Als im kleinen Örtchen Kehrbach noch eine florierende Fabrik war
KEHRBACH. Im kleinen Örtchen Kehrbach (Gemeinde Langschlag) herrschte früher geschäftiges Treiben. Wolfgang Gregor aus Grünbach (Freistadt) nimmt die Tips-Leser mit auf eine kleine Zeitreise zu seinen Vorfahren, die einst eine Fabrik in Kehrbach betrieben.

„Nur mehr wenige Leute werden sich an die einstige Fabrik in Kehrbach erinnern. Und doch stand hier zur vorigen Jahrhundertwende eine beachtliche Fabriksanlage“, beginnt Wolfgang Gregor mit seiner Erzählung, große Geschäftigkeit herrschte damals in dem kleinen Dörfchen in der Gemeinde Langschlag.
Im Jahre 1874 gründete Heinrich Krätschmer sen. seine Firma in Wien, die gedrechselte Holzwaren aller Art erzeugte, darunter auch Verpackungen aus Holz wie Pillendöschen für den pharmazeutischen Sektor. Der schnell wachsende Kundenkreis erforderte bald einen größeren Standort.
Von Wien nach Kehrbach
Mit der stillgelegten Papierfabrik in Kehrbach wurde der Unternehmer Krätschmer schließlich fündig. Er errichtete einen Wehrbach von der Zwettl zur alten Fabriksanlage, die eingebauten zwei Francis-Turbinen lieferten 1896 Strom. Das Unternehmen florierte und verzeichnete bis zu 100 Beschäftigte - vom Dreher, Fräser, Lackierer und Verpacker bis zu den Fuhrleuten.
1909 übernahm Heinrich Krätschmer jun. - Wolfgang Gregors Großvater - das Werk. Allerdings warf der Erste Weltkrieg seine Schatten auf die Weiterentwicklung voraus, auch die darauffolgende Geldentwertung wurde nur schwer verkraftet. Dennoch ging es wieder bergauf und das, obwohl sich die Entwicklung von Kunststoffmaterialien fühlbar bemerkbar machte. Heinrich Krätschmer jun. war voller Tatendrang und dachte an weitere Expansionen.
1925 dann der Schicksalsschlag: Krätschmer jun. verstarb unerwartet, seine Witwe hatte große Mühe, das Werk weiterzuführen. Keine gute Hand bei der Wahl der Geschäftsführer, kam das Unternehmen mehr und mehr in finanzielle Schwierigkeiten. 1934 gingen die Lichter der einst so stolzen Fabrik in Kehrbach für immer aus.
Rückzugsort: Klauskapelle
Heute erinnert nur mehr die schöne Villa Krätschmer in Kehrbach, ein paar Mauerreste der Fabrik und das einstige Sommerhäuschen im Wald - das Krätschmer als seinen Kraftplatz und Rückzugsort nutzte - an diese Zeit. Letzteres ist übrigens auch besser bekannt als Klauskapelle.
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