Samstag 8. März 2025
KW 10


Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

STEYR. Seit zehn Wochen ist Markus Vogl (SP) neuer Bürgermeister der Stadt Steyr. Im Tips-Interview spricht er über Corona und die Protest-Spaziergänge, unpopuläre Entscheidungen und was in Steyr 2022 alles umgesetzt werden soll. 

Markus Vogl war von 2013 bis 2020 Abgeordneter zum Nationalrat. Seit 4. November 2021 ist er Bürgermeister. (Foto: Hannes Ecker)
Markus Vogl war von 2013 bis 2020 Abgeordneter zum Nationalrat. Seit 4. November 2021 ist er Bürgermeister. (Foto: Hannes Ecker)

Tips: Herr Bürgermeister, vor 70 Tagen sind Sie als neuer Steyrer Bürgermeister angelobt worden, wie gut fühlen Sie und Ihr Team sich mittlerweile eingearbeitet?

Markus Vogl: Das neue Team hat sich sehr gut eingearbeitet, was beim Budgetgemeinderat sehr gut sichtbar geworden ist. Viele Projekte, die vor der Wahl angekündigt worden sind, wurden bereits angestoßen, zum Beispiel der Ausbau der Fernwärme. Auch das neue Digitalisierungscenter der Fachhochschule OÖ wird in Steyr errichtet, und beim Postgebäude gibt es positive Signale für eine Lösung.

Tips: Die ersten Wochen nach Ihrem Amtsantritt waren gleich von einem verschärften Lockdown in Oberösterreich bestimmt. Was bedeutete dieser ungewollt stille Advent für die Christkindlstadt?

Vogl: Gerade für die Stadt Steyr war der Lockdown im Advent sehr schwierig. Viele hatten sich schon auf die zahlreichen Adventveranstaltungen gefreut, es wurde viel Arbeit in die Planung investiert. Für die Hotels war es besonders schlimm, weil diese ja wieder sehr kurzfristig von den Maßnahmen überrascht wurden. Damit wir in Zukunft diese Lockdowns nicht mehr brauchen, ist es für mich wichtig, möglichst rasch die Impfquote zu steigern. Mit knapp 70 Prozent liegen wir nicht schlecht, aber da ist noch Luft nach oben.

Tips: Wie beurteilen Sie die derzeitige Corona-Situation in Steyr, wie sehr bereitet Omikron Sorge?

Vogl: Die aktuelle Situation ist für uns alle sehr herausfordernd. Die Infektionszahlen sind in Steyr zum Glück noch auf niedrigem Niveau, aber natürlich steigt die Verunsicherung gerade wieder massiv an. Wir wollen diese Phase nutzen, um noch einmal die Impfquote nach oben zu bringen, damit wir besser durch die nächste Welle kommen. Deshalb gibt es am 15. Jänner einen zusätzlichen Impftermin ohne Anmeldung für alle Steyrer.

Tips: Welchen Standpunkt vertreten Sie in puncto Spaziergänge gegen die Corona-Maßnahmen?

Vogl: Die sogenannten Sonntagsspaziergänge sind für einen Großteil der Steyrer Bevölkerung zu einem echten Ärgernis geworden. Es gibt hier einen rechtlichen Graubereich, der für diese Spaziergänge ausgenutzt wird. Dafür fehlt vielen das Verständnis und auch ich erwarte mir rasch eine rechtliche Klarstellung.

Tips: Wie kann die lokale Politik einer Spaltung in der Bevölkerung entgegenwirken?

Vogl: Indem wir zum Beispiel im Steyrer Gemeinderat diese Spaltung nicht leben. Natürlich gibt es unterschiedliche Positionen zum Thema Corona, trotzdem arbeiten wir in Steyr alle zusammen, um die Stadt weiterzuentwickeln. Allerdings darf man sich auch keinen Illusionen hingeben, denn diese Spaltung existiert und wird uns auch in den nächsten Jahren noch massiv beschäftigen.

Tips: In Zeiten wie diesen stehen mehr denn je wegweisende, mitunter auch unpopuläre Entscheidungen auf der politischen Agenda. Welche Themen sind Ihnen für die kommenden Jahre besondere Anliegen?

Vogl: Der Klimawandel ist eines der wichtigsten Themen für mich. Gleichzeitig muss Steyr als Lebensraum gerade für junge Familien noch attraktiver werden, damit wir den negativen Trend bei der Bevölkerungsentwicklung endlich stoppen. Nach der Coronakrise wird uns vor allem die Frage der sozialen Absicherung in den verschiedenen Lebensphasen vor große Herausforderungen stellen. Alle diese Fragen sind leichter lösbar, wenn sich Steyr als dynamische Region präsentieren kann. Die Attraktivierung des Bahnhofsareals kann hier ein Leuchtturmprojekt sein.

Tips: Der normalerweise zu Jahresbeginn abgehaltene Bürgermeister-Empfang gibt immer auch einen Ausblick auf die wichtigsten Projekte des neuen Jahres. Was steht heuer an?

Vogl: Der Bürgermeister-Empfang wird auch heuer nicht stattfinden, wobei ich eine alternative Veranstaltung im Sommer überlege. Zu den Projekten: Mit dem Neubau des ehemaligen Wüstenrot-Gebäudes wird an der Dukartstraße der erste Schritt zur Attraktivierung des Bahnhofareals umgesetzt, dem hoffentlich weitere folgen. Im Stadtgut wird die Firma AVL ihre Aktivitäten in Steyr an einem Standort bündeln. Die Fernwärme wird über die Enns bis zum Stadtplatz ausgebaut, die Altlast im Bereich des Rathauses saniert. Im Reithofferareal soll ein Pumptrack als zusätzliches Freizeitangebot errichtet werden. Bei vielen weiteren Projekten, etwa dem neuen Sozialzentrum am Tabor, werden heuer die Planungen abgeschlossen. Genauso für die neue Reihenhausanlage der GWG in der Gartenbauersiedlung.

Tips: Welche Veranstaltungen soll es in Steyr 2022 geben?

Vogl: Die Planungen laufen auf Hochtouren, gerade für den Sommer bin ich sehr zuversichtlich: Stadtfest, Musikfestival, Beachvolleyball-Event, Theater am Fluss und vieles mehr sollte hoffentlich möglich sein. Auch das Steyrer Sinfonieorchester plant ein Open-Air-Konzert vor dem Innerberger Stadel – es wird also wieder ein sehr breites Kultur- und Freizeitangebot geben.

Tips: Worauf hoffen Sie persönlich im neuen Jahr?

Vogl: Persönlich hoffe ich wieder auf mehr Planbarkeit, zum Beispiel einfach einen Urlaub zu planen oder eine Feier im privaten Bereich. Außerdem feiert unsere Partnerstadt Plauen ihr 900-Jahr-Jubiläum und ich möchte unbedingt persönlich meine Glückwünsche überbringen.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden