Container entwickelt, der bei Unfällen mit E-Autos zum Einsatz kommt
VÖCKLABRUCK. Bei Lithium-Ionen-Batteriesystemen für Elektrofahrzeuge kann es auch Stunden nach einem Schaden noch zu einem Brand kommen. Ein Quarantäne-Container der Feuerwehr Vöcklabruck sorgt für sichere Lagerung. Tips bat Kommandat Klaus Aichmair zum Interview.
Tips: Immer mehr Autos sind mit alternativem Antrieb unterwegs. Was muss die Feuerwehr bei einer Panne bzw. Unfall eines solchen Fahrzeuges beachten?
Klaus Aichmair: Grundsätzlich ist der Ablauf zu Beginn eines Einsatzes derselbe, es wird der Fahrzeugtyp festgestellt und der Einsatzgrund am Fahrzeug eruiert. Anschließend wird das Fahrzeug von seinen Energiequellen getrennt, entweder durch das Abklemmen der Batterie bei einem herkömmlichen Fahrzeug, bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben werden die Trennstellen unterbrochen. Erst dann kann gearbeitet werden.
Alternative Antriebe sind neue Herausforderung
Tips: Müssen die Einsatzkräfte entsprechend geschult werden?
Aichmair: Schulung und Übung ist grundsätzlich im Feuerwehrdienst das A & O und ein ständiges Lernen und Weiterbilden steht bei uns immer am Programm. Bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben ist dies aber sicher eine neue Herausforderung. Vieles ist hier anders, neuerdings können wir hier auf EDV-gestützte Systeme zurückgreifen, die uns bei dieser Aufgabe sehr hilfreich sind.
Tips: Warum ist gerade die Batterie so gefährlich?
Aichmair: Weil diese auch nach dem Abstellen des Fahrzeugs bzw. nach einem Brand noch innerhalb von mehreren Tagen immer wieder sich selbst entzünden kann. Man nennt das einen „thermal runaway“.
Tips: Was ist beim Löschen von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben zu beachten?
Aichmair: Nach den Löscharbeiten muss weiter auf das Akkupack geachtet werden. Wenn das Fahrzeug dann nicht von einer Fachfirma abgeholt und gesichert werden kann, bietet die Feuerwehr die Unterstützung mittels eines Quarantäne-Containers an.
Tips: Im Bezirk Vöcklabruck gibt es ein Pilotprojekt: Sie haben gemeinsam mit Kollegen einen Quarantäne-Container, der rund 10.000 Euro kostet, ausgearbeitet, geplant und bauen lassen. Wie ist er ausgestattet?
Aichmair: Der Container, den das Landesfeuerwehrkommando als Projektträger dann in Auftrag gegeben und bezahlt hat, bietet vor allem die Möglichkeit, das Fahrzeug nach einem Brand oder Schaden sicher zu lagern. Es handelt sich um eine dichte Mulde, in der ein Auto von unten über ein Düsensystem besprenkelt werden kann. Nur zum Verbringen des Fahrzeuges in den Container wird der Kran des Wechselladerfahrzeuges, welches auch den Container zur Einsatzstelle bringt, benötigt.
Der Container mit Zu- und Ableitungen kann auch als Löschwasserbehälter zum Einsatz kommen. Innerhalb von wenigen Minuten lässt er sich mit bis zu 22.000 Liter Wasser füllen. Er ist mit einer Rampe, Werkzeugen und Schläuchen ausgestattet.
Weitere Container für ganz Oberösterreich
Tips: Herr Aichmair, Sie haben diesen Container mitkonzipiert. Wie kamen Sie darauf?
Aichmair: Da das Thema E-Mobilität immer mehr auf unseren Straßen zu finden ist, mussten wir uns auch in der Feuerwehr mit diesem Thema beschäftigen. In einer Besprechung mit den Kommandanten der Feuerwehren Ried, Braunau, Steyr und Vöcklabruck wurde die Grundidee dazu geboren. Nach ersten Plänen und Ideen wurde von uns auch der OÖ. Landes-Feuerwehrverband ins Boot geholt, dieser hat dann als Projektträger die Umsetzung vorangetrieben. Insgesamt neun solcher Container sollen für die Feuerwehren Oberösterreichs angeschafft werden.
Tips: Wofür kann der Container noch genutzt werden?
Aichmair: Da der Container ein Fassungsvermögen von 22.000 Liter Wasser hat, ist seine Hauptaufgabe sicher in der Brandbekämpfung als Pufferspeicher bei Großbränden zu suchen. Auch der Transport von Material und Geräten (beispielsweise des Radladers) kann mit ihm problemlos durchgeführt werden.
Tips: Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft der Feuerwehr?
Aichmair: Gerade die derzeitige Corona-Pandemie zeigt uns, dass wir uns zukünftig nicht mehr nur mit den klassischen Feuerwehraufgaben beschäftigen werden können. Es werden neue Aufgaben dazu kommen, auf die wir uns einstellen werden müssen. Ein vorbeugender Katastrophenschutz ist die Basis, um auch auf solche Dinge einigermaßen vorbereitet zu sein.
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