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ST. GEORGEN. Zahlreiche Besucher nahmen gemeinsam mit der renommierten international tätigen Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak die unsere Sprache unter die Lupe. Der Gesprächsabend war die letzte Veranstaltung des Caritas-Projekts „Dialog St. Georgen“.
 

Marion Huber, Geschäftsführerin Caritas für Menschen in Not (l.) und Michael Felder, Regionalleiter der Caritas-Flüchtlingshilfe, bedankten sich bei den Mitarbeiterinnen des Projekts für ihr Engagement Foto: Caritas

Viele interessierte Bürger und langjährige Unterstützer des Caritas-Projekts „Dialog St. Georgen“ kamen zum Gesprächsabend in die Landesmusikschule und diskutierten angeregt mit Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak über die Macht der Sprache. „Mit bestimmten Worten, Bildern und Symbolen spricht man gezielt Gefühle an, um damit eine bestimmte Botschaft zu vermitteln“, so Wodak, deren letztes Buch den Titel „Politik mit der Angst“ trägt. Das sei schon immer so gewesen, besonders in der Werbung und in der Politik. Heute hätten sich allerdings „die Grenzen des Sagbaren verschoben“. Heute getroffene diskriminierende und ausgrenzende Äußerungen seien so früher nicht möglich gewesen.

Projekt eingestellt

Die Gesprächs- und Länderabende mit prominenten Referenten, die das Caritas-Projekt „Dialog St. Georgen“ jährlich mehrmals veranstaltete, waren beliebte und gut besuchte Gelegenheiten, zu den Themen Migration und Flucht ins Gespräch zu kommen und viel über Hintergründe und Zusammenhänge zu erfahren. Das vom Innenministerium finanzierte Projekt muss nun eingestellt werden, weil die Förderung mit heurigem Jahr beendet wurde. „Seit es 2006 ins Leben gerufen wurde, konnten viele positive Beiträge zu einem guten Zusammenleben der Bevölkerung und zur Verständigung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen von St. Georgen geleistet werden“, so Michael Felder, Regionalleiter der Caritas-Flüchtlingshilfe. Ins Leben gerufen wurde es, um die schwelenden Ängste der Bevölkerung gegenüber den Asylwerber in der Erstaufnahmestelle des Bundes in Thalham aufzufangen.

Umdenken hat begonnen 

Als „Mittelsfrauen“ zwischen Aslywerbern und der Bevölkerung waren zwei Streetworkerinnen im Einsatz. „Der Gegenwind war rau. Die Bevölkerung hat geglaubt, wir sind nur da, um für das Ministerium Probleme unter den Teppich zu kehren oder Gehirnwäsche zu betreiben. Es hat gedauert, bis eine Vertrauensbasis da war und die Menschen gesehen haben, dass wir wirklich an Lösungen für beide Seiten interessiert sind“, erzählen Barbara Pichler und Andrea Mayrhofer vom Projekt Dialog St. Georgen. Im Laufe der Zeit konnten die Caritas-Mitarbeiterinnen beweisen, dass sie die Sorgen ernst nahmen und bei Problemen mit allen Beteiligten und Betroffenen das Gespräch suchten. Einer der schönsten Erfolge des Streetworks ist, dass die Bevölkerung begonnen hat umzudenken. „Wenn heute die Gerüchteküche brodelt, wird nicht mehr der Schwägerin von einer Bekannten einer Tante geglaubt, sondern den Fakten. Die Leute kamen zu uns und prüften den Wahrheitsgehalt der Geschichte. Der Schneeball-Effekt wurde damit gestoppt“, erzählt Mayrhofer.

Garteln als Treffpunkt

Dass Vorurteile abgebaut wurden und sich das Zusammenleben verbessert hat, ist auch den zahlreichen Workshops und Vorträgen in Schulen und Firmgruppen der Caritas-Mitarbeiter zu verdanken. Neben den Dialogveranstaltungen förderten Kochevents und gemeinsame sportliche Aktivitäten zusätzlich den Austausch in der Bevölkerung. Mit dem Nachbarschaftsgarten hinter der Pfarre St. Georgen, wo die Asylwerber gärtnern können, wurde vor fünf Jahren ein beliebter Treffpunkt geschaffen, wo die Menschen unterschiedlichster Herkunft ins Gespräch kamen. „Das Caritas-Projekt Dialog hat die Handlungskompetenz der Menschen verändert. Die Bevölkerung ist im Umgang mit ,dem Fremden“ sicherer geworden und weiß, dass Konflikte zum Leben gehören – unsere Entscheidung ist es, wie wir damit umgehen“, zieht Barbara Pichler Bilanz.


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