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Das Freilichtmuseum Sumerauerhof zu sehen auf ServusTV

Leserartikel Julia Karner, 26.04.2019 11:24

ST. FLORIAN. In der ServsuTV Hoagascht-Folge am 5. Mai, „Mein Bauernhaus – Mein Hof, der hat vier Kanten“, erzählt die oberösterreichische Geschichtsprofessorin Kathrina Ulbrich über den Sumerauerhof in St. Florian, einem der eindrucksvollsten Vierkanthöfe in Österreich.

Kathrina Ulbrich (li.) und Christina Ömmer vor dem Sumerauerhof; Fotos: Servus TV/Degn Film
  1 / 2   Kathrina Ulbrich (li.) und Christina Ömmer vor dem Sumerauerhof; Fotos: Servus TV/Degn Film

Geschichtsprofessorin Kathrina Ulbrich beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Heimatgeschichten, dabei haben es ihr die oberösterreichischen Vierkanter besonders angetan. Sie selbst wuchs schon auf solch einen Hof auf und kennt sich gut mit den verschiedenen Vierkanthöfen aus. 2014 veröffentlichte Ulbrich sogar ihr erstes Buch „Neues Leben in alten Höfen“.

Das Freilichtmuseum

Der Sumerauerhof ist einer der eindrucksvollsten Vierkanthöfe in Österreich, es werden vor allem Themenbereiche präsentiert, die Arbeiten betreffen, die auf einem Bauernhof im oberösterreichischen Zentralraum angefallen sind: So können die hauseigene „Fleischbank“, der große Backofen, die Erzeugung des Mosts, die Göpelhütte mit den zum Drusch notwendigen Maschinen oder der Pferdestall entdeckt werden. Außerdem bietet der Hof mit seiner Holz getäfelten Stube und vor allem mit den teilweise original erhaltenen Wohnräumen einen Einblick in die bürgerlichen Wohnverhältnisse der wohlhabenden Bauern des Florianer Landls Ende des 19. Jahrhunderts.

Auf ServusTV

In der ServsuTV Hoagascht-Folge: „Mein Bauernhaus – Mein Hof, der hat vier Kanten“, erzählt Kathrina Ulbrich, im Gespräch mit ServusTV Moderatorin Christina Ömmer einige interessante Details zum Vierkanthof. Christina Ömmer zeigt außerdem die beeindruckenden Seiten des Freilichtmuseums.

Faszination Vierkanter

Kathrina Ulbrich: „Sie sind majestätisch und eindrucksvoll; für moderne Landwirtschaft nicht mehr passend, als Wohnhaus viel zu groß – aber trotzdem erhalten die Besitzer diese mächtigen Vierkanthöfe; sie sind nämlich einzigartig und ein erhaltenswertes Kulturgut. Oberösterreich hat ungefähr 9000 Vierkanthöfe, hauptsächlich im Traunviertel, doch auch im Mühl- und Hausruckviertel. Dort wurden bestehende Dreiseithöfe zu „Vierkantern“ mit firstgleicher Dachhöhe umgeformt, weil der „Vierkanter die vollendete Bauform eines bäuerlichen Hofes ist“ (Meinung um 1900). Vorteile war der Schutz vor Überfällen in der Ebene des Traunviertels. Im 20. Jahrhundert gab es große Umbauten im Zuge der Agrarsubventionspolitik Österreichs bzw. EU. Die Moderne und das Alte hat heute Platz im Vierkanter und viele Bauernfamilien pflegen alte Bausubstanz, geben ihr neuen Sinn und bringen gleichzeitig auch die Moderne in den Hof, wenn im Innenhof – einst der geschützte Platz für den Misthaufen, den wertvollen Dünger, - nun schöne Gartenanlagen, Swimmingpools oder Ruhezonen eingebaut werden. Bemerkenswert sind die unterschiedlichen Fassaden der Häuser, die alle „Geschichten“ erzählen, ob Sgraffito (besonders beliebt in der Bauernkriegszeit) oder barock-imitierende Fassaden des 18. Und frühen 19. Jahrhundert bis zu den modernen urbanen Hausgestaltungen.“

Sumerauerhof gehört zu den Größten

Kathrina Ulbrich: „Der Sumerauerhof in St. Florian gehört zu den größten Vierkanthöfen Oberösterreichs (Innenhof 1000 m²; Seitenlänge über 60 Meter) Er ist Freilichtmuseum, Veranstaltungsort und Denkmalhof; es ist ein großer Hof der St. Florianer Bauernherrlichkeit, des „Bauernadels“ und der „Körndlbauern“ (Getreidebauern). Es ist ein idealer Zustand aus der Zeit um 1900, zeigt aber auch alte Zugmaschinen, Traktoren. Dort gibt es noch die Hauskapelle gegenüber vom Hausstock (Wohntrakt), die Heiligendarstellung über dem Eingang und den Hoftoren, die Steingewände an den Eingangstoren und Türen. Die Raumeinteilung ist ganz nach dem alten Muster mit Küche, Kuchl-Stübl, Stube und Stubenstübel (Stübl für die Auszugsbauern = pensionierte Bauersleute), die „Feier-Zimmer“ im Obergeschoß mit Hoher Stube, Hohe Kuchl, wo das Schlafzimmer (von der Aussteuer der Bäuerin) und die feinen Möbel mit dem Gläserkastl und den schönen Gläser und Porzellanandenken an Wallfahrten etc. gezeigt werden. Diese Zimmer dienen nur der Repräsentation und wurden bei Verwandtenbesuchen mit großem Stolz hergezeigt. Es gibt die einfachen Kammern der Dienstboten (Menscher-Keller für die Mägde, Roßknechtkammer, Knechtkammer), die großen Stallungen mit gemauertem Gewölbe und Säulen, der Stadl für die Lagerung der „Fechsung“ (Ernte von Heu, Stroh) und den Getreidekasten im Obergeschoß zur Lagerung von Weizen, Roggen, Hafer, Gerste. Es gibt das Presshaus, den Mostkeller, die besonders bei „Mosthäusern“ für größeren Reichtum sorgten. Bei diesem Sumerauerhof können die vier Funktionen „Stallungen für Vieh – Vorräte Lagerung – Stroh und Heu-Lager – Wohnen“ in idealer Ordnung gesehen werden.“

Einzigartigkeit

Kathrina Ulbrich: „Schon nach 1800 – während des Wiener Kongresses – führte der österreichische Kaiser Franz I. den russischen Zaren Alexander nach Oberösterreich, um ihm einen gemauerten großen Vierkanthof in der Ansfeldner Gegend zu zeigen. Der Zar konnte gar nicht glauben, was er da an Größe sah, obwohl es kein Kloster oder Adelssitz war. Vierkanthöfe gibt es nur in OÖ und im Mostviertel in NÖ (dort entstanden sie allerdings erst im 19. Jahrhundert im Zuge des Eisenbahnbaus und „abgeschaut“ von OÖ als Symbole des herrschaftlichen Bauernadels) Für uns im Traunviertel ist das ein selbstverständlicher Anblick, doch für Menschen aus den Alpen-Bundesländern ist das ein völlig fremder Anblick. Denn die Bauern sind sehr großzügig mit der Dimension (Größe hängt auch vom Grundbesitz ab, weil man die Vorräte ja im Hof lagern musste) um, was im gebirgigen Gelände nicht möglich wäre. Dort ist jedes ebene Fleckchen wertvoll als Feld.“

Die Hoagascht-Folge wird am am Sonntag, 5. Mai ab 19.45 Uhr ausgestrahlt.


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