COMePASS - Schlafplatz für Jugendliche und junge Erwachsene in Krisensituationen
ST. PÖLTEN. Besonders in der kalten Jahreszeit ist jeder froh, ein Dach über dem Kopf zu haben und in einem warmen Bett schlafen zu können. Doch wer kümmert sich um die, die aufgrund von Gewalt in der Familie oder Drogenmissbrauch auf der Straße stehen?

Die zur Emmausgemeinschaft St. Pölten gehörende Jugendnotschlafstelle „COMePASS“ am Mühlweg ist die einzige Jugendnotschlafstelle in Niederösterreich. Gefördert wird sie über die Abteilung Kinder- und Jugendhilfe und die Abteilung Soziales des Landes Niederösterreich sowie über Spenden. Zwei Stockwerke bieten Schlafgelegenheiten für sechs weibliche und sechs männliche Gäste. Zusätzlich gibt es noch zwei Notbetten, eine Küche, Internet, Bäder und einen Waschraum. Aufgenommen werden Jugendliche und junge Erwachsene von 14 bis 25 Jahren, was vier Jahre über dem Altersmaximum anderer Jugendnotschlafstellen liegt.
Drogen, Gewalt und Waffen verboten
Durchschnittlich übernachten täglich fünf „Herbergsuchende“ in der Jugendnotschlafstelle. Ein Team bestehend aus sieben Sozialpädagogen und Sozialarbeitern, von denen pro Nacht zwei im Dienst sind, kümmert sich um sie. „Minderjährige kommen oft wegen Gewalt oder Streit in der Familie und nehmen sich ein oder zwei Nächte Auszeit. Es kommen aber auch Jugendliche, die Umgang mit Suchtmitteln haben, Haftentlassene oder welche, die kurz vor dem Haftantritt stehen“, sagt Leiter Bernhard Klemt. Wer aufgrund seines Alters die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe verlassen muss und obdachlos wird, kann ebenfalls in der Jugendnotschlafstelle andocken. Drogen, Gewalt und Waffen sind strengstens verboten. Wer sich nicht daran hält, fliegt für mindestens eine Nacht raus.
Kein Dauerwohnplatz
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommen nicht nur aus St. Pölten und Umgebung, sondern fast aus dem ganzen Bundesland. Manche erfahren über Mundpropaganda von dem kostenlosen Angebot. Viele werden aber auch über Sozialarbeiter in ihren Bezirken, Streetworker, der Kinder- und Jugendhilfe oder über Rat auf Draht vermittelt. Während Minderjährige eher kurzfristig verweilen, bleiben junge Erwachsene tendenziell länger. Eine eigene Wohnung ersetzt die Jugendnotschlafstelle aber nicht. „Wir sind kein Dauerwohnplatz. Wie schon unser Name „COMePASS“ (komm und geh) andeutet, wollen wir die Jugendlichen so schnell wie möglich wieder anbringen“, sagt Klemt.
Maximal drei Monate Aufenthalt
Zwei Tage kann man in der Jugendnotschlafstelle anonym bleiben. Der Aufenthalt kann bei Einhaltung der Regeln auf drei Wochen verlängert werden. Nach Ablauf der Frist wird bei einem Gespräch geklärt, welche Ziele und Perspektiven der Jugendliche oder junge Erwachsene hat. Zeigt er sich kooperativ, hat aber noch keine Unterkunft, kann der Aufenthalt auf maximal drei Monate verlängert werden.
Gut vernetzt
Die Öffnungszeiten der Jugendnotschlafstelle COMePASS sind von 19 bis 9 Uhr. Innerhalb dieser Zeit stehen Schlafplätze zur Verfügung. Anmeldungen sind keine erforderlich. Wer tagsüber Aufenthaltsmöglichkeiten sucht, muss sich anderweitig umsehen. In St. Pölten ist die Jugendnotschlafstelle daher sehr gut mit anderen Sozialvereinen wie dem Jugendzentrum Steppenwolf, dem H2 Jugendcenter, dem Streetwork-Verein Nordrand oder anderen Emmaus-Einrichtungen wie dem Tageszentrum Kalvarienberg vernetzt.
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