Demenz: Was gut fürs Herz ist, ist auch gut fürs Gehirn
OÖ. Derzeit sind etwa 22.000 Menschen in OÖ. vom Thema Demenz betroffen. Bei dieser neurodegenerativen Erkrankung kommt es zu Veränderungen im Gehirn, die dazu führen, dass Nervenzellen nicht mehr richtig funktionieren und absterben. Unterstützung für Betroffene und Angehörige gibt es unter anderem bei den elf oberösterreichischen Demenzservicestellen.

Unter einer Demenzerkrankung versteht man eine, zumindest über sechs Monate anhaltende und in der Regel fortschreitende globale geistige Beeinträchtigung, bei der es im Verlauf zu Verhaltensänderungen und dem Verlust von Alltagsfähigkeiten und der Selbständigkeit kommt. Bei fortschreitender Demenz schrumpft das Gehirn allmählich wegen des Verlusts von Nervenzellen und die Gehirnmasse nimmt sukzessive ab.
Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Alter
Demenzerkrankungen gehören zu den sogenannten Volkskrankheiten, sie werden mit zunehmendem Lebensalter immer wahrscheinlicher. Die meisten Fälle von Demenz treten bei Menschen über 65 Jahren auf. Es gibt jedoch auch Fälle von präsenilen Demenzen, die vor dem 65. Lebensjahr auftreten. Die Alzheimer-Demenz ist die mit Abstand häufigste Demenzform; sie macht mit all ihren Unterformen ca. 70 Prozent aller Demenzerkrankungen aus. Andere Demenzformen sind beispielsweise die Lewy-Body-Erkrankung, die gefäßbedingten Demenzen und die frontotemporalen Demenzen.
Frühe Diagnose ist wichtig
Nicht jeder Vergesslichkeit liegt per se die Diagnose Demenz zugrunde. Auch der normale Alterungsprozess oder andere Erkrankungen können Vergesslichkeit auslösen. Dennoch sollten Warnsignale wie Abnahme der Merkfähigkeit, Probleme bei der Wortfindung, Verhaltensveränderungen, Orientierungsprobleme oder Schwierigkeiten bei Alltagstätigkeiten, z.B. beim Kochen, ernst genommen werden. Früherkennung, kognitives Training und körperliche Bewegung können die Krankheit verzögern. Auch Antidementiva sind wirksam in der Behandlung von Demenz; diese werden allerdings nur bei einer leicht- und mittelgradig schweren Demenz eingesetzt, wodurch das Voranschreiten verlangsamt wird. Eine Heilung oder ein Aufhalten der Erkrankung sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich.
Neue Medikamente werden erforscht
Im medikamentösen Bereich gibt es seit kurzem eine Immuntherapie, die in Europa derzeit noch nicht zugelassen ist. Bei dieser Infusionstherapie werden Antikörper gegen die Amyloidablagerungen im Hirn verabreicht, die bei der Alzheimerkrankheit entstehen. Diese Therapie bringt auch Risiken und Nebenwirkungen mit sich, wie herdförmigen Entzündungsreaktionen, Flüssigkeitsansammlungen und Blutungen ins Hirngewebe. Daher sind hier regelmäßige Magnetresonanz-Kontrollen notwendig. Der logistische Aufwand zur möglichst sicheren und wirksamen Umsetzung dieser Therapien im Krankenhausalltag, wird das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen stellen. In den nächsten Jahren werden weitere, an der jeweiligen Demenz-Ursache ansetzende, spezifische Therapien erwartet.
Risikofaktoren selber minimieren
Abseits der medikamentösen Behandlung kann jeder für sich etwas beitragen, um das eigene Demenzrisiko zu minimieren. Dazu gehören ausreichend Bewegung, wie zum Beispiel flottes Spazierengehen. Um das Gehirn zu aktivieren bzw. zu entlasten, sind regelmäßige soziale Kontakte, geistige Aktivitäten, Reduktion digitaler Medien und ausreichende Phasen der Entspannung und Erholung essenziell. Wichtig sind auch eine ausgewogene, zuckerarme Ernährung sowie Blutdruck und Blutzucker im Blick zu haben. Depressive Verstimmungen sollten man frühzeitig behandeln lassen und ein bestehender Hörverlust sollte durch ein geeignetes Hörgerät ausgeglichen werden. Den Konsum von Nikotin und bzw. oder Alkohol sollte man reduzieren. „Was gut für das Herz ist, ist auch gut für das Gehirn“ ist ein guter Leitsatz für die Vermeidung von Demenzerkrankungen, so die MAS Alzheimerhilfe.
Hilfe für Angehörige
Jede chronisch-fortschreitende Erkrankung des Einzelnen bedeutet auch Anpassungsbedarf für dessen Umgebung, Familie, Lebensgemeinschaft. Da gerade im Anfangsstadium der Demenz die Betroffenen Scham empfinden, ist es unerlässlich, den an Demenz erkrankten Menschen nicht mit seinen Defiziten zu konfrontieren, sondern deren Ressourcen zu fördern und diese in den Mittelpunkt zu stellen. Enge Angehörige von Demenzkranken müssen oft „für zwei denken“, sie übernehmen vielfältige Funktionen im Alltag, werden gleichermaßen zu Managern der Erkrankten und Pflege-Experten. Sie laufen Gefahr, in eine chronische Erschöpfung zu geraten. Ganz wichtig sind Beratungen hinsichtlich Umgang mit von Demenz betroffenen Menschen und wie man sich selbst vor Burn-out und anderen Folgen schützt. Professionelle Hilfe bieten die MAS Alzheimerhilfe bzw. die Demenzservicestellen.
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