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Lahmende Konjunktur: Fachleute fordern Anhebung des Handwerkerbonus

Leserartikel Martin Richter, 27.03.2015 17:42

Die Baubranche lahmt: Im Jahre 2014 musste bei den Sanierungen ein Umsatzrückgang von 8,5 Prozent verzeichnet werden - nach einem Minus von 7 Prozent im Vorjahr. Fachleute machen dafür die geringen Anreize verantwortlich, mit denen der Staat solche Investitionen für Privatleute attraktiver gestalten möchte. Für den Handwerkerbonus sind im Jahr 2015 gerade einmal 20 Millionen Euro eingeplant, von denen die Bauunternehmen wenig spüren. Fachleute fordern nun eine verbesserte Absetzbarkeit solcher Investitionen.   Handwerkerbonus aufstocken: Baustoffhandel könnte profitieren   Derzeit können Sanierungen bei der Einkommenssteuer mit 20 Prozent bis maximal 600 Euro geltend gemacht werden. Konkret bedeutet dies also, dass sich bei einer Investition mit Arbeitskosten in Höhe von 3.000 Euro, dass sich das zu versteuernde Einkommen gerade einmal um 600 Euro senken lässt - ein nur marginales Steuergeschenk, welches die Entscheidung zur Sanierung kaum beeinflussen dürfte. Dabei war der Handwerkerbonus zunächst mit der doppelten Summe geplant, was immerhin einem Gesamtvolumen von 100 Millionen Euro entsprochen hätte. Branchenfachleute wie Ulrich Paulmann, sehen deshalb Handlungsbedarf: Er bezeichnet den Handwerkerbonus als „Tropfen auf den heißen Stein“ und fordert eine Verzehnfachung. Ebenso hält er eine Verschlankung der Bürokratie bezüglich der Gebäudestandards für sinnvoll und schlägt auch eine Absetzbarkeit von Kreditzinsen vor, wenn in die eigenen vier Wände investiert wird. Die aktuellen Zahlen geben ihm recht: Denn obwohl das Zinstief auch größere Sanierungen derzeit attraktiv und günstig ermöglicht, halten sich die Österreicher mit solchen Ausgaben stark zurück. Der Umsatzrückgang macht sich bereits bei den Arbeitslosenzahlen bemerkbar, die im Bau mit 6,8 Prozent im Februar spürbar höher lagen, als im Vorjahresmonat. Paulmann selbst scheint hier optimistisch und investiert in diesem Jahr rund 6 Millionen Euro in das eigene Unternehmen. In seinem Baustoffhandel möchte er zudem bis zu 20 neue Jobs schaffen. Investitionen helfen dabei natürlich nicht nur der Branche, vor allem die Österreicher selbst profitieren: Wer sich die Renovierung leistet und dabei für seine Holz- und Parkettböden neben lokalen auch über Online-Händler geht, schafft sich zu Hause eine natürliche und gemütliche Atmosphäre.   Schwaches Wirtschaftswachstum prognostiziert Doch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung stellt der österreichischen Politik derzeit kein gutes Zeugnis aus: Die Wachstumsprognose Österreichs liegt bei gerade einmal 0,8 Prozent für das Gesamtjahr 2015 - innerhalb der EU wird nur Italien mit 0,6 Prozent ein schwächeres Wachstum vorausgesagt. Dass die Probleme Österreichs hausgemacht sind, zeigt auch der ansonsten so beliebte Vergleich mit Deutschland. Mit 1,5 Prozent wächst die Wirtschaft dort fast doppelt so stark. Eine stärkere Belebung der Konjunktur durch entsprechende Förderungen wird von Experten bereits lange gefordert und in der Politik diskutiert; konkrete Maßnahmen lassen aber immer noch auf sich warten. Die Konsumzurückhaltung der österreichischen Bevölkerung ist genau damit zu begründen. Sanierungen, die nicht dringend notwendig sind, werden in der Hoffnung auf eine Erhöhung des Handwerkerbonus aufgeschoben. Eine solcher Schritt würde den Staat noch nicht einmal etwas kosten, wie Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl vorrechnet: Er gibt zu bedenken, dass durch jede Investition auch Mehrwertsteuer generiert wird. Für die österreichische Politik wird es also Zeit zu handeln.