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Auf der Alm da gibt‘s kein Handy: Jugendliche wagen ein Experiment

Sabrina Lang, 22.05.2019 16:06

TOLLET. Vier Jugendliche wagen das ultimative Experiment: Drei Wochen werden sie und ihre Begleitperson Anna Prähofer vom Jokerhof Tollet auf einer Alm in Ostirol verbringen - ohne Handy, Internet oder Fernsehen.

Für die Jugendlichen Cecile Hinteregger, Martin Kuffner, Nicole Hagenmüller und Marcel Sternbauer geht es hoch hinaus. Begleitet werden sie von Anna Prähofer (links), die Projektidee kam von Jokerhof-Leiter Thorsten Hoffmann (rechts).

Drei Wochen heißt es für Cecile Hinteregger (18), Martin Kuffner (17), Marcel Sternbauer (16) und Nicole Hagenmüller (16) auf Whats App-Chats, Facebook und Liebingsserien zu verzichten - für die Jugendlichen wird dies eine völlig neue Erfahrung. Ein paar Tage vor der Abreise zeigen sich alle Vier aber noch hoch motiviert und zuversichtlich den Medienentzug gut zu überstehen. „Kein Handy zu haben? Das ist mir egal“, meint Nicole. „Wir leben eben dann so wie die Leute im Mittelalter gelebt haben“. Die Aussage von Cecile sorgt für Erheiterung in der Runde und Jokerhof-Leiter Thorsten Hoffmann erklärt schmunzelnd, dass er auch nicht im Mittelalter lebte und auch ohne Handy aufgewachsen ist. „Wir werden auch ohne Handy überleben und können so nicht ständig in den Fernseher hineinstarren“, meint Nicole und ergänzt: „Ich halte es auf der Alm sicher ohne Handy aus, weil da ist das Handy weit weg und ich sehe es nicht“.

Alm auf 1914 Meter

Die äußere Steiner Alm im Osttiroler Matrei wird von zwei ehemaligen Jokerhof Mitarbeitern geführt. Sonja Zauner und Martin Traunmüller freuen sich schon die Jugendlichen auf 1914 Meter Seehöhe begrüßen zu dürfen. Fernab der Zivilisation dafür mit extra viel Ruhe werden die jungen Menschen das Leben auf der Alm hautnah miterleben, werden Zäune bauen, Tiere versorgen, gemeinsam kochen und die Wege in Schuss halten. Eine Straße gibt es zur Alm nicht, nur eine Materialseilbahn verbindet die Almbewirtschafter mit dem Ort im Tal.

Pilotprojekt am Jokerhof

Auf die Idee kam Jokerhof-Leiter Thorsten Hoffmann, es ist ein Pilotprojekt am Hof. „Es wird interessant welche Erfahrungen die Jugendlichen machen werden, wenn sie drei Wochen weg vom Handy und nur in der Natur sind. Sie sollen Erfahrungen sammeln, die sie bisher nicht hatten“, meint Hoffmann. „Man ist heute viel am Handy und am PC. Schon dadurch entstehen schon viele Probleme. Ich wünsche mir, dass die Jugendlichen zu sich selbst finden“, meint Hoffmann. Auch Begleitperson Anna Prähofer freut sich auch schon sehr auf die drei Wochen, die auch für sie eine völlig neue Erfahrung werden: „Es wird mit Sicherheit eine große Herausforderung. Aber ich sehe es auch als große Chance und Bereicherung einfach Zeit zu haben. Ich glaube, dass wir uns alle sehr gut kennen lernen werden. Im Alltag herrschen so viele Einflüsse, jetzt ist es wichtig, dass jeder Zeit für sich bekommt“.

Murmeltiere und Sterne

Jeder der Jugendlichen weiß genau, was er erleben möchte. „Ich möchte Murmeltiere beobachten“, erklärt Marcel und freut sich schon darauf, gemeinsam im Team etwas zu unternehmen. Martin will viel in der Natur sein und Sterne schauen. „Und ich werde ganz viele Bücher mitnehmen und lesen“, meint Cecile. „Ich hoffe, dass wir als Gruppe eine gute Dynamik entwickeln und dass jeder die Ruhe aushält. Oft fallen zehn Minuten Stille auch schon schwer“, sagt Prähofer. Wenn der Koffer gepackt und der WhatsApp-Status auf „Nicht erreichbar“ gestellt wurde, kann es für die Jugendlichen los gehen.

Über den Jokerhof

Joker ist eine Einrichtung des OÖ Zivil-Invalidenverbandes (OÖZIV) nach dem OÖ Chancengleichheitsgesetz (ChG).

Auftrag des Hofes ist es, 83 Jugendliche mit erhöhtem Förderbedarf in verschiedenen Arbeitsbereichen auf die Anforderungen des allgemeinen Arbeitsmarktes vorzubereiten und - wenn möglich - dort ein Dienstverhältnis zu erlangen. Die theoretische und praktische Ausbildung findet phasenbezogen, entsprechend den Fähigkeiten und Stärken der Jugendlichen statt und orientiert sich mit Dauer des Aufenthaltes zunehmend nach außen.

Parallel dazu erfolgen im Rahmen der Wohnbegleitung die Vermittlung von lebenspraktischen Fertigkeiten, die Vorbereitung auf ein selbstverantwortliches Leben und die Unterstützung bei der Freizeitgestaltung.


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