Haslacher AUA-Pilot holte tonnenweise Schutzausrüstung von China nach Österreich
HASLACH. Schon zum zweiten - und sicherlich nicht zum letzten - Mal war der Haslacher Austrian Airlines (AUA)-Pilot Daniel Winkler (35) Teil der sogenannten „Corona-Luftbrücke“. Erst am Montag landete er mit mehreren tausend Schutzmasken und Schutzmänteln aus China mit einer Boeing 777 in Wien.
Für Familienvater Daniel Winkler, der seit 2006 Linienpilot bei der AUA ist, war es eine Selbstverständlichkeit, sich für den Einsatz freiwillig zu melden: „Abflug war am 28. März um 22.05 von Wien Richtung Peking, wo wir nach der Landung einreisen mussten. Normalerweise braucht man für die Vorbereitung solcher Spezialtransporte viel Vorlaufzeit, um Genehmigungen wie Landerechte, Überflugs-Freigaben und so weiter zu erlangen. Bei der AUA sind in den letzten Tagen und Nächten unzählige Leute im Dauereinsatz, die diese Transportflüge erst möglich machen.“
Neuland für die AUA
Auch die österreichische Fluggesellschaft AUA betritt derzeit mit der Überstellung der so dringend benötigten Waren aus dem asiatischen Raum Neuland, weil diese erstmals mit Passagiermaschinen durchgeführt werden. Wegen der enormen Flugstrecke kommen nur Langstreckenflugzeuge wie die Boeing 767 und 777 in Frage. Die AUA ist der einzige heimische Carrier, der über solche Flugzeuge verfügt. Derzeit holen die AUA-Crews aus den Chinesischen Städten Shanghai, Xiamen und Penang Schutzausrüstung. Die jüngste Lieferung ging zum Teil auch in das enorm vom Coronavirus betroffene italienische Bergamo.
Diplomatie Österreichs macht sich bezahlt
In Krisenzeiten wie diesen mache sich auch der diplomatische Umgang Österreichs mit befreundeten Ländern auf der ganzen Welt bezahlt. Winkler: „Das beginnt bei der chinesischen Botschaft in Wien, wo in der letzten Woche in Windeseile mehrere Anträge bearbeitet wurden, aber auch in unserem speziellen Fall hat man das sehr deutlich gespürt. Wo Passagiere derzeit acht Stunden für die Einreise brauchen, waren wir in Xiamen bereits nach zwei Stunden durch sämtliche Einreise- sowie Gesundheits-Checks. Als Österreicher wird man in China als Freund gesehen und man schätzt uns. Daher ein großer Dank an alle politischen und diplomatischen Akteure beider Länder, die uns hier tatkräftig unterstützen.“
Eine anstrengende Reise
Auf dem Hinflug nach China waren in diesem Fall sogar zwei Crews an Bord, denn es musste aus Peking eine zweite Boeing 777 aus der Wartung abgeholt werden. Beide Maschinen machten sich dann auf den Weg, nach Xiamen, wo die Maschinen beladen wurden: „Jetzt in der Krise beladen wir auch den Passagierraum mit Hilfsgütern. Wir haben bei den Hilfsflügen immer auch sogenannte 'Loadmaster' mit, die den Ladevorgang des Flugzeugs überwachen und zusätzlich die Belade- sowie Trimm-Berechnungen machen. Außerdem begleitet uns jeweils ein Techniker, der gegebenenfalls kleinere Reparaturen vornehmen kann, insbesondere wichtig auf Flughäfen, auf denen wir kleine Verträge mit Technikpersonal haben.“
Die Beladung einer Boeing 777 dauert unter normalen Umständen rund eineinhalb bis zwei Stunden. Dank der chinesischen Freunde konnte diese nun in kürzester Zeit gestemmt werden. Menschenketten reichten jedes Paket per Hand weiter in den Passagierbereich, wo diese mit Netzen gegen das Verrutschen gesichert wurden.
„Nach einer kurzen Nacht ging es am nächsten Morgen um 10 Uhr Ortszeit mit insgesamt 30 Tonnen Hilfsgütern im Konvoi zurück nach Wien. Mit an Bord waren genau 1.403 Kartons mit Schutzmasken für Österreich und 1.824 Kartons mit Schutzmänteln für Südtirol. Die Landung erfolgte nach 12 Stunden Flugzeit um 16 Uhr in Wien“, war es für Winkler und die gesamte Crew eine große Herausforderung.
Nach der Landung nahmen unterschiedlichste Organisationen die Fracht in Empfang, um die weitere Verteilung zu stemmen.
„Sicher nicht der letzte Flug für mich“
Eine Erfahrung reicher, resümmiert Winkler: „Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, hier zu helfen, da ich viele Verwandte und Freunde im Pflege- und Medizinbereich habe. Viele meiner Kollegen haben sich bereiterklärt, hier für Österreich und unsere Nachbarn zu fliegen. Dies war bereits mein zweiter Flug in dieser Form und sicher nicht der letzte.“
Damit hierzulande die Versorgung aufrech bleibt, wird die AUA noch 45 weitere solcher Frachtflüge durchführen. Acht Hilfstransporte wurden bereits absolviert.
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