24 Stunden-Betreuung ist ein ständig steigender Markt für Anbieter
ST. PÖLTEN. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird die 24 Stunden-Pflege immer wichtiger. Wir sprachen mit Karl Peter Giller, Geschäftsführer von GutBetreut24 GmbH St. Pölten, über die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen.
Tips: Was hat sich seit der Abschaffung des Pflegeregresses Anfang 2018 für die 24 Stunden-Betreuung geändert?
Giller: Wir spüren kaum Auswirkungen bei der Nachfrage, da nicht ausreichend Heimplätze zur Verfügung stehen und der Wunsch, zu Hause gepflegt zu werden, stärker denn je ist.
Tips: Ab welcher Pflegestufe hat man Anspruch auf 24 Stunden-Betreuung bzw. eine Förderung vonseiten des Landes NÖ?
Giller: In NÖ hat man bereits, wenn eine demenzielle Erkrankung vorhanden ist, ab Pflegestufe 1 Anspruch auf Förderung; wenn dies nicht der Fall ist, ab Pflegestufe 3.
Tips: Welche Qualifikationen muss eine in- oder ausländische Pflegekraft in der 24 Stunden-Betreuung mitbringen?
Giller: Je nach Bedarf handelt es sich beim Pflegepersonal um Personen mit abgelegtem Pflegekurs oder um diplomierte Krankenschwestern und Krankenpfleger.
Tips: Woher stammen die Pfleger in der 24 Stunden-Betreuung hauptsächlich beziehungsweise wie sieht die Geschlechter-Aufteilung aus?
Giller: Der größte Anteil sind slowakische und rumänische Pflegekräfte, wobei wir ausschließlich slowakische Pfleger und Pfleger-innen haben. Zwischen 80 und 90 Prozent sind Frauen.
Tips: Werden die Pfleger kontrolliert?
Giller: Es gibt bei uns schon bei der Auswahl ein strenges Ausleseverfahren und später werden sie auch bei der Ausübung ihrer Tätigkeit kontrolliert.
Tips: Welche Wünsche äußern die zu betreuenden Personen an das Pflegepersonal meistens?
Giller: Pflegepraxis, Empathie und gute Deutschkenntnisse.
Tips: Welche Anbieter in der 24 Stunden-Betreuung gibt es in Niederösterreich?
Giller: Außer den großen institutionellen Anbietern wie Volkshilfe, Hilfswerk, Caritas und so weiter gibt es in Niederösterreich rund 80 Agenturen, die diese Dienste anbieten.
Tips: Worauf sollte man bei der Wahl der Betreuung aufpassen?
Giller: Eine genaue Bestandsaufnahme des Gesundheitszustands des Patienten und seiner Umgebung ist Voraussetzung und dementsprechend Grundlage für die Auswahl des Pflegepersonals. Ein persönlicher Besuch durch einen Mitarbeiter der Agentur vor Ort ist daher unerlässlich. Aufgrund dieser Fakten wird die Agentur dann den am besten geeigneten Mitarbeiter zur Verfügung stellen. Achten sollte man auch auch darauf, welche sonstigen Dienstleistungen wie Wohnsitz- und Gewerbeanmeldung, Förderungsansuchen et cetera durch die Agentur erledigt werden.
Tips: Wie unterscheiden sich seriöse von unseriösen Angeboten?
Giller: Hände weg von Lockangeboten wie „24 Stunden-Betreuung schon ab Euro so und so“! In diesen Preisen sind meistens Pflegegeld und 24 Stunden-Förderung eingerechnet. Und es gilt immer: Qualität hat auch ihren Preis. Was haben Sie von Pflegerinnen, mit denen man sich mit Händen und Füßen verständigen muss?
Tips: Wohin kann man sich wenden, wenn man Opfer eines unseriösen Angebots geworden ist?
Giller: Beispielsweise an die Branchenvertretung der zuständigen Wirtschaftskammer.
Tips: Wie wird sich Ihrer Meinung nach die 24 Stunden-Betreuung in der Zukunft entwickeln?
Giller: Aufgrund der demografischen Entwicklung der Bevölkerung ist dies ein ständig steigender Markt.
Tips: Wie sehen Sie die Konkurrenz unter den Agenturen, die 24 Stunden-Betreuung anbieten, derzeit und wie wird sie sich entwickeln?
Giller: Aufgrund des ständig wachsenden Markts ist noch genügend Platz für neue Teilnehmer. Durchsetzen werden sich auf Dauer nur seriöse Agenturen, die mit Personal sowohl in Österreich als auch in den Heimatländern der Pfleger vertreten sind.
Tips: Welche Änderungen erwarten Sie sich vonseiten der Politik?
Giller: Die Errichtung eines Heimpflegeplatzes kostet zwischen 85.000 und 170.000 Euro, die laufenden Kosten belaufen sich monatlich auf bis zu 7.000 Euro. Daher kann es an die Politik nur eine Forderung geben: eine Erhöhung der 24 Stunden-Förderung (beträgt derzeit 550 Euro für zwei Pflegekräfte). Das ist die für die öffentliche Hand günstigste Lösung der Pflegeproblematik.
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