Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz: „Wir öffnen das Tor zur Arbeitswelt“
BEZIRK ROHRBACH/OÖ. Beeinträchtigt und doch selbstbestimmt inkludiert in der Arbeitswelt, mithilfe der persönlichen Assistenz am Arbeitsplatz (PAA): Lisa Löffler (29) aus Ulrichsberg erklärt: „Ich wollte etwas geben“, und entschied sich nach ihrem Studium in Agrarwissenschaften als PAA zu arbeiten. Das Angebot ist kaum bekannt, auch nicht unter Arbeitgebern – und doch so wichtig für Betroffene.
Die Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz gleicht die körperliche Beeinträchtigung aus und unterstützt somit die Person, gleichwertig am Arbeitsalltag teilzunehmen. „Meist sind unsere Assistenznehmer Rollstuhlfahrer und so helfe ich bei der Mobilität in die Arbeit, bei Handreichungen, diktiertem Schriftverkehr, der Essenseingabe und natürlich beim WC-Gang. Man kann sagen, ich gleiche die Beeinträchtigung mit meinen Händen und Füßen aus“, umschreibt Lisa Löffler ihre Arbeit.
Seit drei Jahren arbeitet sie bei der Miteinander GmbH mit Sitz in Linz, welche als einzige Stelle in Oberösterreich PAA anbietet und koordiniert. Rund 65 Assistenznehmern wird aktuell assistiert. Zu ihnen gehören Menschen in Beratungspositionen, Büroangestellte ebenso wie Studenten, Anwälte oder auch Richter. Sie haben eines gemeinsam: Ohne PAA könnten sie ihren Job, ihr Studium oder ihre Berufsausbildung nicht ausüben.
Dabei ist diese Form der Unterstützung für Beeinträchtigte ab Pflegestufe drei zu 100 Prozent kostenlos – und das unbefristet. Das Sozialministeriumservice übernimmt den Aufwand zur Gänze.
Wenig bekannt
Umso unbegreiflicher ist es für Lisa Löffler und ihre Kollegenschaft deshalb, dass nur wenige Arbeitgeber, aber auch Betroffene selbst überhaupt von dieser Möglichkeit wissen. „Im Bezirk Rohrbach etwa gibt es derzeit kein Unternehmen, das einen Menschen beschäftigt, der PAA benötigt. Menschen mit Beeinträchtigung sind eine Bereicherung für Betriebe, und durch die Unterstützung selbstständig, womit keine Scheu für Betriebe bestehen sollte, diese einzustellen“, will sie ermutigen. Nur begünstigt behinderte Personen bekommen ab dem vierten Jahr einen erhöhten Kündigungsschutz.
Ein großes Stück Freiheit
Vom Profit für die Assistenznehmer ganz zu schweigen: „Für viele Beeinträchtigte sind wir quasi das Tor in die Arbeitswelt. Und Persönliche Assistenz bedeutet ein großes Stück Freiheit und Eigenverantwortung, da dies keine Betreuung im klassischen Sinne ist. Es geht natürlich auch um Unabhängigkeit.“ Neue berufliche Perspektive Dabei bringt die Persönliche Assistenz auch für Menschen, die sich beruflich verändern möchten, eine Möglichkeit, in den sozialen Bereich zu wechseln. Eine eigene Ausbildung ist nämlich nicht notwendig. Ein wenig Gespür für andere und die Fähigkeit, sich ganz auf die Wünsche und Bedürfnisse der Assistenznehmer einzulassen, sind jedoch wichtige Voraussetzungen.
Was Lisa Löffler jedoch mitunter am meisten an ihrem Job liebt: „Wie im Film ‚Ziemlich beste Freunde‘ entwickeln sich oft Freundschaften, die es anders nicht gegeben hätte. Das ist mein persönlicher Benefit.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden