HARTKIRCHEN. Die Autorin Karin Peschka hat mit „Dschomba“ einen Roman über die Vergangenheit Hartkirchens – und vor allem des „Serbenfriedhofs“ – geschrieben.

In ihrem Buch geht es um einen Serben namens Dragan, der 1954 plötzlich auftaucht, auf dem halb vergessenen Lagerfriedhof nach den Spuren der Vergangenheit sucht und dann trotz Anfeindungen im Ort bleibt, und eine zehnjährige Wirtstochter, die sich Jahre später für sein Wissen um die Vergangenheit ihres Heimatorts interessiert. Mit Tips spricht die Autorin über ihre Beweggründe für dieses Buch.
Tips: Wie viel aus Ihrem Buch ist tatsächlich passiert und demnach autobiografisch?
Karin Peschka: Die Szenen, die in den 70er-Jahren im Gasthof spielen, sind mit Erinnerungen an meine Kindheit durchfärbt und zum Teil tatsächlich so oder so ähnlich geschehen. Real sind auch der „Serbenfriedhof“ in Deinham, die Hütte, die auf dem Friedhofsgelände steht und die mit eigener Hausnummer früher auch bewohnt war, sowie die beiden im Buch erwähnten Kriegsgefangenenlager.
Tips: Gibt es für die Romanfigur Dragan ein reales Vorbild?
Peschka: Ich könnte kein konkretes Vorbild nennen, hatte aber schon in „Watschenmann“, meinem Romandebüt, 2014, das Gefühl, ihm bereits einmal begegnet zu sein.
Tips: Wie und wann sind Sie mit der Geschichte von Hartkirchen zum ersten Mal in Berührung gekommen?
Peschka: Der Kriegerfriedhof war mir schon als Kind bekannt, vom Vorbeiradeln auf Ausflügen mit den Eltern. Aber erst in meinen frühen Vierzigern bin ich dort stehengeblieben und habe die Inschrift am Eingangstor gelesen. Später stellte ich meinem Vater die Frage, warum dort über siebentausend Menschen begraben liegen, allein aus dem Ersten Weltkrieg über sechstausend, davon 5.362 Serben. Er war erstaunt, dass wir in der Schule nichts über die großen Lager gelernt hatten, von denen der Friedhof als einziger Rest zeugt. Mein Vater ist Jahrgang 1933 und hat das Lager, das im Zweiten Weltkrieg errichtet worden war, noch selbst gesehen.
Tips: Ist der geschichtliche Hintergrund des Lagerfriedhofs in der Gemeinde allgemein bekannt?
Peschka:Das weiß ich nicht. In Eferding wussten viele, mit denen ich mich unterhalten habe, nichts oder nur sehr wenig davon. Abgesehen von den alten Leuten, die diesen Hintergrund, wie mein Vater, noch aus eigenem Erleben kannten.
Tips: Was, denken Sie, halten die Hartkirchner von Ihrem Buch?
Peschka: Ich hoffe, sie nehmen es mit Interesse auf. Die bisherigen Rückmeldungen sind jedenfalls recht wohlwollend.
Tips: Inwiefern hat Sie Ihre Kindheit in einem Gasthof beeinflusst?
Peschka: Es ist eine prägende Erfahrung, in einem Familienbetrieb aufzuwachsen, mit Vor- und Nachteilen für die Familie selbst. Als Vorteil sehe ich, dass sich beim Mithelfen im Gasthof viele Gelegenheiten ergeben haben, Menschen zu beobachten, ihren Gesprächen zu lauschen und ein Gefühl für ihre Eigenheiten zu bekommen.
Tips: Was wollen Sie mit Ihrem Buch erreichen, aussagen, den Lesern vermitteln?
Peschka: Mein Lektor sagt: Erst durch Leser und Leserinnen wird der Text zum Buch. Was immer sie daraus machen, liegt nicht mehr bei mir. Für mich gab es zwei Aspekte, die ich erreichen wollte: mir das Lager ins Gedächtnis zu heben und meinem Sohn, dem das Buch gewidmet ist, ein Bild unserer Kindheit im Wirtshaus zu zeichnen.
Tips: Was hat Sie dazu bewogen, gerade dieses Buch zu schreiben bzw. diese Thematik zu verarbeiten?
Peschka: Neugierde: Wie sieht es aus, wenn man dem Land unter die Haut schaut? Oder, in diesem Fall wohl eher: unter die Felder.
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