Gefährliches Spiel mit Silvesterraketen, Böllern und Co.
SCHÄRDING. Was wäre Silvester ohne ein buntes Feuerwerk, das den Nachthimmel zum Jahreswechsel erstrahlen lässt. Auch wenn dieses Spektakel schön anzusehen ist, so birgt der Umgang mit Feuerwerkskörpern viele Gefahren. In Österreich verletzen sich jedes Jahr rund 300 Personen so schwer, dass sie ins Krankenhaus müssen. Und auch im Bezirk Schärding kommt es immer wieder zu Unfällen.
„Leider kommt es fast jedes Jahr im Innviertel zu mindestens einem Rettungseinsatz nach einem Unfall mit Feuerwerkskörpern. Der Grad dieser Verletzungen reicht von leichten Verbrennungen bis hin zu Amputationsverletzungen oder schweren Augenverletzungen“, sagt Rotkreuz-Bezirksgeschäftsleiter Florian Kurz. Gerade, weil die Verletzungen oft so schwerwiegend sind – österreichweit gab es vier Todesopfer in den letzten fünf Jahren – sei es wichtig, die Bevölkerung auf die erhöhten Gefahren, die von Silvesterkrachern und Raketen ausgehen, zu sensibilisieren.
Verletzungen im Bereich des Gesichts und der Hände
90 Prozent aller Unfälle, meist die Folge von unsachgemäßem Gebrauch von pyrotechnischen Produkten, ereignen sich innerhalb weniger Stunden rund um Silvester, wie Unfallanalysen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit zeigen. Der überwiegende Teil der Verletzungen mit Pyrotechnik äußert sich in Form von offenen Wunden und Verbrennungen oder Verbrühungen. Besonders häufig betroffen sind Finger und Hände. „Bei Verletzungen durch Böller im Bereich des Gesichtes (Augen, Ohren-Knalltauma) oder der Hände sollte auf jeden Fall eine Fachabteilung aufgesucht werden“, rät Friedrich Rausch, Intensivmediziner und Notarzt am Landeskrankenhaus Schärding. Bei leichten Verletzungen, wie Abschürfungen oder oberflächliche Verbrennungen empfiehlt er die Desinfektion der Wunde und einen sterilen Wundverband.
Burgstaller warnt vor Raketen aus Tschechien
Die meisten Unfälle entstehen durch vorzeitiges oder verzögertes Zünden von Knallkörpern und Raketen. Besonders gefährlich sind nicht zugelassene Feuerwerkskörper. Die Bezirkshauptmannschaft Schärding (BH) führt jedes Jahr in der Zeit vor Silvester Überprüfungen der zahlreichen Verkaufsstände im Bezirk durch. Mit dieser Aktion will sie nicht zugelassene pyrotechnische Produkte oder solche, die die jugendschutzrechtlichen Bestimmungen nicht einhalten, aus dem Verkehr ziehen, noch bevor sie in die heimischen Haushalte gelangen. „Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, dass die Produkte die Sicherheitsmerkmale aufweisen, die Anweisungen in Deutsch abgefasst sind“, erklärt Friedrich Burgstaller von der Bezirkshauptmannschaft Schärding. In den letzten Jahren habe es wenig Beanstandungen gegeben. Ein großes Problem sei allerdings die Beschaffung von Feuerwerkskörpern in Tschechien. „Unter dem Ladentisch soll dort vieles erhältlich sein, das wirklich gefährlich ist.“ Die Käufer sind meist männlich und jung. Die aktuellen Zahlen des KFV zeigen, dass auch 97 Prozent aller Verletzten in Österreich männlich sind, fast die Hälfte davon im Alter zwischen 15 bis 24 Jahren. „Oft spielt bei diesen Unfällen der Alkohol eine Rolle“, sagt Burgstaller. „Unter Alkoholeinfluss ist die Handhabung pyrotechnischer Produkte gefährlicher, weil der Anwender unvorsichtiger und übermütiger wird oder eine unsachgemäße Bedienung erfolgt“, erklärt der Notarzt.
Brandgefährlich
Nicht nur die Verletzungsgefahr ist zu Silvester groß, es besteht auch erhöhte Brandgefahr. „Bei uns kommt es immer wieder zu Silvester vor, dass wir zu Brandeinsätzen gerufen werden“, sagt Markus Furtner von der Freiwilligen Feuerwehr Schärding, „Hauptproblem sind aber nicht die professionell abgeschossenen Feuerwerke – hier mussten wir noch nie eingreifen. Für Einsätze sorgen unachtsam abgeschossene Raketen beziehungsweise Feuerwerkskörper, die mutwillig in Mistkübel, Papiertonnen oder Kanalschächte geworfen werden.“ Bis zu dreimal so oft werden die oberösterreichischen Feuerwehren in dieser Nacht zu Brandeinsätzen gerufen.
Sicherheitstipps
... für Raketenschieße:
- Feuerwerksartikel sollten nur im Fachhandel gekauft und auf das Vorhandensein einer deutschsprachigen Gebrauchsanweisung sowie der vorgeschriebenen Kennzeichnung geachtet werden. So dürfen Knallerbsen (Kategorie F1) bereits ab zwölf Jahren verwendet werden. Minderstarke Raketen (Kategorie F2) sind allerdings erst ab 16 Jahren, stärkere Raketen erst ab 18 Jahren erlaubt. „Schweizerkracher und „Piraten“ dürfen seit 2013 nicht mehr in Verkehr gebracht werden.
- Raketen sollten an einem kühlen und trockenen Ort gelagert, niemals in der Nähe von Öfen und Heizkörpern oder in der Kleidung aufbewahrt werden.
- Die Gebrauchsanweisung muss befolgt werden. Am besten man studiert sie bereits am Nachmittag.
- Pyrotechnische Artikel dürfen nicht in alkoholisiertem Zustand abgefeuert werden.
- Basteleien an den Feuerwerkskörpern sind verboten.
- Ein Eimer Wasser oder ein Feuerlöscher sollte immer bereit stehen.
- Verbotszonen beachten: Die Verwendung von Feuerwerkskörpern der Kategorie F2 ist im Ortsgebiet ganzjährig verboten.
... für Zuschauer:
- Zuschauer sollten das Geschehen aus größerer Entfernung beobachten und nie in Schussrichtung der Raketen stehen.
- Raketen und Knallkörper können die Kleidung entzünden. Deshalb sollte man Taschen immer geschlossen halten und auf Kapuzen achten.
- Geschlossene Fenster und Türen verhindern, dass Irrläufer in die Wohnung eindringen und Brände verursachen.
- (Leicht) brennbare Materialien in unmittelbarer Nähe des Hauses oder auf dem Balkon, die entzündet werden können, sollten weggeräumt werden.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden