In der Landstraße entstehen Ferienwohnungen mit Geschichte
ZWETTL. Sonnentor-Chef Johannes Gutmann erwarb ein echtes Schätzchen mit dem Haus in der Landstraße 53. Ein Haus, das ziemlich zeitnah mit der Stadtgründung der Kuenringer erbaut worden ist. Mit Frühjahr 2021 sollen die Arbeiten für vier bis fünf Ferienwohnungen beginnen – und zwar mit Geschichte, denn das Haus auf 1.000 Quadratmeter Boden wird restauriert und der Originalzustand bestmöglich wieder hergestellt.

2008 klopfte Hannes Gutmann für eine Kaufanfrage gemeinsam mit dem ehemaligen Vizebürgermeister Hannes Prinz an das Tor der damaligen Besitzerinnen – erfolglos mit der Antwort: „Das kann er sich sowieso nicht leisten.“ „Das Haus war wie eine Burg, man ist nicht hineingekommen“, sagt der Sonnentor-Chef. 2012 wurde das Haus ausgeschrieben. „Anschauen darf ich es aber net“, so Hannes Gutmann. Erst nachdem er ein Angebot abgegeben hat, durfte er es besichtigen und schließlich auch erwerben. 2013 hat Gutmann den Stadtarchivar und Zwettl-Historiker Friedl Moll gefragt, ob er sich das Gebäude einmal anschauen möchte, der daraufhin sagte: „Es ist ein Traum.“ „I hob g´wusst, irgendwos wort do auf mi“, freut sich Gutmann. Friedl Moll hat ausgehoben, dass für dieses Haus - nur mit einer kleinen Lücke - durchgehend aufgelistet wurde, wem es gehört hat.
Charme und Charakter
Das Gebäude bestand ehemals aus zwei Häusern, in denen man noch ein original gotisches Gewölbe findet. Eine Schmiede war im 13. Jahrhundert darin und man kann sich noch lebhaft vorstellen, wie hier einst hart geschuftet wurde. Das Gebäude hat viel Charme. Noch mehr Charakter herrscht im Innenhof. Vorbei geht man am „Stöckl“-Haus, der zweitälteste, aus dem 14. Jahrhundert stammende, Teil des Objektes. Am Stöckl hängt ein 250 Jahre altes, verrostetes Geländer, das ins Obergeschoß führt. Dort findet man ein Plumpsklo. Bis heute gibt es keine Fließwassertoilette in den Gebäuden. Eine 700 Jahre alte Eingangstür im Untergeschoß gibt Einblick in die freigelegte Rauchküche. „Wenn heute jemand eine Tür macht, ist das in 50 Jahren kaputt“, erwähnt Gutmann, „in alten Häusern wird nichts gemacht, es wird aber auch nichts ruiniert, das ist das Schöne daran. Da sind unwiederbringliche Kulturschätze drinnen - was da für Geschichte schlummern kann.“ Neben dem Stöckl ist ein abgedecktes Loch eines Brunnen. Dieser hat nach wie vor vier Meter Wasser und ist zwölf Meter tief und wird wieder in Gang gesetzt.
Begehbare Stadtmauer
Und dann steht man schon vor der Stadtmauer. Davor will man einen Permakulturgarten anlegen. Dort waren ursprünglich Stallungen. Ein Stiegenabgang auf zusätzlichen 300 Quadratmetern Grund führt über den Mühlbach in die Promenade. „Es gibt in ganz Zwettl keine Möglichkeit, die Stadtmauer zu begehen“, so Gutmann, der diese Sehenswürdigkeit gerne Touristen anbieten würde. Als man bei der Stadtmauer auf „Schatzsuche“ ging, kam auch eine Silbermünze – ein Leopoldpfennig – aus dem Jahr 1698 zum Vorschein. Ebenso fand man rote Asche, die vom großen Stadtbrand 1772 stammen dürfte. Damals sind - ausgehend von der Syrnau - nahezu alle Häuser in der Stadt abgebrannt.
Geschichte erhalten
Das Haus steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Die Umsetzung geltender Vorschriften für solche Objekte ist daher oftmals eine Herausforderung. „Wir wollen die Geschichte nicht totschweigen“, so Hannes Gutmann. Es wird wieder hergestellt, wie es war. Böden werden geschliffen, Öfen bleiben und das Haus wird mit authentischen Möbeln, teilweise mit den Original-Möbeln, versehen. Insgesamt wird eine Million Euro dafür aufgebracht. Als Energieeffizienz wird eine Photovoltaik-Anlage installiert. Für die Renovierungen hat sich Gutmann das Architekturbüro W30 aus Waidhofen an der Ybbs geholt, das ein Spezialist für alte Häuser ist.
Top-Lage für Touristen
„Man ist mitten in der Stadt und hat Ruhe“, freut sich Gutmann über sein Schätzchen, das er als seine mittlerweile achte Ruine bezeichnet, die er gekauft hat. Für Touristen sind die zukünftigen Ferienwohnungen in Top-Lage. Freizeit, Wandern, Eislaufen, Freibad – alles ist in nächster Nähe. Und wohnen darf man in geschichtsträchtigem Ambiente – der Wunschtraum vieler.
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