Millionen emsiger Mitarbeiterinnen leisten in Sipbachzell Großartiges für die Natur
SIPBACHZELL. Ende vergangenen Jahres gingen wieder einmal Meldungen über nicht authentischen Honig in den Regalen des Lebensmittelhandels durch die Medien. Bis zu 80 Prozent des Honigs seien davon betroffen. Die Lösung liegt allerdings auf der Hand: Wer direkt beim Imker in der Region kauft, ist auf der sicheren Seite.

Zu den größten Honigerzeugern im Bezirk gehört das Bienenparadies Neubauer. Hermine und Karl Neubauer haben den elterlichen Bauernhof in Zelldorf ab 2003 mit Imkerei wieder in den Vollerwerb geführt. 120 bis 140 Bienenvölker leben heute am Bio-Ackerbaubetrieb vom „Thomerlbauern“. Das sind bedeutend mehr, als früher schon der Großvater und der Vater von Karl Neubauer hatten, aber so hatte Neubauer schon seit jeher mit Bienen zu tun.
Abwechslungsreicher Job
Nach seinem Abschluss an der Landwirtschaftsschule Lambach begeistert ihn der damalige Direktor Kastinger, der selbst Imker war, für die Imkerschule in Graz. „Die Imkerei war damals eher am absteigenden Ast und das Durchschnittsalter der Imker hoch“, erinnert sich Neubauer, der von der Vielfalt seiner Arbeit begeistert ist. „Sie reicht von der Produktion der Holzrähmchen und Stöcke über die Reinigung bis hin zum Wachsschmelzen, vom Entwickeln neuer Honigprodukte bis hin zum Kerzengießen oder der Zucht neuer Königinnen.“
Bienen früh unterwegs
Seine Stöcke hat der vierfache Vater im Umkreis von vier bis fünf Kilometern, plus einen bei den Schwiegereltern am Attersee und sobald es warm ist, ist er bei den Bienen. Heuer sind die Bienen schon Ende Jänner geflogen. „Gleich wenn die Schneeglöckerl und die Weiden blühen, sind sie Pollen sammeln“, weiß Neubauer. Ab da ist Neubauer einmal pro Woche bei den Stöcken.
„Ich schaue, ob die Bienen leben, ob sie Platz brauchen, ob sie schwärmen wollen, ob die Königin da ist und kontrolliere, ob sie genug Futter drin haben“, erklärt der Landeszuchtreferent seine Tätigkeit. Je nach Witterung wird dann Ende Mai, Anfang Juni das erste Mal Honig geschleudert. „Da sind wir zeitlich völlig abhängig von der Witterung“, ergänzt seine Frau Hermine. Bis zu dreimal im Jahr wird bei den Neubauers geschleudert und Blüten- und Waldhonig gewonnen. „Ende Juli sind wir mit der Honigernte fertig. Dann werden schon wieder die Winterbienen erzeugt und die sollen nicht so viel arbeiten.“
Umso fleißiger sind dafür die Sommerbienen, die nur vier bis sechs Wochen lang leben. Sobald es in der Natur blüht, sind sie unterwegs, sammeln Nektar und von den Bäumen Honigtau und bringen ihn zum Stock, wo er dank körpereigener Enzyme innerhalb von ein paar Tagen zu Honig wird.
30 Kilo Ertrag pro Stock hat das Bienenparadies, wobei die Bienen sogar die dreifache Menge eintragen, allerdings den Honig auch selbst fressen, ihre Larven damit füttern und Futterreserven anlegen. Zusätzlich produziert ein Volk auch drei bis fünf Kilo Bienenwachs, womit Familie Neubauer zum Beispiel wieder die Mittelwände für die Rahmen fertigt und früher Kerzen zog.
Genug Futter, aber Feinde
Das viel thematisierte Bienensterben fürchtet auch Familie Neubauer. Futter finden die Bienen in der Region zwar genug, aber die Varoamilbe, die die Brut befällt, und vielleicht auch bald die asiatische Hornisse, die Bienen frisst, machen den Neubauers Sorgen.
Als Chef der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der Carnica-Züchter (einer heimischen Bienenart) setzt Neubauer viel Hoffnung in die Zucht resistenter Bienen. Nicht nur wegen der Honigproduktion, sondern vor allem auch wegen der Bedeutung der Bienen für den Erhalt der Artenvielfalt. „75 Prozent der Bestäubung der Pflanzen erledigen die Bienen. Der Wert der Bestäubung ist ungleich höher als der Ertrag des Honigs“, betont Neubauer und würde sich genau aus diesem Grund mehr Unterstützung vom Staat wünschen.
Erwerbsimker geben auf
Besonders nach den vergangenen sieben schlechten Jahren werfen immer wieder Erwerbsimker das Handtuch. Angesichts der billigen Konkurrenz aus dem Ausland können manche ihren Honig nicht mehr an den Kunden bringen. „Viele verkaufen ihre Völker, weil sie so viel Honig daheim stehen haben“, weiß Neubauer von den Folgen des Preisdrucks. Dabei könnten fünfzig Prozent des Bedarfs mit heimischem Honig gedeckt werden und: „Um nicht authentischem Honig zu entgehen, ist es das Sicherste, beim Imker selbst zu kaufen“, betont der 55-jährige Experte.
Während so mancher Erwerbsimker aufgibt, steigt umgekehrt aber das Interesse bei den Hobbyimkern, weiß der Sipbachzeller, der selbst Kurse abhält und sein Wissen weitergibt. „Es ist ein spannendes Hobby, wo unter dem Strich auch etwas herauskommt, selbst wenn man den eigenen Honig nur als Geschenk verwendet.“
Ihren Honig verkaufen die Neubauers direkt im Hofladen in Zelldorf 7. Daneben gibt es noch Honigessig, Oxymel, Met, Propolisprodukte und Bio-Getreide von den eigenen Feldern.
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