Immer der Nase nach: Wie ätherische Öle auf Körper und Geist wirken
SCHLIERBACH. Lavendel, Zitrone und Weißtanne – so unterschiedlich diese Düfte riechen so verschieden wirken sie auch. Wie ätherische Öle Körper und Geist beeinflussen, wie sie richtig anzuwenden sind und welche Rezepte sich für den Hausgebrauch eignen, weiß Kräuterpädagogin und Aromapraktikerin Gabriele Almhofer aus Schlierbach.

Die Nase ist ein Wunderwerk – ein gesunder Mensch kann mehr als 10.000 verschiedene Duftnoten unterscheiden und über den Geruch ruft der Körper Erinnerungen ab. Ätherische Öle haben ein sehr breites Anwendungsgebiet, sie können viel mehr als nur den Raum beduften. So werden sie beispielsweise in der Hausapotheke, Krankenpflege, Sterbebegleitung, im Wellness- und Massagebereich, in der Kosmetik und Hautpflege, bei Schwangerschaft und Geburtshilfe und als Insektenschutz angewandt. Die Öle werden aus verschiedenen Pflanzenteilen wie Blätter, Blüte, Wurzeln, Rinden, Harze, Früchte und Samen gewonnen.
Qualität vor Preis
„Vor Gebrauch ist zu beachten, dass man nur ein 100 Prozent naturreines, ätherisches Öl kauft, das nach Möglichkeit aus biologischem Anbau stammt“, erklärt Gabriele Almhofer: „Außerdem soll das Etikett unbedingt folgende Punkte enthalten: deutscher und botanischer Name sowie Herkunftsland der Pflanze, der verwendete Pflanzenteil, die Gewinnungsart und die Art des Anbaus. Hier gilt Qualität vor Preis, denn nur reine ätherische Öle sollen in der Aromapflege angewendet werden.“ Die Expertin empfiehlt, sich beim Kauf von Fachpersonal beraten zu lassen.
Nicht unverdünnt anwenden
Ein großes Augenmerk sollte auf der richtigen Anwendung liegen. „Ätherische Öle dürfen keinesfalls, bis auf sehr geringe Ausnahmen, unverdünnt angewendet werden. Hierfür benötigt man einen Emulgator. Das können beispielsweise Salz, Sahne, Milch oder ein Trägeröl sein. Als Letzteres werden unter anderem Mandelöl, Jojobaöl und Olivenöl verwendet“, sagt Gabriele Almhofer. Als Faustregel für einen Erwachsenen gilt: auf 100 Milliliter Öl werden 20 Tropfen (entspricht einem Milliliter) ätherisches Öl gegeben.
Wirkung und Einsatzgebiete
Im Handel sind rund 160 verschiedene ätherische Öle erhältlich. „Jedes hat eine Wirkung auf körperlicher und psychischer Ebene. Es gibt Öle, die man nicht bei Epilepsie oder in der Schwangerschaft anwenden darf. Ebenfalls gibt es welche, die für Kinder nicht geeignet sind“, weißt Gabriele Almhofer darauf hin, sich gut über die Wirkungen und Einsatzgebiete der einzelnen Öle zu informieren.
Fünf Alleskönner
Für die Anwendung im Hausgebrauch empfiehlt die Aromapraktikerin fünf ätherische Öle, die vielseitig anwendbar sind und in keiner Hausapotheke fehlen dürfen: Lavendel fein, Cajeput, Benzoe, Zitrone und Weißtanne (alternativ Latschenkiefer).
Lavendel fein (Lavandula angustifolia)
Laut Gabriele Almhofer ist Lavendel das Öl mit dem größten Wirkungsspektrum, es kann sowohl anregen als auch beruhigen. Es ist das Öl, welches pur aufgetragen werden darf zum Beispiel nach Schürfwunden. Durch seine antibakterielle, desinfizierende, schmerzlindernde, entzündungshemmende und insektenabweisende Wirkung ist das Öl vielseitig anwendbar. „Es ist in der Aromatherapie das wichtigste und beliebteste Öl. Durch seine hautfreundliche und wundheilende Wirkung kann es für vielerlei Beschwerden eingesetzt werden. Außerdem ist es sehr wirksam in der Insektenabwehr“, berichtet die Schlierbacherin. Übrigens werden für die Gewinnung von einem Liter ätherischen Lavendelöl 120 Kilogramm Lavendelblüten benötigt.
Cajeput (Melaleuca cajeputi L.)
Cajeput-Öl ist ein starkes keimtötendes und hustenreizmilderndes Mittel, es wird gerne bei der Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt. Es ist für Kinder ab drei Jahren einsetzbar. Bewährt hat es sich bei Erkältungskrankheiten bei Kindern, zum Beispiel in Salben, da er verträglicher ist (anstelle von Eucaplyptus und Pfefferminze). Aufgrund der schmerzlindernden Eigenschaft wird es bei Muskelschmerzen und Nervenentzündungen angewendet. „In der Erkältungszeit ist es ein Öl für die ganze Familie“, sagt Gabriele Almhofer.
Benzoe (Styrax tonkinensis)
Der warme, balsamische Duft von Benzoe – auch javanischer Weihrauch genannt – tut nicht nur der Seele gut, das Öl ist auch sehr hautfreundlich und überzeugt durch die schleimlösende Wirkung. Das aus dem Benzoebaum gewonnene Harz wurde im alten Ägypten auch als Räucherwerk, für Heilsalben und zur Desinfektion verwendet. „Der Duft ist unbeschreiblich besonders. Es darf in keiner Entspannungsmischung fehlen“, betont die Aromapraktikerin.
Zitrone (Citrus limon)
Zitrone wirkt desinfizierend, aktivierend und konzentrationsfördernd. Durch seine keimtötende und desinfizierende Wirkung darf dieses Öl in keiner Raummischung fehlen. „Bei Raumluftmischungen empfehle ich die Kombination mit Latschenkiefer oder Weißtanne“, sagt Gabriele Almhofer. Übrigens werden für die Gewinnung von einem Liter ätherischen Zitronenöl 200 Kilogramm Zitronenschalen benötigt.
Silbertanne (Weißtanne, Abies alba) beziehungsweise Latschenkiefer
Nadelbäume sind bekannt durch ihre widerstandsfähigen Eigenschaften. Denn die Pflanze erzeugt stark antivirale und antibakterielle Inhaltsstoffe als Abwehrmaßnahme. Aus Nadeltrieben werden Hustensirups hergestellt und in der Aromatherapie gehören Nadeldüfte zu den wirksamsten bei Atemwegserkrankungen. Weißtanne oder Latschenkiefer sind heimische Bäume und damit holt man sich den Wald nach Hause. Latschenkieferöl hat eine besonders schmerzstillende und nervenstärkende Eigenschaft. „Baumöle stärken die Atmungsorgane und machen Lunge sowie Kopf frei“, weiß die Expertin.
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