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Richard Steger geht bei der Planung eines Einfamilienhauses auf die Wünsche, Wohnvorstellungen und vor allem auch die Zukunftspläne der Baufamilie ein. Foto: Richard Steger
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OÖ. Den Traum vom Einfamilienhaus im Grünen haben viele Oberösterreicher. Architekt Richard Steger ruft Häuslbauer und Planer dazu auf, beim Hausbau mehr auf den Mehrwert für Siedlungsstrukturen und Gemeinschaft zu achten.

Tips: In Österreich werden nur rund zehn Prozent der Einfamilienhäuser von Architekten geplant. Warum?

Richard Steger: Viele Häusl-bauer sehen darin einen Kostenfaktor, der gerade in der Planungsphase groß wirken kann. Ich sage meinen Kunden immer, dass sich die Kosten für meine Leistungen durch Materialersparnis und Raumgewinn ausgleichen. Ein Problem ist auch, dass sich Architekten bei Bauprojekten oft selbst verwirklichen wollen und gleichzeitig das Große Ganze aus den Augen verlieren. Sie sollten den Bauherren aber vielmehr als Berater zur Seite stehen.

Tips: Welche Fehler lassen sich noch in der Planung vermeiden?

Steger: Einfamilienhäuser in Mitteleuropa kehren dem öffentlichen Raum oft den Rücken zu. Da gibt es eine Garage, eine Haustür und ein Klofenster. Dabei ist der Weg von der Straße bis zur Türklinke doch das Schaufenster eines Hauses. Gleichzeitig verhindern die Bewohner so auch ein gemeinsames Leben in der Nachbarschaft.

Tips: Welche Empfehlungen können Sie Bauherren in der Planung allgemein geben?

Steger: Eine Baufamilie muss sich gut überlegen, wo sie ihr Haus auf dem Grundstück platziert, denn das lässt sich nicht mehr ändern – im Gegensatz zu Innenausstattung oder Heizung. Wir haben jeden Quadratmeter nur einmal, wie ein Kollege von mir gerne sagt.

Tips: Vergeben Gemeinden zu leichtfertig Bauland?

Steger: Ja, das beginnt schon bei der Parzellierung. Es gibt in Österreich nichts Beständigeres als das Grundbuch. Ist eine Umwidmung durch, hat die Gemeinde ihre Karten verspielt. Grundstücke müssen kleiner und effizienter werden, damit auf gleichem Raum mehr Parteien leben können. Ich kenne aber auch Bürgermeister, die wissen, dass wir uns die übliche Anordnung und Größe von Grundstücken nicht mehr leisten können.

Tips: Dürfen in Zukunft keine Einfamilienhäuser mehr gebaut werden?

Steger: Nein, ich will nichts in Schwarz oder Weiß einteilen. Der Wunsch nach einem Leben im Einfamilienhaus ist groß und legitim, es sollte nur besser gemacht werden. Bei einem neuen Haus sollte etwa immer eine potentielle Nachnutzung mitgedacht werden. Werden Eingänge und Stiegenaufgänge klug geplant, kann ein Haus relativ einfach um einen weiteren Haushalt ergänzt werden. Ich plädiere auch für mehr Verdichtung in bestehenden Siedlungen.

Zur Person

Der Tiroler Richard Steger lehrt an der Kunstuniversität Linz, ist als Architekt privater und öffentlicher Gebäude tätig und betreut Raumplanungsprozesse unter anderem in Feldkirchen/Donau, Eberstalzell und Maria Neustift. Im Oktober 2017 hat er sein Büro „Architekturfachgeschäft„ in Linz eröffnet.

Mit der OÖ. Zukunftsakademie und dem Regionalmanagement OÖ hat Steger 2017 das Handbuch „Modernes Leben und Wohnen – Zukunftsorientierte Wohnmodelle für junge Erwachsene im ländlichen Raum„ verfasst.

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