WAIDHOFEN/YBBS. Wenn auf einen Polizisten der Begriff Freund und Helfer zutrifft, dann auf Andreas Buder. Seit bald 30 Jahren versieht der 48-Jährige seinen Dienst in diesem Sinn, seit heuer setzt er sich zudem mit großem Engagement für den Verein LETR (Law Enforcement Torch Run For Special Olympics) ein. Wir haben den sympathischen Sportler, der auf ein bewegtes und bewegendes Jahr zurückblicken kann, zum Gespräch gebeten.
Tips: Im Juni dieses Jahres wurde der Verein LETR von österreichischen Polizisten neu gegründet. Wofür setzt sich der Verein, bei dem Sie Obmann-Stellvertreter sind, ein?
Buder: Die ehemalige Schwiegermutter von Arnold Schwarzenegger Eunice Shriver hatte viel über für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen und gründete 1968 die Special Olympics. 1981 hatte dann ein Polizist aus Kansas die Idee des Fackellaufs, um Spendengelder zu sammeln, damit die Athleten an den Programmen teilnehmen konnten. 1993 waren die ersten Winterspiele in Schladming. Damals organisierte unser Gendarmeriekollege und heutige Ehrenobmann Adi Reiter erstmals diesen Fackellauf in Österreich und konnte damit unglaubliche 700.000 Schilling an die Special-Olympics-Athleten übergeben. Mitte der 2000er-Jahre ist die Idee leider eingeschlafen. Heuer haben wir sie anlässlich der 11. Special Olympics World Winter Games im März aus dem Dornröschenschlaf geholt und einen Fackellauf mit rund 100 Polizisten und zehn Special-Olympics-Athleten durch alle neun Bundesländer veranstaltet, beginnend in Vorarlberg. Die Begeisterung der Bevölkerung war wirklich beeindruckend und hat uns zum Weitermachen motiviert und zur Neubelebung des Vereins geführt.
Tips: Sind Sie selbst auch gelaufen?
Buder: Nein, ich war im 20-köpfigen Organisationsteam. Unsere Aufgabe war es, die gesamte Infrastruktur zu checken – von den städtischen Gegebenheiten für das Einlaufen der Athleten über den Zeitplan mit den Ansprachen der Bürgermeister und Polizeichefs bis hin zum Aufbau von Videowall, Beachflags, Rollups, Werbemitteln. Und natürlich fungierte man auch als Troubleshooter für Unvorhergesesehenes.
Tips: Was da wäre?
Buder: In Wien hat einer der Special-Olympics-Athleten in die Hose gemacht. Es ist ja so, dass immer ein Polizist ge-meinsam mit einem Athleten die Fackel hält und diesen auch abseits des Laufs betreut. Bis hin zum Niederlegen am Abend oder Aufwecken in der Früh. Wir sind dann kurzfristig mit dem Athleten ins Hotel gefahren. Der zuständige Betreuerkollege hat ihn in der Dusche gewaschen und frisch angezogen und wir sind gut gelaunt wieder zurück-gefahren.
Tips: Was waren die berührendsten Momente?
Buder: Da gab es viele! (lächelt) Die Erlebnisse sind oft kaum zu beschreiben. Gänsehautfeeling hatte ich, als ein Special Olympics auf der Bühne erzählte, dass die Ärzte seinen Eltern in einer kritischen Phase geraten hätten, die lebenserhaltenden Geräte abzuschalten. Durch den Sport habe er sich aber im Lauf der Jahre so gut entwickelt, dass er jetzt hier in Österreich an den Weltspielen teilnehmen könne. Da hat man gemerkt, wie der Funke aufs Publikum übergesprungen ist. Nachhaltig berührt mich auch die Geschichte meines isländischen Kollegen Gudmundur „Gummi“ Sigurdsson. Eines seiner vier Kinder wurde auf dem Fahrrad zum Fußballtraining von einem Lkw erfasst und mit schwersten Hirnschäden ins Krankenhaus eingeliefert. Man brachte ihn zwar so weit hin, dass er wieder in die Schule gehen konnte, aber die mentalen und motorischen Fähigkeiten waren schwer beeinträchtigt. Über einen Behindertensportverein entwickelte er sich so positiv, dass er heute sogar einen Führerschein besitzt und mit seiner Freundin in einer eigenen Wohnung lebt. Alle diese Erfahrungen und Erzählungen waren für mich prägend und haben mich darin bestärkt, über den Fackellauf hinaus etwas zu tun.
Tips: Weltweit zählen etwa 100.000 Polizisten zu dieser Bewegung. Wie viele sind es in Österreich?
Buder: Aktuell sind wir rund 60 Mitglieder. An dieser Stelle möchte ich Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka danken. In seiner Funktion als Innenminister hat er den Ehrenschutz für unseren Verein übernommen und uns unterstützt. Wir entwickeln gerade ein Konzept, wie wir unseren Bekanntheitsgrad steigern können. Die Ideen reichen von Merchandising, sprich T-Shirt-Verkauf oder Aufkleber, bis hin zu medienwirksamen Aktionen wie bei unseren internationalen Kollegen. In Island gibt es zum Beispiel „Polar Plunge“. Da springen die Polizisten in Uniform ins kalten Wasser. In Amerika gehen Kollegen in Restaurants, servieren den Gästen und erbitten dafür Trinkgeld für die gute Sache. Unsere letzte Aktion war die Galaveranstaltung für das Friedenslicht. Mit einem Special-Olympics-Athleten haben Vereinsobmann Gerhard Lusskandl und ich das Friedenslicht abgeholt und es zwei Tage später Landeshauptfrau Mikl-Leitner im Landhaus übergeben.
Tips: Gibt es für 2018 schon konkrete Ideen und Pläne?
Buder: Das nächste große Event sind die nationalen Spiele in meinem dienstlichen Heimatbundesland, nämlich in Vöcklabruck, von 7. bis 11. Juni. Bis zu 2500 Athleten werden dort unter dem Motto „Brücken bauen“ an den Start gehen. Dafür brauchen wir natürlich auch schon Spendengelder. Als Waidhofner Stadtlaufkoordinator plane ich daher, beim Stadtlauf 2018 Special-Olympics-Athleten einzuladen und eine eigene Kategorie ins Leben zu rufen, den Inklusionslauf. Der Lauf soll als Werbung für die nationalen Spiele dienen und zeitgleich Spenden bringen.
Tips: Sie selbst sind mit dem Sport-Gen geboren?
Buder: (lacht) Bewegung war für mich von Jugend an wichtig. Mit elf Jahren habe ich schon mit Langlauf und zum Skitou-engehen begonnen, das hab ich von meinem Vater. Im Sommer bin ich gelaufen. Fußball habe ich als Bursche zwar auch gespielt, da musste ich den Mangel an Technik aber übers Laufen wettmachen (lacht).
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