aktiv dafür ein, bessere Bedingungen zu schaffen. Besonders am Land ist es nach wie vor schwerer, als Anwältin ernst genommen zu werden.

Was würden Sie jungen Frauen raten, die eine Karriere in der Rechtsbranche anstreben?

Netzwerken ist essenziell: Wer Kontakte knüpft und sich ein gutes Umfeld schafft, hat es später einfacher. Ich selbst habe lange gebraucht, um mich von meinem Chef zu emanzipieren. Wer sich früh mit anderen austauscht, lernt schneller, was zu einem passt, sei es der Anwaltsberuf, die Richterlaufbahn oder eine andere juristische Karriere.

Erleben Sie, dass Frauen als Anwältinnen anders wahrgenommen werden als Männer?

Früher war das deutlicher spürbar. Frauen wurden oft als empathischer und einfühlsamer wahrgenommen, was in manchen Fällen von Vorteil, in anderen aber auch hinderlich sein kann. Heute hat sich das Bild weitgehend gewandelt, doch es gibt immer noch Situationen, in denen Klienten bestimmte Themen lieber mit einer Anwältin besprechen.

Gibt es Fälle, in denen Sie das Gefühl hatten, als Frau besonders gut argumentieren zu können?

Ich glaube nicht, dass Frauen generell besser argumentieren als Männer, aber sie tun es anders. In der Juristerei geht es darum, Sachverhalte präzise auf den Punkt zu bringen. Männer werden vielleicht schneller laut, während Frauen oft analytischer vorgehen. Beides kann zum Erfolg führen.

Sie haben die Jagdprüfung abgelegt. Sind Sie als Jägerin aktiv?

Momentan nicht, weil mir die Zeit fehlt. Aber ich möchte es unbedingt wieder aufnehmen. Ich wohne am Waldrand und sehe täglich Rehe und Hasen. Die Natur zu beobachten, ist für mich sehr entspannend.

Was fasziniert Sie an der Jagd?

Ich verstehe mich als Hegerin und Pflegerin, nicht als Trophäen-Jägerin. Die Stille im Wald, das Beobachten der Natur und das Verständnis für ökologische Zusammenhänge faszinieren mich.

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Ein gutes Buch, eine Hängematte und Salz und Pfeffer – weil ich gutes Essen liebe. Dass ich meine Familie mitnehme, versteht sich von selbst.

Haben Sie Zeit für Hobbys?

In jedem Fall. Wandern, Theater, Ausstellungen, Städtereisen: kurzum Genuss und Kultur.


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