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Naiv und tollpatschig, aber liebenswert: Luis aus Südtirol war in Zwettl

Leserartikel Franz Fichtinger, 13.02.2020 06:43

ZWETTL. Luis war da. Der Luis. Luis aus Südtirol. Aus dem Ultental. Ein bissale naiv, ein bissale tollpatschig, aber sowas von liebenswert. Die Frauen kommen in seine Shows, um sich in ihn zu verlieben, die Männer kommen, um auf ihre Frauen aufzupassen. Der Zwettler Stadtsaal war am Abend des 12. Februar zum Bersten voll und wurde von Lachattacken nur so durchgebeutelt. Ein kleines Naturereignis, das der Stadtsaal schon lange nicht mehr gesehen hat.

Luis ist vermutlich eines der letzten Exemplare einer aussterbenden Spezies: als Bergbauer mit einem kleinen Hof auf 1400 Meter Meereshöhe hat man es nun einmal nicht leicht. Wind und Wetter und dem sonstigen Wahnsinn des alltäglichen Lebens ausgesetzt, meistert er jedoch den Alltag mit Bravour. Das wird wohl daran liegen, dass er sich den aktuellen Entwicklungen der Technik nicht entzieht und mit höchstem Grad an Aufgeschlossenheit den allgemeinen Fortschritt aufmerksam verfolgt. Mit Hilfe des Internets verschafft er sich Zugang in eine ihm bis dato vollkommen unbekannte Welt, doch von zurückhaltender Neugier kann keine Rede sein. Stolz und selbstbewusst wie er nun einmal ist, stürzt er sich in die Materie.

Dass er dabei mit der Luis“schen Logik dem Stadtmenschen merkwürdig anmutende Schlüsse daraus zieht, mag man ihm nachsehen. Wenn er auch noch so frohgemut durchs Leben geht, gibt es doch einen Punkt, der ihn ein bisschen traurig macht. Luis hat nämlich noch keine Frau gefunden, die mit ihm seinen kleinen Bergbauernhof bewirtschaften möchte, was für ihn unverständlich ist. Schließlich sieht er gut aus und ist ein Mann von Welt… Frauen gäbe es in seinem Ultental ja genug, aber er ist ja mit allen verwandt. Drum „Weibernarrisch“ hinaus in die große weite Welt, bis - erstmals - nach Zwettl. Vielleicht wartet ja dort die Richtige…

Aber er ist nicht nur auf Aufriss, er erklärt auch so nebenbei die Entstehung der Sprachen anhand der Klimazonen oder erzählt von „Bauer sucht Frau“. Ihm hat es, wie er verrät, in Zwettl und im Stadtsaal sowas von gut gefallen und fragt auch zu Beginn, wo denn die Besucher herkämen: „Wer ist länger als eine Stunde entfernt? Woher kommst du?“ „Von daham!“ In der Pause und nach der Vorstellung mischt er sich unter seine Gäste, lässt sich bereitwillig fotografieren und plaudert dort und da. Ein sympatischer und - in Wirklichkeit – ein attraktiver Mann.  Apropos Wirklichkeit:

Der Darsteller Manfred Zöschg - seit 30 Jahren glücklich verheiratet und wohnhaft in Hall in Tirol - schlüpft aber nicht nur in die Rolle des Luis, sondern erweist sich als äußerst vielseitiger und wandlungsfähiger Künstler. Da schlüpft er schon mal in die Rolle eines italienischen Casanovas und erteilt dem Publikum eine Lektion in Sachen Frauen erobern.

Als Exil-Südtiroler - seine Eltern wanderten beim Ultner Stauseebau nach Nordtirol aus - hat Zöschg immer noch eine enge Bindung zum Herkunftsland seiner Eltern und beherrscht perfekt den Ultentaler Dialekt. Mit seinen Kurzfilmen „Luis im Auto“ wurde er in Südtirol über Nacht zum Star und der Erfolg bei den Live-Veranstaltungen gab ihm Recht. Eine restlos ausverkaufte Vorstellung jagte die nächste und das Publikum tobte. Mit dem Kurzfilm „Glasnostmobil“ gewannen sein Freund Bernhard Bliem und Manfred Zöschg vor einigen Jahren den ersten Preis beim „SAT 1 Videowettbewerb“ in Berlin. Es folgten einige Auftritte beim ORF und viele Auftritte bei öffentlichen wie auch privaten Veranstaltungen. Mit dem Programm „EUROMIX MIT WODKA“, gewann Manfred im Mai 2002 den Publikumspreis „KÄRNTNER KLEINKUNSTDRACHEN“.


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