Fotocredit: Anna Sophia Schindlauer
Nachbarschaftshilfe oder doch mehr? Die junge Medizinstudentin Anna zieht während dem Corona Lockdown Nummer 2 (oder vielleicht war's schon der 3.?) nach Linz in eine kleine, aber feine Wohnung im Stadtzentrum. Beim Einziehen lernen ihr Papa und sie den Nachbarn kurz kennen: Er heißt Oliver, ist Intensivkrankenpfleger, hört gern laut Musik und ist ziemlich fesch. (Wir hatten Stress, deswegen war's nur ein kurzes Gespräch zwischen Tür und Angel, doch im Nachhinein war uns beiden zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass da wer gaaaaaaanz besonderer nebenan wohnt :)) Zirka einen Monat später wollte Anna vor dem Abendessen nur noch schnell den Müll runterbringen und hat auch an den Schlüssel gedacht (weil bei der neuen Wohnungstür kommt man ja nur mit dem Schlüssel wieder rein). Doch als sie zurückkam sperrte der blöde Schlüssel nicht. Warum? Weil natürlich der 2. Schlüssel innen steckte. Die arme Studentin wollte natürlich nicht sofort den Schlüsseldienst anrufen, daher wurde einfach mal gegoogelt, wie man in seine Wohnung 'einbrechen' kann. Doch woher bekommt man eine Wasserflasche, Kleiderbügel oder Bnkomatkarten? Natürlich beim freundlichen Nachbarn von nebenan, der die Not sofort erkannte und mit Ideenreichtum und allen möglichen Utensilien zur Seite stand. Nach über einer Stunde vergeblicher Versuche, quatschen wir nur noch am Boden im Hausflur. Irgendwie so nebenbei schafften wir es doch noch die Tür wieder zu öffnen. Daraufhin folgten das 'Danke fürs einbrechen helfen-Bier' trinken, ein Kaffee in den Lernpausen, Einkäufe erledigen, weil der liebe Nachbar krank war, Gespräche über den Sinn des Lebens auf unseren Fensterbänken, gemeinsame Kochabende und Spaziergänge,.. Irgendwann haben wir uns dann doch eingestanden, dass hinter der Nachbarschaftshilfe vielleicht doch mehr steckt und hörten auf unser Herz. Seitdem gehen wir durch dick und dünn. Wie zum Beispiel die erneut überfüllte Corona Intensivstation (die Oliver an seine Grenzen trieb), die PM10 Prüfung (die Anna an ihre Grenzen trieb), die 2 Umzüge (die wir nebenbei und ziemlich spontan gemanaged haben) , den Camping Ausflug nach Kroatien (wo wir im Auto geschlafen haben), die 6 Wochen Praktikum im Bundeswehrkrankenhaus in Norddeutschland (wo der Heiratsantrag bei Kerzenschein mit Videobotschaften von zu Hause 'völlig überraschend' geschah) , die 9 Monate Schwangerschaft zu unserer Tochter (die sich den selben Geburtstag, wie ihre Mama ausgesucht hat), die ersten Monate mit einem kleinen Baby im Haus (dazu muss man glaube ich nicht viel sagen) und vieles mehr... Wir merken, dass es uns sehr schwer fällt all die ganzen kitschigen und absurden Zufällen, unseren Stärken und Schwächen, die unsere Beziehung so einzigartig machen oder auch unseren liebevollen Freunden und Familien, die bei unserem Tempo mithalten, nur ansatzweise in diesem Text gerecht zu werden. Wir könnten jetzt schon ein Buch füllen (oder zumindest ein Heft) und wir freuen uns sehr auf das nächste Kapitel, das hoffentlich "Wir gewinnen unsere 'Rundum-sorglos-Hochzeit'" heißt.